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Imitation Philipp III https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=44&t=4711 |
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Autor: | harald [ 20. Nov 2012, 09:20 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III | ||
Diese Imitation aus der römischen Kaiserzeit stammt aus dem 2.Jh.n.Chr. und ist damit etwa 500 Jahre jünger. Es handelt sich um eine seltene Portraitfibel aus der römischen Kaiserzeit. Bei dieser Fibel handelt sich eher um eine Brosche, da der Zweck sicher über das Zusammenhalten der Kleidung weit hinaus ging und es sich hier primär um ein Schmuckobjekt handelt. Im Gegensatz zu den fast industriell in großer Anzahl gefertigten Standardtypen der provinzialrömischen Fibeln, habe wir hier ein Einzelstück vor uns, welches möglicherweise sogar auf Auftrag gefertigt wurde. Diese Scheibenfibel gehört zu einer kleinen Gruppe von Fibeln mit gefassten Einlagen aus Pressblech, die durchwegs Herrscherportraits tragen. Bei den meisten Exemplaren aus dieser Typenreihe ist das gefasste Pressblech leider so schlecht erhalten, dass eine nähere Bestimmung kaum mehr möglich ist. Eine Variante wurde von R. Göbl in seiner Antiken Numismatik, Bd. 2 auf Tafel 19 vorgestellt und in diesem Zusammenhang verweist Göbl auf den münzähnlichen Charakter des Objektes. Zwei weitere Parallelen stammen aus einem Grab aus Regensburg, welches in die 2. Hälfte des 2.Jh.n.Chr. datiert wird. Die beiden Fibeln zeigen die Portraits eines Ehepaares im Stil des Kaiserhauses der Zeit der Mitte des 2.Jh.n.Chr. ( M. Mackensen, ein Fibelgrab aus Regensburg- Großprüfening, Bayerische Vorgeschichte 1973, 57ff.) Die bronzene Fibel ist aus 3 Teilen zusammengesetzt und komplett erhalten. Maße: D: 38mm D. Medaillon: 14mm H: 8mm. Der Oberteil besteht aus einer achtseitigen Rosette, ähnlich einer Blütenknospe, welche ein vergoldetes Innenmedaillon umrahmt. Der Unterteil mit einer Spiralkonstruktion ist mit dem Oberteil durch 4 Nieten verbunden. Das vergoldete Medaillon ist in Pressblechtechnik entstanden und zeigt das idealisierte Portrait von Alexander III mit Löwenskalp. Ähnliche Abbildungen kommen in römischer Zeit bis ins 4. Jahrhundert vor. (zB. auf Kontorniaten- siehe A. Alföldi, die Kontorniaten, Budapest 1943, 20) Bei der Pressblech- oder Repoussetechnik lag ein dünnes Metallblech auf einer weichen Unterlage aus Blei oder einer Pechmischung und das Bild wurde mit einer extra angefertigten Patrize in das Blech gedrückt. Der Hohlraum zwischen dem Blech und dem Fibeluntergrund wurde mit Harz oder ähnlichem Material ausgefüllt. Mit dieser Fibel wollte der Besitzer wohl sein Wissen und seine Bildung nach außen sichtbar machen. Datierung: 2.Jh.n.Chr. In den Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie ist 2001 ein Aufsatz über diese Fibel publiziert (R.Ö., 23/24, 2000-2001, S 41-45) Weitere Publikationen dieses Stückes: W. Melchart, Antike Kosbarkeiten aus österreichischem Privatbesitz, Wien 1997) Grüße Harald
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Autor: | DOCISAM [ 21. Nov 2012, 21:27 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III |
Hallo Harald, sowohl die Münze als auch die Fibel sind wunderschöne Stücke. Eine Frage zur Münze: Woran erkennt man, dass sie kein griechisches Original ist? Weil dort nicht ΒΑΣΙΛΕΩΣ sondern BIΛΣIΛΣ steht? Viele Grüße, Docisam |
Autor: | harald [ 22. Nov 2012, 13:49 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III |
Hallo DOCISAM! Danke schön! Da die ikonographischen Details nur in einigen wenigen Punkten vom Original abweichen, besteht bei diesen frühesten Kopien der Hauptunterschied in der barbarisierten Legende. Viele Grüße Harald |
