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Historische Ereignisse im Münzbild https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=47&t=1888 |
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Autor: | sulcipius [ 20. Feb 2010, 17:55 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild |
Lieber Simon ! Eine sehr gute Idee, solch einen Thread zu starten ![]() ![]() Ich möchte als Nächtes eine, so denke ich nicht allzu oft gezeigte Münze vorstellen, die unter dem Kaiser Philippus Arabs geprägt wurde und den Betrachter, dessen Sieg über die Carpen mitteilen soll. ============ 245/246 sollen die Carpen die Grenzen des römischen Imperiums überschritten haben und die Provinz Moesia Inferior verwüstet haben. Der dortige Statthalter Severianus, Schwiegervater, bzw. Schwager des Kaisers, war nicht in der Lage die Provinz zu verteidigen. Philippus selbst zog mit einem Heer Ihnen entgegen und konnte sie, nach mehreren Gefechten, 247 endlich zum Frieden zwingen ! ============= Zitat: Antoninian/ROMA A) IMP PHIILIPPVS AVG Drapierte, gepanzerte Büste mit Strahlenkrone nach rechts R) VICTORIA CARPICA Victoria eilt nach rechts, hält Kranz und Palmzweig Gewicht:3,93g Ø: 22mm Referenz: RIC IV/III/66 gepr.:247 gek.: Rutten&Wieland Dateianhang: Liebe Grüße Gerhard |
Autor: | Julianus v Pannonien [ 20. Feb 2010, 18:45 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild | ||
Hallo Gerhard! Herzlichen Dank für deinen Beitrag ![]() Wirklich nicht oft gezeigt! ein sehr spannendes Stück mit intressanter Geschichte! Die nächste Münze ist zwar nicht ausserordentlich hübsch erhalten aber vermittelt auch eine intressante Geschichte. Der Revers dieses Hadrian Sesterzen zeigt den Kaiser einer Gruppe Soldaten mit Feldzeichen voranmarschierend. im Abschnitt ist DISCILINA AVG erkennbar. Dieser Revers weist auf die Heeresreform des Hadrian hin. ---------------------- Die Heeresreform äusserte sich durch die verstärkung/befestigung und Organisation der Grenzgarnisonen, des Stops der Expansionstätigkeiten und das wiederherstellen der "Disziplin". Hadrian stellt sich selber auf der Münze als der dar, der als gutes Beispiel voranmarschiert. Geprägt wurde die Münze zwischen 134-138 also während dem Bar Kochba Aufstand in Judäa höchstwahrscheinlich wollte der Kaiser damit auch die Legionäre für Ihre Standhaftigkeit loben (DISCIPLINA) ---------------------- Grüsse Simon
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Autor: | Jochen [ 20. Feb 2010, 21:43 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild | ||
PAX FVNDATA CVM PERSIS Hier möchte ich eine Münze vorstellen, die für einen der umstrittensten Kaiser des römischen Reiches geprägt wurde. Es handelt sich um Philipp I. Arabs. Einerseits wird er dargestellt als Sohn eines arabischen Scheichs, nach Edward Gibbon also ein Räuber, und als machtgieriger Prätorianerpräfekt der Mörder des bei den Historikern beliebten Gordian III. Andererseits soll er nach Eusebius der erste christliche Kaiser Roms gewesen sein. Dies Gerücht ist aber wohl falsch und aus dem Gegensatz zu Trajan Decius zu erklären, unter dem grausame Christenverfolgungen begannen. Er scheint die Christen eher toleriert zu haben. Es wird gesagt, daß er ein Anhänger der Stoa gewesen sein soll, und er soll alles getan haben, um Ungerechtigkeiten und Übergriffe der Verwaltung zu bekämpfen. Eine Reihe seiner Gesetze zur Stärkung der Bürgerrechte fanden später Eingang in den Codex Iustinianus. Philip I. Arabs 244-249 AR - Antoninian, 5.10g, 22mm Antiochia 247 Av.: IMP CM IVL PHILIPVS PF AVG PM drapierte und cuirassierte Büste mit Strahlenkrone n.r. Rv.: PAX FVNDATA CVM PERSIS Pax n.l. stehend, hält Olivenzweig und Querzepter RIC IV/3, 69; C.113 Selten, fast VZ Diese Münze ist eine der etwas selteneren des Philipp I. Allerdings ist sie in den letzten 10 Jahren häufiger auf den Markt gekommen. Sie feiert den Friedensvertrag, den Philipp mit den Persern geschlossen hatte. Nachdem Philipp zum Augustus ausgerufen worden war, galt