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seltener Obol
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Autor:  harald [ 29. Okt 2010, 17:09 ]
Betreff des Beitrags:  seltener Obol

Hier möchte ich wieder einen seltenen Obol vorstellen.
Ich hab zwar schon eine Idee, zu welchem Großsilber er passen könnte,
aber ich bin mal auf Eure Vorschläge gespannt.

Das Bild auf dem Avers zeigt einen bei den Kelten eher unüblichen Kopf einer Frau
mit 4 Reihen von senkrecht abstehenden Haarlocken und doppelter Nackenlocke.
Ziegaus sieht bei dieser Kopfdarstellung eine Ähnlichkeit zu den Drachmen mit Minervakopf (Paulsen 1933, Taf. 8, 183).
Das entspricht dem Typ 438 der von im publizierten Sammlung Flesche. (B. Ziegaus, Das Geld der Kelten, S163)

Die Rückseite zeigt das Bild eines trabenden Pferdes auf punktierter Standfläche mit einem Triskeles darüber,
das ganze im Perlrand.

Der Stil ist elegant und der feine Stempelschnitt ergibt ein Bild von relativ hoher Plastizität.

Der Schrötling ist leicht schüsselförmig gewölbt und besteht aus reinem Silber.

G: 0,84g
D: 11,5mm

Grüße
Harald

Dateianhänge:
Obol.jpg
Obol.jpg [ 36.26 KiB | 15048-mal betrachtet ]

Autor:  pingu [ 29. Okt 2010, 19:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Hallo,

da ich ja nichts von der Materie verstehe kann ich nur raten und gefühlsmäßig sagen das der Kopf mich sehr stark an griechische Münzen erinnert. Das Pferdchen könnte ein sehr frühes Vorbild für die Stücke sein die später zum Kugelreiter abstrahiert wurden....

Ein äußerst ansprechendes Stück das ich mir auch in die Sammlung legen würde - so ich mal eines finden würde ;)
Das Pferd strahlt Würde und Kraft aus... -
wärend der Kopf schon stark abstrahiert ist.

Grüße
René

Autor:  payler [ 30. Okt 2010, 08:49 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Ich würde auf die Roma tippen?

Autor:  harald [ 31. Okt 2010, 16:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Hallo pingu!
Der Kopf auf dem Avers hat in der Tat große Ähnlichkeit zu manchen griechischen Prägungen.
Mich erinnert er an die bekannten Portraitdarstellungen von Nymphen.
@payler
Für eine Roma fehlt meiner nach Meinung nach der obligate Helm.

Von diesem Typ sind bisher lediglich 6 Stück bekannt, davon stammen 2 aus Ost- und eines aus Südösterreich,
vom Rest ist leider der Fundort unbekannt.

Vielleicht hat sonst noch jemand eine Idee für die Zuordnung. ;)

Grüße
Harald

Autor:  bruzzel [ 31. Okt 2010, 23:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Hallo Harald,
mein Tipp:
Vorlage ist eine griechische (korinthische?) Drachme mit dem Kopf der Persephone nach rechts auf dem Avers
und einem Pegasus auf dem Revers. Von diesem Typ gibt es auch Obole und Hemi-Obole.
bruzzel

Autor:  harald [ 1. Nov 2010, 15:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Hallo bruzzel!
Zugegebenermaßen besteht da eine gewisse Ähnlichkeit.

Eine weitere Möglichkeit wären die Tetrobole aus Euboia mit dem Kopf der Nymphe Histiaia.
Dabei stechen besonders die Parallelein in der Gestaltung der Haartracht ins Auge:
http://www.acsearch.info/search.html?se ... =&a=&l=#18
Besonders das Exemplar aus der Sommerauktion 2007 von Rauch mit der Nr. 172!

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man bei diesen wenigen Übereinstimmungen von einem echten Vorbild sprechen kann und werde meine Suche deshalb weiter fortsetzen.

Dafür habe ich bei den Kelten eine Großsilberprägung gefunden, die in vielen Details mit der Rückseite
dieses Kleinsilbers übereinstimmt:
viewtopic.php?f=44&t=2962

Die Darstellung des Pferdes stimmt auch in den Details überein, auch der Triskeles mit den Endpunkten findet sich hier und ebenfalls die punktierte Standlinie unter dem Pferd..
Dass auf den Reiter verzichtet wurde ist beim keltischen Kleinsilber durchaus geläufig.

Was meint Ihr dazu?

Grüße
Harald

Autor:  harald [ 21. Nov 2010, 09:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Eine weitere Möglichkeit für das Vorbild des Aversbildes könnte die folgende Litra des Hieron II aus Syrakus sein.
http://www.hdrauch.com/deutsch/auktione ... 0402b28463
Es handelt sich um den Typ SNG Copenhagen 885, welcher im Zeitraum 217-215v. Chr ausgeprägt wurde.

