Der berühmte "Zinsgroschen", im anglo-amerikanischen Raum "Tribute Penny" genannt, ist eben wegen der biblischen Legende besonders gesucht. Darum möchte ich den Hintergrund dazu kurz anreißen.
Von Tiberius gibt es nur drei verschiedene Denare. Zwei davon sind außerordentlich selten, während der dritte massenhaft geprägt wurde und lange im ganzen Reich, also auch im vorderen Orient, umlief. Steuerzahlungen im römischen Reich waren seinerzeit in Silbermünzen des herrschenden Kaisers zu entrichten, also in Denaren. Dies als Vorbemerkung zu den folgenden Ausführungen.
Weil Jesus, der bekanntlich während der Regierungszeit des Tiberius (14–37) wirkte, sich durch seine Beliebtheit beim Volk viele Neider und Feinde machte, versuchten die Pharisäer und Handlanger des Herodes ihn zu unbedachten und gegen die Obrigkeit gerichteten Äußerungen zu provozieren (Zitat N.T. Markus 12, Vers 14 – 17):
14. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen des Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist’s recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben?
15. Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr mich? Bringet mir einen Groschen, daß ich ihn sehe!
16. Und sie brachten ihm. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers.
17. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn.
Immer vorausgesetzt, diese Szene hat sich tatsächlich in der berichteten Weise zugetragen, muß es sich bei der Jesus vorgelegten Münze mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Denar gehandelt haben, der auf dem Avers den belorbeerten Kopf des Tiberius zeigte und auf dem Revers seine als Pax nach rechts sitzende Mutter Livia (RIC 26, 28 oder 30).
Wer also ein solches Stück in der Hand hält, kann sich mit etwas Fantasie in die damalige Situation hineinträumen. Und wer weiß: Vielleicht war es just sein Stück, das Jesus damals in der Hand gehabt hat! Die oben zitierte Stelle aus dem Markusevangelium hat dem Tiberiusdenar jedenfalls in Numismatikerkreisen die Bezeichnung "Zinsgroschen" eingetragen.
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