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Schöne Grüße aus Lennestadt!
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Autor:  justus [ 21. Sep 2009, 10:34 ]
Betreff des Beitrags:  Schöne Grüße aus Lennestadt!

Es ist doch manchmal seltsam, was für Vorurteile wir haben, nur weil jemand der deutschen „Mutterprache“ nicht so ganz mächtig und numismatisch gesehen kein Papst ist! Vor einigen Wochen habe ich es mal gewagt und eine Münze, die mir aufgefallen war, für ein paar EUR aus Lennestadt zu kaufen. Es handelte sich übrigens bei diesem „Lennestädter“ um eine nette und freundliche junge Frau, die sehr bemüht war, alles richtig zu machen.

Die Reinigung gestaltete sich etwas schwierig, da die verbliebene Fundverkrustung (Photo täuscht) die Härte von Beton aufwies und selbst mit meiner Methode für besonders schwerwiegende Fälle von Buntmetallverkrustungen (Ballistol-Waffenöl und Skalpell), nahezu unlösbar schien und sich über mehrere Tage erstreckte. Doch das Ergebnis, nach Reinigung, Neupatinierung und Konservierung lässt sich sehen, wie ich denke.

Eine vorzügliche, fast stempelfrische Prägung des Theodosius I. Um euch den Reinigungsvorgang einmal zu dokumentieren (was leider viel zu selten gemacht wird, trotz aller Reinigungsthreads), habe ich zwei Photos beigefügt (vorher – nachher).

Theodosius I.
Æ 2, Antiochia (3. Offizin) 373 – 383 n. Chr.
Av. DN THEODO – SIVS PF AVG / Drapierte, gepanzerte Büste mit Helm (verziert mit Perlendiadem) nach rechts, hält Speer und Schild.
Rv. GLORIA RO – MANORVM / Kaiser auf Schiffsbug nach links stehend, rechte Hand zum Gruß erhoben, dahinter Viktoria am Steuerruder. Im Feld links Kranz. Im Abschnitt ANT Γ.
Gewicht: 5,29 g. Durchmesser: 23 mm.
Referenz: RIC IX 40d2; RSC 19.

Mit freundlichen Grüßen Justus

Dateianhänge:
Theodosius I. - RIC IX 40d2 (1).jpg
Theodosius I. - RIC IX 40d2 (1).jpg [ 83.03 KiB | 8904-mal betrachtet ]
Theodosius I. - RIC IX 40d2 (2).jpg
Theodosius I. - RIC IX 40d2 (2).jpg [ 83.25 KiB | 8904-mal betrachtet ]

Autor:  harald [ 21. Sep 2009, 10:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Schöne Grüße aus Lennestadt!

Da sieht man, dass es überall auch Ausnahmen gibt.
Die Restaurierung ist klasse gelungen. :shock:

Das mit den vorher- nachher Fotos ist eine gute Idee!
Gratulation, lieber Justus zu Deinen restauratorischen Fähigkeiten und zum Erwerb dieser Münze.
Womit hast Du nachgedunkelt, Schwefelleber oder Parisser Oxid?

Viele Grüße
Harald

Autor:  helcaraxe [ 21. Sep 2009, 12:26 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Schöne Grüße aus Lennestadt!

Ich vermute, gar nicht - das dunklere Foto ist lediglich durch andere Beleuchtung entstanden, oder liege ich falsch?

Autor:  justus [ 21. Sep 2009, 17:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Schöne Grüße aus Lennestadt!

@ Harald & Mattias
Nein, Mattias, die Münze ist wirklich neupatiniert. Ich verwende dazu eine Galvanotechnik, die ich noch während meines Studiums kennengelernt habe. Sie funktioniert folgendermaßen. Die Münze wird bis auf das blanke Metall gereinigt, entfettet und dann mit Hilfe von Kupfer-Elektrolyt (I) neupatiniert. Dazu verwende ich wahlweise ein Elektrolyse-Bad oder einen Galvanisierstab. Je nach gewählter Ausgangsleistung (3 - 12 Volt), läßt sich eine entsprechende braune bis schwarze Patina neu aufbauen. Mit Hilfe von Kupfer-II-Nitrat (3-Hydrat) können auch Grün- oder Blau-Töne erzeugt werden. Nachbehandlung und Konservierung mit Micro-Crystalline-Wax. Mit Kupfer-Elektrolyt II erreicht man hochglänzende, rötlich schimmernde Oberflächen. Das gleiche Verfahren kann natürlich auch zum Versilbern oder Vergolden von Münzen verwendet werden. Wenn man die Oberfläche vorher mit Scheuersand bearbeitet, ergeben sich matte, guthaltigem frührömischen Silber täuschend ähnliche Oberflächen.

mit freundlichen Grüßen --------> JUSTVS, der Kupferstecher*

* spätmittelalterlicher Münzfälscher

Autor:  helcaraxe [ 21. Sep 2009, 17:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Schöne Grüße aus Lennestadt!

Na, Donnerwetter, hätte ich nicht gedacht. Da kann man mal sehen, was moderne Wissenschaft alles möglich macht - und dass sich der moderne Numismatiker auch in der Naturwissenschaft (Physik und Chemie) soweit auskennen sollte, um dergleichen zu verstehen zu können.

Hoffen wir nur mal, dass gewisse "bulgarische" Herrschaften hier nicht mitlesen und sich ihre eigenen Gedanken darüber machen....

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