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Kleinsilber nach englischem Vorbild.
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Autor:  harald [ 1. Jul 2009, 09:38 ]
Betreff des Beitrags:  Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Von diesem Obol sind lediglich 3 Exemplare bekannt, eines aus Österreich und 2 aus Mähren.
(H. Jandrasits, Kleinsilber nach englischem Vorbild, MÖNG Band 48, 2008, Nr1)

Schon Dembski hat in seinem 2005 publizierten Aufsatz auf diesen Zusammenhang hingewiesen.
( G. Dembski, zwei neue Keltenmünztypen aus Österreich, MÖNG Band 45, Nr4)

viewtopic.php?f=46&t=579

Das direkte Vorbild stammt so wie bei mehreren anderen in Ostösterreich gefundenen Typen
aus England und ist ein weiterer Beweis für die weitreichenden Handelsbeziehungen
keltischer Stämme in der ausgehenden späten Latenezeit.

G: 0,38g
D: 8mm
guthaltiges Silber
Avers leicht gewölbt, revers plan.

aktuelle Datierung des englischen Vorbilds: 30v.- 10n.Chr.
Datierung: 30/25v.Chr.- 10/20n.Chr.
Auch die in Roseldorf gefundene "Druidenkrone" weist auf Beziehungen der österreichischen Kelten zu den Stämmen Englands hin.

Diese Prägungen sind der Beweis, dass in dieser spätesten Periode der keltischen Besiedlung Österreichs in Niederösterreich und den angrenzenden Gebieten noch keltisches Kleinsilber umlief.
Offenbar besaßen um die Jahrhundertwende einige in ihren ursprünglichen Siedlungsraum verbliebene Stämme, im Gegensatz zu ihren germanischen Nachbarn noch ihre eigene Währung in Form von Kleingeld.
Sowohl der Zweck dieser letzten Prägungen, als auch die weitreichende Verbindung zu England bedarf noch einer genauen Klärung.

Gruß
Harald

Dateianhänge:
Iceni- Imitation Av..JPG
Iceni- Imitation Av..JPG [ 32.42 KiB | 16244-mal betrachtet ]
Iceni- Imitation Rv..JPG
Iceni- Imitation Rv..JPG [ 37.66 KiB | 16244-mal betrachtet ]

Autor:  biatec [ 1. Jul 2009, 09:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Wieder einmal ein phantastisches Stück.

Ich finde diese numismatische Spätphase in Ostösterreich besonders interessant und die zu dieser Zeit auftretenden Verbindungen nach England.

LG

biatec

Autor:  harald [ 1. Jul 2009, 10:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Hallo biatec!

Gerade über diese Zeit sind wir auf numismatische Nachweise angewiesen.
Bisher gibt es 5 verschiedene Prägungen aus diesem Zeitraum und alle mit englischem Bezug.

Im heutigem Geschichtsunterricht wird immer noch immer die Meinung vertreten wird,
die Römer hätten die keltischen Gebiete südlich der Donau annektiert und die Kelten nördlich davon wurden von den Germanen vertrieben.
Diese Prägungen sind ein Nachweis für das Weiterbestehen einiger Stämme im 1.Jh.n.Chr. neben den neu angesiedelten Markomannen und Quaden, möglicherweise sogar einer friedlichen Koexistenz..

Grüße
Harald

Autor:  KarlAntonMartini [ 1. Jul 2009, 12:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Könnte es sein, daß sich britische Kelten nach dem gescheiterten Boudicca-Aufstand (61 n. Chr.) zu ihren Verwandten ins heutige Österreich flüchteten? Grüße, KarlAntonMartini

Autor:  harald [ 1. Jul 2009, 17:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Dafür gibt es leider keinen Nachweis.
Die bisher bekannten Ostösterreichischen Prägungen, die nach englischem Vorbild entstanden sind,
stammen alle schon aus der ersten Hälfte des 1.Jh.n.Chr.
Aus dem Zeitraum nach dem Aufstand fanden sich bis jetzt keine Nachahmungen in Österreich oder den angrenzenden Ländern.

Hier ist ein link zum englischen Vorbild der hier vorgestellten Münze:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 2&Lot=2007

Grüße
Harald

Autor:  KarlAntonMartini [ 1. Jul 2009, 20:26 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Danke!

Autor:  biatec [ 2. Jul 2009, 07:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Hier Parallelen zwischen den beiden Münzbildern zu finden fällt mir schwer.

Der Kopf nach links ist stilistisch und auch betreffend allfälliger übereinstimmender Details stark abweichend

und das Pferd des Kleinsilbers sieht aus wie ein Verschnitt ostnorischer Pferde und jener des späten Roseldorf II Typs.

Das Pferd auf dem Iceni-Silber ist für mich völlig abweichend, wobei mir bewusst ist, dass bei vielen Imitationen lediglich die Vs. kopiert wurde und die Rs. meist freier war.

Bitte um Erleuchtung, wie man in diesem Fall auf die Verbindung kommt.

LG

biatec

Autor:  harald [ 2. Jul 2009, 09:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Hallo biatec!

Wie Du sicher weist, wird ein Vorbild fast nie 1:1 kopiert.
Die Parallelen beziehen sich hier auf den Avers.
Gerade von dem hier gezeigten Typ der Iceni gibt es sehr viele zum Teil stark unterschiedliche Stempelvarianten.

Die bei coinarchives gezeigten Stücke stellen nur einen kleinen Ausschnitt dar.
Bei Van Arsdell und anderen Standartwerken finden sich noch weitaus mehr Belege mit mehreren Parallelen.
Charakteristisch ist jedoch die Darstellung des über den Kopf gezogenen Fells mit einer Reihe von parallelen Bögen mit Kugelabschluß und des stark stilisierten Profils sowie des bogenförmigen Ohres..

Grüße
Harald

Autor:  EdgarWENDLING [ 10. Feb 2010, 18:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

Hallo Harald,

Du schreibst
Datierung der Nachahmung: 80 BC - 20 AD
Datierung des englischen Vorbilds: ca 30 BC (- 10 AD
Da muss doch irgendwo ein Druckfehler sein??
Der Link zu dem Vorbild funktionniert leider nicht mehr.

Grüsse

Edgar

Autor:  harald [ 11. Feb 2010, 17:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kleinsilber nach englischem Vorbild.

:oops:
Tatsächlich ein Tippfehler.
Wurde bereits korrigiert.

Gruß
Harald

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