Es fällt auf, dass aus denselbem Zeitraum auch mehrere Bronzen des Hieron II auf boischen Siedlungen
in Niederösterreich und Mähren nachgewiesen wurden (Roseldorf 2x, Nemcice 5x).
Konkret handelt es sich dabei um den Typ SNG. Cop/1942 d Nr. 844-856, Buttrey et Al. 1989, 106, Nr. 368.

Bei diesen Prägungen wird vermutet, dass die norditalienischen Boier mit diesen Prägungen im Zuge des 2. Punischen Krieges als Verbündete von Karthago mit diesen Münzen in Kontakt gekommen sind und diese nach ihrer Vertreibung zwischen 210 und 200 v. Chr. in ihre ursprüngliche Heimat in Böhmen und Mähren mitbrachten.

Grüße
Harald

Autor:  pixxer [ 20. Sep 2011, 13:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

Auch dieser griechische Tetrobol könnte das Vorbild für die Aversseite sein:

http://www.acsearch.info/record.html?id=100412

Passen würde neben dem Kopf der Nymphe mit der ähnlichen Haartracht vor allem auch der Triskeles, welcher sich ja auf der Rückseite des Kelten wiederfindet.

LG Pixxer

Dateianhänge:
100412.jpg
100412.jpg [ 85.77 KiB | 14719-mal betrachtet ]

Autor:  justus [ 21. Sep 2011, 14:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

harald hat geschrieben:
Eine weitere Möglichkeit für das Vorbild des Aversbildes könnte die folgende Litra des Hieron II aus Syrakus sein.

Bei diesen Prägungen wird vermutet, dass die norditalienischen Boier mit diesen Prägungen im Zuge des 2. Punischen Krieges als Verbündete von Karthago mit diesen Münzen in Kontakt gekommen sind und diese nach ihrer Vertreibung zwischen 210 und 200 v. Chr. in ihre ursprüngliche Heimat in Böhmen und Mähren mitbrachten.

Hallo Harald,

dass es sich um eine Nachahmung einer Litra des Hieron II handelt, halte ich sogar für ziemlich wahrscheinlich, auch wenn ich nicht gerade ein ausgewiesener Fachmann für keltische Numismatik bin und mich eigentlich nur im Zusammenhang mit den keltischen Wurzeln (Treverer) meiner Heimatstadt damit beschäftige. Wenn ich die Reversabbildungen richtig interpretiere, so befindet sich links oben, über dem nach rechts galoppierenden Pferd, so etwas wie eine "Trinakria" ? Die "Trinakria" (nhd. Dreibein) ist das uralte Symbol für die Insel Sizilien und besteht aus drei Beinen, welches die Konturen von Sizilien darstellen sollen. Da Syracus nun mal auf Sizilien liegt, könnte dies deine Vermutung unterstützen.

Autor:  harald [ 21. Sep 2011, 18:00 ]
Betreff des Beitrags:  Re: seltener Obol

harald hat geschrieben:
Eine weitere Möglichkeit für das Vorbild des Aversbildes könnte die folgende Litra des Hieron II aus Syrakus sein.
http://www.hdrauch.com/deutsch/auktione ... 0402b28463
Es handelt sich um den Typ SNG Copenhagen 885, welcher im Zeitraum 217-215v. Chr ausgeprägt wurde.

Es fällt auf, dass aus denselbem Zeitraum auch mehrere Bronzen des Hieron II auf boischen Siedlungen
in Niederösterreich und Mähren nachgewiesen wurden (Roseldorf 2x, Nemcice 5x).
Konkret handelt es sich dabei um den Typ SNG. Cop/1942 d Nr. 844-856, Buttrey et Al. 1989, 106, Nr. 368.

Bei diesen Prägungen wird vermutet, dass die norditalienischen Boier mit diesen Prägungen im Zuge des 2. Punischen Krieges als Verbündete von Karthago mit diesen Münzen in Kontakt gekommen sind und diese nach ihrer Vertreibung zwischen 210 und 200 v. Chr. in ihre ursprüngliche Heimat in Böhmen und Mähren mitbrachten.

Grüße
Harald


Wie ich eben bemerkt habe, führt der link mittlerweile zur falschen Münze!
Hier ist ein vergleichbares Exemplar:
http://www.acsearch.info/record.html?id=427633

@pixxer: Der Vergleich ist nicht mal so schlecht, lediglich die Datierung dieser Münze liegt relativ früh.

Hallo Justusmagnus!
Vielen Dank für Deinen interessanten Hinweis.

Grüße
Harald

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