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Der Obol vom Typ Stare Hradisko und seine Vorbilder
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Autor:  harald [ 23. Jan 2012, 16:05 ]
Betreff des Beitrags:  Der Obol vom Typ Stare Hradisko und seine Vorbilder

Die Obole des Typs Stare- Hradisko sind bisher nur mit sehr wenigen Belegen nachgewiesen.
Sie sind ein schöner Beweis dafür, wie weit das Vorbild und die Imitation sowohl geographisch,
als aus chronologisch auseinander liegen können.

Der Ursprung des wohl boischen Kleinsilbers, welches nach der spätkeltischen Höhensiedlung Stare Hradisko in Mähren benannt wurde,
findet sich bei einer sehr frühen Prägung- den so genannten Massalia Obolen aus Südfrankreich (De la Tour 574-699, Dembski 31-36).

Diese wurden in der phokäischen Kollonie Massalia bereits ab dem Ende des 5.Jh.v.Chr. ausgebracht
und die Prägung wurde bis zum Fall der Stadt im Jahr 49v.Chr. fortgeführt.

Deren Verbreitung über ein sehr weites geographisches Gebiet führte zu zahlreichen Nachahmungen
(z.B. das Kleisilber vom Typ Donnersberg, von Tarodunum und die Obole von der Heidetränke.)
Das am weitesten entfernte Exemplar wurde am Halleiner Dürrnberg in Österreich gefunden.

Sehr gelungene Nachahmungen des Massalia- Typs sind die Obole des Typs Basel Glasfabrik.
Sie zeigen im Gegensatz zu den anderen Imitationen ein sehr naturalistisches Portrait auf dem Avers.

Die hier vorgestellte Münze entspricht der Variante 2 nach Ehrend/Horn (Ehrend/Horn, 1996, S28-29)

Stilistisch interessant ist die Umformung der Haarlocken in s- Ornamente, welche auch als Symbole dem keltischen Gott
Teutates zugeordnet werden.

Av: Naturalistisch wiedergegebener Kopf im Perlkreis l., das Haar in Form zweier s- förmiger Ornamente, am Hals Torques.
Rv: Kreuz, in den Winkeln M, A, S, O (für Massalia)

G: 0,47g
D: 10mm
Datierung: 130-100v.Chr.

Ehrend/Horn Typ 2
De la Tour 2172
Nick, Bd2, Taf. 6, 2
Kellner Manching 785 (dort falsch als Typ Stare Hradisko bezeichnet)

Laut Nick sind bisher lediglich 15 Exemplare wissenschaftlich belegt.




Diese Münzen dürften das unmittelbare Vorbild für den boischen Typ Stare Hradisko gewesen sein,
welche noch etwas seltener vorkommt und größtenteils in Mähren gefunden wird.

Av: Kopf im Perlkreis l, zwei gegenständige s-förmige Ornamente als Haare.
Rv: Pferd steht l, darüber Kreis mit Punkt im Zentrum.

G: 0,44g
D:9,5mm.

Datierung: 100-70v.Chr.

Meduna 1970, Taf. 16/9
Kellner 1990, Taf. 29, 775
Ziegaus Sammlung Flesche Nr. 446
Paulsen 614


Grüße
Harald

Dateianhänge:
Obol Typus Basel.jpg
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Autor:  DOCISAM [ 24. Jan 2012, 10:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Der Obol Typ Stare Hradisko und seine Vorbilder

Hallo Harald,

ich meine, es besteht auch eine gewisse Ähnlichkeit von den von Dir vorgestellten Obolen zum "Typ Winkelnase" der Treverer:

Silber, 1,77 g

Dateianhang:
acsearch417615.jpg
acsearch417615.jpg [ 55.65 KiB | 10126-mal betrachtet ]

http://www.acsearch.info/record.html?id=417615

Allerdings ist die Ähnlichkeit zu den M A S O Obolen noch deutlicher.

Viele Grüße,
Docisam

Autor:  harald [ 24. Jan 2012, 19:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Der Obol Typ Stare Hradisko und seine Vorbilder

Hallo DOCISAM!

Danke für die Ergänzung.
Mit deiner Vermutung liegst du vollkommen richtig und ich bin schon mal in einem andern Forum auf die Parallelen zu diesen Quinaren eingegangen.
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ko#p237764

Hier dürfte es sich ebenfalls um eine Nachahmung in Quinargröße handeln, als Vorbild zu dem Kleinsilber aus Mähren würde ich es, wie du ebenfalls schon erwähntest, nicht unbedingt bezeichnen.


Viele Grüße
Harald

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