Das Stück, das ich hier zeigen möchte, war Teil eines Konvoluts von alten Nachgüssen , aus dem ich bereits mehrere Stücke vorgestellt habe. Von echten Sammlern bestenfalls mit Herablassung betrachtet, tauchen diese Arbeiten mittlerweile in manchen Händlerangeboten zu recht stolzen Preisen auf.
Dateianhang:
1763_Hortus_Medicus_n.jpg [ 109.29 KiB | 21216-mal betrachtet ]
Zitat:
Amsterdam, Hortus Medicus. Einlassmarke für Ärzte und Apotheker 1763 (in Gravur). Messing (Guss). HORTI MED(ici) AMSTEL(odamensis) - LIBER INGRESSUS. Gekröntes Stadtwappen zwischen Füllhörnern auf einem Postament, darauf quergelegt ein Pistill. Auf der Front des Unterbaues Namensgravur Dr Andreas Bruns (?) und Jahreszahl. Rv. Äskulap von vorn stehend mit Schlangenstab zwischen zwei bepflanzten Vasen auf Postamenten, dahinter Architektur. ADEST MAXIMUS AEGRIS AUXILIATOR (Der höchste Helfer des Kranken ist anwesend). 40,78 g, 49 mm.
Minard - Van Hoorebeke, L. Description de Méreaux et Jetons de présence etc. des Gildes et Corps de Métiers, Eglises etc., Gent 1877-1879, I, 88
Wittop - Koning, De Penningen der Noord - Nederlandse Ambachtsgilden. Amsterdam 1978 u. Supplement Amsterdam 1981, p. 65, 30.3
Schweizerischer Bankverein, Niederländische Rechenpfennig und Marken, Auktion 31, Los-Nr. 412 / 413, Zürich, 17. September 1992
Es handelt sich bei dem Stück also nicht um einen Rechenpfennig im herkömmlichen Sinn, sondern um eine - ziemlich imposante - Marke, die zwei Berufsständen kostenfreien Zugang zu einem bestimmten Ort ermöglichte, in diesem Fall dem Hortus Medicus.
Der
Hortus Botanicus Amsterdam wurde als einer der ältesten botanischen Gärten der Welt 1638 als
Hortus Medicus Amstelodamensis gegründet, um medizinische Pflanzen für Apotheker und Chirurgen zu züchten und bereitzustellen. Die Gründung des Hortus stand u.a. vor dem Hintergrund einer Pestepidemie, die in den drei Vorjahren (1634-1637) in Leiden und Utrecht gewütet hatte. Später verlor er seine Funktion, löste sich von der Universität von Amsterdam und wurde zum Hortus Botanicus.
Als Hersteller der Marke wird in Museumsstücken dieses Typs Willem de Wijs, Amsterdam (ohne Lebensdaten) genannt. Die Marke wurde durch individuelle Gravur dem jeweiligen Besitzer zugeordnet. Anhand dieser datierten Gravuren läßt sich feststellen, daß der Typ der Marke unverändert von mindestens 1696 bis 1828 verwendet wurde.
Mit dieser Information ist bei sorgfältiger Betrachtung der Marke zu erkennen, daß es sich nicht um einen Nachguß sondern um ein Original handeln muß. Die vorgegebenen Daten der Beschreibung habe ich daher dem Stück angepaßt.
Gruß klaupo