Zoticus,
Ich habe nicht nur Frau Krengels Aufsatz, von dem sie mir einen Sonderdruck geschickt hat, zusammen mit den Anmerkungen ganz genau gelesen, sondern mit ihr darüber auch einen Briefwechsel geführt. Es steht ausser Zweifel, dass auch Laterarius, der ja, wenn ich sagen darf, Althistoriker und akademischer Numismatiker ist, den Aufsatz sorgfältig gelesen hat.
Dass das „Horn“ ein Priesterabzeichen war, ist keine Entdeckung von Frau Krengel. Das ist ja offensichtlich, das Horn erscheint im Laufe von 221 auf der Vs. gleichzeitig mit den vier Rs.Typen, die den Kaiser beim Opfern an seinen Gott zeigen. Dressel z.B., der 1920 gestorben ist, wusste bereits in seinem Buch über die römischen Medaillone in Berlin, dass das Horn ein Priesterabzeichen gewesen sein muss.
Es war ein sehr plausibler Vorschlag von Frau Krengel, denke ich, dass Elagabal nach dem ersten Prätorianeraufstand das Horn von seinem Münzporträt streichen musste. Aber auch als ein Priesterabzeichen jedweder Art, das den Kaiser als Oberpriester eines fremden Gottes bezeichnete, den er zum Hauptgott des römischen Pantheons befördert hatte, musste das Horn im Münzporträt Anstoss erregt haben. Sein Verschwinden Anfang 222 beweist deshalb keinesfalls, meine ich, dass das Horn ein Stierpenis gewesen sein muss.
Nicht aufgrund von Weisers kaum stichhaltigem Widerspruch habe ich die These von Frau Krengel abgelehnt, sondern weil sie mir von Anfang an als unwahrscheinlich und keinesfalls bewiesen vorgekommen ist.
Mit freundlichem Gruss,
Curtis Clay
Dressel, Medaillone, S. 186, Anm. 1: "Da das Abzeichen am Kopfe des Elagabalus fast nur auf Prägungen vorkommt, die auf der Rs. den Kaiser als Elagabalpriester darstellen..., könnte es eine mit dem Kultus des Elagabalsteins zusammenhängende Bedeutung haben."
K. Pink, Der Aufbau der röm. Münzprägung, Num. Zeitschrift 67, 1934, S. 13: "Mit Horn als Solpriester"
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