seine größte Sorge der Festigung seiner Herrschaft. Dazu mußte er nach Rom. Deshalb schloß er mit dem Perserkönig Shapur einen überstürzten, schmählichen Friedenvertrag, der ihn verpflichtete, dem Perser 50 Millionen Sesterzen und wahrscheinlich auch einen jährlichen Tribut zu zahlen. Er war bei diesen Verhandlungen glücklicher als Macrinus es gewesen war, der ja deswegen ermordet wurde. Dieser Friedensvertrag ermöglichte es ihm, nach Rom zu reisen, um dort vom Senat seine Anerkennung als Kaiser zu gewinnen, was ihm auch gelang. Der Friedensvertag war zwar für die Römer schimpflich, aber obwohl Großarmenien nur noch dem Namen nach unter der Vorherrschaft der Römer stand, blieben doch Unterarmenien und Mesopotamien bis nach Singara unter der Kontrolle Roms. So fühlte sich Philipp berechtigt, den Titel PERSICVS MAXIMVS zu führen. Der Titel am Ende der Averslegende, PM, steht hier deshalb nicht für Pontifex Maximus, sondern für Persicus Maximus. Curtis Clay hat dazu geschrieben: Die Gründe für diese Interpretation sind: (1) Die Hervorhebung von PM dadurch, daß es in die Averslegende integriert ist, besonders dadurch, daß es vom Rest der Legende getrennt ist und direkt unter die Büste plaziert ist. Das letztemal, daß PM Pontifex Maximus bedeutete und in die Averslegende integriert war, war, glaube ich, unter Marcus Aurelius. (2) Diese Reverslegende ist die einzige während Philipps Herrschaft, die an die Abmachung mit den Persern erinnert: PAX FVNDATA CVM PERSIS. (3) Die frühe Datierung dieser Titulatur mit PM wird bestätigt durch ihr Erscheinen auf Münzen von Viminacium aus Philipps erstem Jahr, AN V, und auf ihrem Erscheinen auf seinen frühesten Münzen von Antiochia in Pisidia. (4) Inschriften bestätigen, daß Philipp tatsächlich einen Siegertitel erhielt für seine Parthischen Abmachungen zu Beginn seiner Herrschaft, den er aber später wieder fallen ließ: Drei Meilensteine nennen Philipp Parthicus Maximus, und eine Widmung nennt ihn Persicus Maximus. Zu Illustrationen und Referenzen siehe Pink, Antioch or Viminacium, Num. Chron. 1935 Aurelius Victor, De Caesaribus (lat./deutsch) Michael Grant, Die römischen Kaiser Chris Scarre, Die römischen Kaiser www.roman-emperors.org (dies ist ein Artikel aus dem deutschen Forum!) Mit freundlichen Grüßen
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Autor: | helcaraxe [ 20. Feb 2010, 21:54 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild |
@jochen: spannende Münze, aber wäre nicht als Prägejahr 244 und nicht 247 anzunehmen, da nach Kienast Philipp den Titel P M nur kurz nach seiner Herrschaft geführt hat und später nicht mehr? |
Autor: | Jochen [ 21. Feb 2010, 01:29 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild |
Im RIC läuft die Münze zwar unter 'undated', aber Dein Hinweis auf Künast ist plausibel. Ich habe übrigens noch eine genauere Datierung gefunden: Vor der Erhebung von Philipp II. zum Caesar im Sommer 244. Ich habe meine Beschreibung schon geändert. Vielen Dank |
Autor: | Julianus v Pannonien [ 21. Feb 2010, 09:59 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild | ||
Spannende Münze Jochen, so eine wollt ich mir auch noch zulegen ![]() Eine weitere Geschichte zu einer Münze: ============================================================ DE SARMAT Nachfolgender Sesterz wurde 176 nach einem Sieg des Marcus Aurelius über die Sarmaten geprägt. 175 n. Chr. überschritt der Sarmatische Stamm der Jazygen die Donau in der nähe des schwarzen Meeres, Marc Aurel stellte sich dem Eindringling und errang einen Sieg. im darauf folgenden Waffenstillstand verlangte Marc Aurel vom jazygischen König Zanticus 8.000 Reitertruppen als Tribut, wovon 5.500 sofort in die römische Provinz Britannia verlegt wurden. diese Sarmaten wurden als Hilfstruppen der römischen Legion VI Victrix zum Schutz des Hadrianswalls gegen die schottischen Pikten stationiert ============================================================= Zu sehen ist auf der überfüllten Rückseite der Münze ein Haufen erbeuteter Sarmatischer Waffen. Markannt für die Sarmaten waren die Draco- Standarten von denen man auch 2 Köpfe aus dem Waffenhaufen ragend erkennen kann. Sesterz AV: Belorbeerter Kopf n.r Leg: M ANTONINVS AVG GERM SARM TRP XXXI RV: Haufen Sarmatischer Waffen Leg: IMP VIII COS III P P / SC Ex: DE SARMATIS Rom RIC 1190 Viele Grüsse Simon
