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 Betreff des Beitrags: imitierter reiter
BeitragVerfasst: 10. Jul 2024, 16:43 
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Magister

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hallo

ich habe hier eine sehr interessante münze. die wurde wahrscheinlich in einer römischen heckenmünzstätte hergestellt. was sagt ihr dazu?

hier mal die daten die ich vom verkäufer bekommen habe:

Nach Constantius II., 337 - 361 n. Chr. AE "Follis", Beischlag, ca. 348 - 350 n. Chr.

Vs: verwilderte Legende, Drapierte Panzerbüste des Kaisers mit Perlendiadem n. r.,
Rs: verwilderte Legende, Soldat (mit Schild) stößt mit Lanze einen vom Pferd gestürzten persischen Reiter nieder, im Feld links Gamma

Gewicht: 3,08 gr
Durchmesser: 22 mm

beim herstellen der imitation wurde ein zeichen auf der vorderseite hinzugefügt. was meint ihr, ist das das zeichen des stempelschneiders? https://postimg.cc/8FMpNQyV

achja, ein anderer münz-sammler hat mir ein bild der imitierten münze (dem original) gezeigt: https://postimg.cc/ykBm07qk


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 Betreff des Beitrags: Re: imitierter reiter
BeitragVerfasst: 13. Jul 2024, 11:23 
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Hofrat
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Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass es sich wirklich um ein selten schönes Beispiel für eine Follis-Imitation handelt. Meinen Glückwunsch! Meistens handelt es sich bei diesen Imitationen um eher "strichmännchenhafte" Prägungen. Wobei ich immer etwas skeptisch bin, was den Herstellungsort dieser Münzen angeht. Die stilistische Ausführung der Portraits auf deiner Münze erscheinen doch sehr professionell, ganz im Gegensatz zur verwilderten Trugschrift der Legenden. Ich denke, dass es sich sicherlich nicht um eine "villa rustica" oder einen kleinen "vicus" als Herstellungsort gehandelt hat Zumindest bei der Herstellung der Portraits dürfte es sich um Münzarbeiter geschlossener Münzprägestätten gehandelt haben.

Zum Hintergrund: Nach David G. Wigg-Wolf setzte um 353/354 eine neue Welle von Imitationen ein und FEL-TEMP-REPARATIO-Reitersturz-Barbarisierungen erscheinen in großen Mengen in Nordgallien und Britannien. Zeitlich fällt diese Welle wohl mit einer Serie von schweren Germaneneinfällen am Rhein zusammen und dazu führten, dass die westlichen Münzstätten die Prägung von Bronzemünzen einstellten, so z. B. auch Trier. Nach der gängigen Meinung waren die Reitersturz-Barbarisierungen eine Antwort auf diese Unterbrechung.

Und nun zu deiner Frage. Ich denke nicht, dass es sich bei den drei Strichen hinter der Kaiserbüste um einen Signierung eines Stempelschneiders handelt. An dieser Stelle findet sich bei Folles häufig ein "A". Da es sich bei den Legenden durchgehend um Trugschriften handelt, wird dies auch hier der Fall sein. Es handelt sich meiner Ansicht nach also um ein Trugschriftsymbol für A.


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 Betreff des Beitrags: Re: imitierter reiter
BeitragVerfasst: 13. Jul 2024, 11:58 
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Magister

Registriert: 25. Nov 2011, 18:33
Beiträge: 84
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Wohnort: Jüchsen, Widderstadt
vielen dank für deine antwort!

wenn ich das original bzw. die trugschrift nicht gesehen hätte, hätte ich ehrlichgesagt nicht gleich an eine imitation gedacht. die sehen für mich dann doch eher 'primitiv' aus und sind doch eher schlecht gemacht. imitationen sehen ja teilweise doch wie comics aus :) man sieht doch öfters, dass die nur schnell geld machen wollten

der stempelschneider, der diese münze gemacht hat, war doch sehr professionell und hat sich ziemlich angestrengt. jetzt wo du es sagst: ich glaube auch nicht, dass das ein einfacher zivilist aus einer heckenmünzstätte war. es war doch eher ein angestellter einer offiziellen münzstätte der illegal münzen hergestellt hat, um sich nebenbei was 'dazuzuverdienen'.

ich weiss auch gar nicht mehr genau, wo ich diese münze erworben habe. ich glaube, dass es der ebay-onlineshop von lanz war. das war schon ca. fünf jahren.

übrigens, danke nochmal an das forenmitglied, der mich auf das original hingewiesen hat.


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