Liebe Freunde,
hier möchte ich Euch ein zwar vielleicht nicht optisch sehr ansprechendes, aber historisch äußerste spannendes Teilgebiet der römischen Numismatik vorstellen:
Die augusteische Zeit in Rom ist sehr gut erforscht, und das äußert sich zum Beispiel daran, dass sich über die meisten Personen von Rang und Einfluss zu dieser Zeit zumindest rudimentäre Aussagen anhand der schriftlichen und epigraphischen Quellen machen lassen. Das ist natürlich numismatisch besonders spannend, wenn es es um die
Triumviri (IIIviri) monetales geht, die Münzmeister der augusteischen Zeit, die ja alle auf den Bronzemünzen verewigt sind (die ja ihrerseits auch historische Quellen darstellen).
Die Dissertation von
S. Hillebrandt: Der Vigintivirat: Prosopographische Untersuchungen für die Zeit von Augustus bis Domitian. Dissertation, Heidelberg 2006. (als pdf) ist im Internet frei erhältlich und gibt eine konzise Zusammenfassung der Erkenntnisse über die bedeutenden Personen der augusteischen Zeit. Unter anderem findet man hier eben Informationen zu den Münzmeistern.
Ich will hier meine drei Asse mal vorstellen, zusammen mit den bekannten Daten der IIIviri. Außerdem ist die kleine Reihe, meine ich, ein gutes Beispiel, dass spannende antike Numismatik nicht teuer sein muss: Alle drei Münzen zusammen haben mich unter 40 Euro gekostet. Ich finde es ungeheuer faszinierend, dass man mit etwas Recherche Menschen, die bereits vor 2000 Jahren gestorben sind, so quasi wieder ein Stück zum Leben erwecken kann...
Jetzt die Münzen:As, 15 v. Chr.; Rom; 11,21 g; 26 mm.
Av.: TRIBVNIC P[OTEST CAESAR AVGVST]VS; barhäuptiger Kopf des Augustus n. re.
Rv.: L SVRDINVS · III · VIR· A· A· A· F · F / S · C.
RIC² 386 (c).
L. Surdinus war ein Homo novus ohne senatorische Vorfahren. Es ist nichts über ihn bekannt, außer dass er später Praetor wurde und wohl einen gleichnamigen Sohn hatte. Hillebrandt datiert das Münzmeisteramt (mit Fragezeichen versehen) auf das Jahr 23 v. Chr.Dateianhang:
mmaug_drei.JPG [ 55.21 KiB | 3997-mal betrachtet ]
As, 7 v. Chr.; Rom; 9,83 g; 27 mm.
Av.: [CAES]AR AVGVST PONT MAX [TRIBVNIC POT]; barhäuptiger Kopf des Augustus n. re.
Rv.: M SALVIVS OTHO · III · VIR· A· A· A· F · F / S · C.
RIC² 431 (c).
M. Salvius Otho war ein homo novus und stammte aus einer alten und angesehenen Familie Ferentiums, wahrscheinlich aus etruskischem Adel. Durch Livia Augustas Gunst, in deren Haus er aufwuchs, wurde er Senator. Sein Enkel war der spätere Kaiser Otho. Salvius’ Ehefrau stammte aus einem genus praeclarum.Dateianhang:
mmaug_salvius.JPG [ 75.59 KiB | 3997-mal betrachtet ]
As, 6 v. Chr.; Rom; 8,62 g; 25 mm.
Av.: CAESAR AVGVST PONT MAX [TRIBVNIC POT]; barhäuptiger Kopf des Augustus n. re.
Rv.: A LICIN NERVA SILIAN · III · VIR· A· A· A· F · F / S · C.
RIC² 437 (c).
A. Licinius war der Nachkomme des P. Silius [Nerva?], eines Parteigängers des Octavian und Konsuls des Jahres 20 v. Chr. Licinius’ Adoptivvater hieß
Aulus [Licinius Nerva?] und war IIIvir monetalis unter Augustus. Vermutlich durch seinen frühen Tod konnte A. Licinius Nerva Silianus den Ruhm, den sein Adoptivvater erlangt hatte, nicht mehr steigern. Es ist denkbar, daß Licinius mit Augustus befreundet war. Daß er weniger als das übliche Intervall von 15 Jahren zwischen Vigintivirat und Konsulat warten mußte, ist wahrscheinlich auf die enge Bindung zu Augustus zurückzuführen. Auch seine leiblichen Brüder, einer war der Münzmeister P. Silius, bekleideten den Konsulat. Licinius starb wahrscheinlich im August 7 n. Chr., da er damals durch den Suffektkonsuln Lucilius Longus ersetzt wurde.Dateianhang:
mmaug_nerva.JPG [ 63.24 KiB | 3997-mal betrachtet ]
So, das wars. Ich hoffe, es hat Euch Freude gemacht!