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Autor: | Laterarius [ 21. Feb 2010, 11:22 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild |
Jochen hat geschrieben: Im RIC läuft die Münze zwar unter 'undated', aber Dein Hinweis auf Kienast ist plausibel. Ich habe übrigens noch eine genauere Datierung gefunden: Vor der Erhebung von Philipp II. zum Caesar im Sommer 244. Ich habe meine Beschreibung schon geändert. Für diese Datierung spricht auch die Münzprägung von Anazarbos in Kilikien. Ein Münztyp aus dem Jahr 263 der Stadt (Herbst 244/Herbst 245 n. Chr.) stellt eine exakte Kopie der hier diskutierten Reichsmünze aus Antiochia dar. Der Friedensschluss wurde offenbar großräumig in den gefährdeten Ostprovinzen begrüßt und gefeiert: R. Ziegler, Kaiser, Heer und städisches Geld. Untersuchungen zur Münzprägung von Anazarbos und anderer ostkilikischer Städte, Wien 1993, 330f., Nr. 729f.; dazu S. 123. Beste Grüße Laterarius |
Autor: | Jochen [ 21. Feb 2010, 13:24 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild | ||
Danke! Mit Literatur bist Du ja phantastisch ausgestattet! Die Münze von Julianus ist sehr interessant. Ich besitze eine ähnliche, leider nur einen Denar, auf dem man die Einzelheiten nicht so genau erkennen kann. Marcus Aurelius, 161-180 AR - Denar, 3.25g, 18.8mm Rom, Dez.175 - Dez.176 Av.: M ANTONINVS AVG GERM SARM im Abschnitt DE GERM Rv.: TRP XXX IMP VIII COS III PP Waffenstapel Ref.: RIC III, 338; RSC 154a; nicht im BMCR Nicht häufig, SS Diese Ausgabe feiert den Sieg, den Marcus Aurelius gegen die Marcomannen und Quaden erzielt hatte, die 169 in Norditalien eingedrungen waren und bei Aquileia einen Sieg über die Römer erzielt hatten. In zeitaufwendigen und kostspieligen Feldzügen gelang es Marcus sie nacheinander zu besiegen und konnte anschließend 2 neue Provinzen errichten: Marcomannia und Sarmatia. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die einzelnen Geräten zu bestimmen: 1. Vorne in der Mitte ein mit Schuppen besetzter Brustpanzer 2. li und re dahinter je 2 große ovale Schilde verziert mit einem geometrischem Muster 3. li und re auf dem Boden je ein kleinerer sechseckiger Langschild, nur teilweise zu sehen 4. auf der linken Seite ein nach oben gebogenes öanges Musikinstrument mit großem Schalltrichter (keltische Carnynx?) 5. entsprechend auf der re Seite langer oben gebogener Stab (Musikinstrument?) 6. oben li ein Feldzeichen (Stab mit Rinderschädel?) 7. oben re ein geometrisch verzierter sechseckigerf Langschild 8. dazwischen eine Knotenstab (Bogen?) 9. am li Rand 2 Speere mit der Spitze n.r., am re Rand das hintere Ende des unteren Speers. Ich habe schon zu hören bekommen, daß es Unsinn sei, dieses Geräte bestimmen zu wollen. Aber ich bin anderer Meinung und hoffe, eure Meinungen zu den Einzelbeschreibungen zu hören. Mit freundlichem Gruß
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Autor: | Julianus v Pannonien [ 22. Feb 2010, 18:41 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Historische Ereignisse im Münzbild |
Ich finde es gar nicht Unsinnig die Geräte bestimmen zu wollen, denn dieser Haufen zeigt einige intressante Details, sozusagen ein Auszug aus der Waffenkammer der Feinde Roms, die Schuppenrüstung z.B. ( Lorica Squamata) wurde von den Römern zu dieser Zeit nur selten getragen. also ist schwer anzunehmen, dass diese vom Feind stammt, genau wie die Langschilde, die Carnyx, und die Sarmatischen Draco Standarten. Klar kann man die Gegenstände verschieden Interpretieren, aber sich schon nur mal genauer zu Achten finde ich bei dieser Münze äusserst spannend. Viele Grüsse Simon |
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