Autor: | harald [ 10. Jan 2013, 11:23 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III | ||
Zu diesem Großsilber gab es auch Teilstücke in Form von Drachmen. Eine relativ frühe Variante wurde hier bereits vorgestellt: viewtopic.php?f=44&t=3935 Bei dieser Prägung handelt es sich um eine späte Variante. Charakteristisch dafür ist die Stilisierung im typisch keltischem Stil, wie sie häufig nach mehrmaligem Umschnitt der Stempel im fortgeschrittenem Stadium erkennbar ist. Besonders die Darstellung des Herakleskopfes auf dem Avers ist hier vom griechischen Vorbild schon sehr weit entfernt und mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie dem Verfertiger dieses Stempels auch nicht mehr bekannt. Drachme der Thrako- Kelten Imitation des Philippos Arhidaios G: 2,7g (überdurchschnittlich hoch!) D: 17mm Kostial 943 (stempelgleich) OTA 595 Preda Taf. 74, 4-8 Ziegaus 747 Dembski 1492 Grüße Harald
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Autor: | harald [ 4. Jan 2016, 10:00 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III | |||
Eine relativ frühe Variante der Drachmen hatte ich bereits vorgestellt: viewtopic.php?f=44&t=3935&p=37257&hilit=drachme+philipp+III#p37257 Zum Vergleich möchte ich eine Weiterentwicklung vorstellen, bei der der keltische Einfluß schon deutlich erkennbar ist. Drachme der Thrako- Geten, Imitation Philipp III Av: Kopf m. Löwenskalp r. mit Hakennase und Doppelpunktlippen. Rv: Stärker barbarisierter Zeus mit Szepter auf Thron l. hält Adler, im Feld l. Monogramm in Tempelform. Im Feld r. und unter dem Thron Scheinlegende. Die Stempel weisen einen größeren Durchmesser auf und zeigen auch im Bildfeld Merkmale des Umschnittes der Details. Einzelne Details wie die Darstellung des Adlers weisen einen starken Grad der Stilisierung auf. Die Beine des Zeus und die darunter liegende Beinstütze sind schräg gestellt. Mäßig geschüsselter Schrötling aus relativ hochwertigem Ag. D: 18,5mm G: 2,71g Kostial, Slg. Lanz 938 Var. Grüße Harald
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Autor: | harald [ 4. Jan 2016, 10:03 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III | |||
Zum Vergleich drei Exemplare im unterschiedlichen Grad der Barbarisierung. Grüße Harald
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Autor: | DOCISAM [ 5. Jan 2016, 22:37 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III |
Hallo Harald, schöne Stücke. Es ist interessant, dass mit dem ersten Barbarisierungsschub eine deutliche Gewichtsreduzierung einherging, von 3,21 g zu 2,71 g, beim nächsten Schritt in Richtung Barbarisierung das Gewicht mit 2,7 g aber so gut wie gehalten wurde. Viele Grüße, Docisam |
Autor: | harald [ 6. Jan 2016, 11:46 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Imitation Philipp III |
Hallo Docisam! Eine interessante Beobachung, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen ist. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, wie groß der zwischen den beiden Prägungen liegende Zeitraum war. Da beide wohl im 2. Jh. entstanden, kann es sich wohl nur um maximal einige Jahrzehnte handeln. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer Entstehung in einer anderen Münzstätte. Mit Sicherheit handelt es sich beim dritten Exemplar um keinen Nachschnitt des Prägestempels. Möglicherweise ein radikaler Umschnitt, oder gar ein komplett neuer Stempel. Somit ist die Möglichkeit einer gleichzeitigen Entstehung wohl auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Viele Grüße Harald |
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