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Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE
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Autor:  Privateer [ 6. Nov 2009, 07:38 ]
Betreff des Beitrags:  Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Wie bereits angedroht :mrgreen: kommt hier der Kelte? den ich letztens erworben habe.

Die Münze hat etwa 15 mm Durchmesser und wiegt 3,1 Gramm. Sie scheint aus Bronze zu bestehen. Direkt vergleichbare Stücke habe ich bisher nicht entdeckt, bin also noch völlig ahnungslos wo der hingehören könnte.

Ich bitte daher, mal einen kundigen Blick draufzuwerfen.

Gruß, der Privateer

Dateianhänge:
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Autor:  taurisker [ 6. Nov 2009, 08:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Unbekannte Münze - keltisch?

Servus im Numismatik-Café, Privateer!

Habe bei der vorliegenden Münze vorerst (ohne Erfolg) bei den Frenchies gesucht, bin mir aber nun ziemlich sicher, dass das Stück den Ostkelten zuzuordnen ist ... und zwar ist die Ähnlichkeit mit den Münzen aus Odessos sehr groß; ich denke, dass es sich um eine keltische Odessos-Imitation handeln könnte:
Av. belorbeerter Kopf des Zeus(?) rechts
Rv. Reiter mit Pferd rechts, darunter Monogramm und Pseudolegende
Da ich in meinen Unterlagen keine Entsprechung gefunden habe, hoffe ich evtl. auf eine Bestätigung/Korrektur eines Kollegen zu dieser Theorie.

Gruß
taurisker

Autor:  harald [ 6. Nov 2009, 11:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Unbekannte Münze - keltisch?

Hallo Privateer!

Mir ist dieser Typ bis jetzt noch nicht begegnet.
Ich bin aber so wie Taurisker der Meinung, dass es sich um einen Ostkelten handelt.
Da Taurisker von Griechen weitaus mehr Ahnung hat als ich,
würde ich seine Bestimmung so übernehmen.
Auf jeden Fall ein interessantes und sehr seltenes Stück.

Viele Grüße
Harald

Autor:  taurisker [ 6. Nov 2009, 12:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Unbekannte Münze - keltisch?

... habe auf coinarchives folgendes gefunden:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 569&Lot=21
(bitte Daten sofort offline sichern, da die Info nach 6 Monaten nicht mehr frei verfügbar ist)

Die Abmessungen sind bei dem Referenzstück zwar abweichend, da es sich aber bei diesen Bronzen meistens um lokale Imitationen einzelner Stämme handelt, halte ich das für ok.

Ein griechisch-thrakisches Original zu der vorliegenden Imitation:
http://www.acsearch.info/record.html?id=256344
Zeus oder Apollon ist bei den griechischen Münzen als Av-Darstellung zu sehen.
Wie man sieht, handelt es sich bei den Bronzen der in der Nachbarschaft ansäßigen Stämme wieder um die Nachahmung des Philippsreitermotives der griechischen Originale.

Ein seltenes und interessantes Stück, Privateer, besten Dank fürs Zeigen und Glückwunsch!

Gruß
taurisker

Autor:  Privateer [ 6. Nov 2009, 13:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Vielen Dank euch beiden für die Hilfe!

Also benenne ich das Stück in meiner Sammlung so:

Ostkelten, Imitation einer griechischen Prägung aus Odessos (Warna/Bulgarien), ca. 3./2. Jhdt. v. Chr.

Damit hat mein erster Kelte einen Namen. :D

Autor:  taurisker [ 6. Nov 2009, 18:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Ja, völlig korrekt, Privateer!
Ich würde das Münzlein auf ca. 250-200v. datieren.

Zum historischen Hintergrund noch einige "Gewürze":

Um 300v. erlebte Europa eine der größten Keltenwanderungen seit den Besiedelungswellen der frühen Bronzezeit. Manche Archäologen/Historiker verfolgen dabei die Theorie des Chiemgau-Impacts, wonach die keltische Welt in Zentraleuropa durch einen nicht unerheblichen Meteoriteneinschlag im Gebiet der Vindeliker, heute Südbayern, massiv aus den Angeln gehoben wurde.

Die Folge war, nach der Theorie, eine Wanderbewegung kriegerischer keltischer Stammesgemeinschaften über ganz Europa bis hin in entfernte Gebiete nach Kleinasien; in diesen Jahren standen die Kelten auch vor Rom.

Thrakien befand sich Anfangs des 3. Jhdts noch unter der Herrschaft des Alexandernachfolgers bzw. Diadochen Lysimachos, im Februar 281v. standen sich die zwei letzen Teilnehmer des Alexanderzuges in der Schlacht von Kurupedion gegenüber, Lysimachos und Seleukos. Lysimachos wurde vollständig besiegt und getötet. Kleinasien fiel an die Seleukiden, Thrakien und Makedonien übernahm Ptolemaios Keraunos, der aber 279v. dem Ansturm der Kelten erlag, die in Thrakien eigene Fürstentümer gründeten ... in weiterer Folge drangen die Kelten bis nach Kleinasien vor: die durch antike Autoren bezeugte Einwanderung keltischer Stämme in die Balkangebiete geschah ebenfalls um diese Zeit, die Kelten drangen weiters noch bis Zentralanatolien vor und sie nannten sich hier "Galater".

Nochmals herzlichen Glückwunsch zu diesem seltenen Zeugnis aus der Zeit des Keltensturms über Europa!

Gruß
taurisker

Autor:  Zize [ 6. Nov 2009, 19:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Schöne Münze!
Für mich schaut das Avers aus wie ein Schimpanse der Seine Lippen spitzt! :D :D :D
http://www.oekokubus.net/bilder_oek/schimpanse.jpg

Autor:  Klosterschueler [ 6. Nov 2009, 19:08 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

:lol:

Autor:  Marius [ 10. Nov 2009, 13:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Hallo liebe Leute,
ich möchte mich gerne bei euch im Forum vorstellen.
Dazu ist diese interessante Münze genau richtig. Ich besitze selbst zwei Exemplare. Ich muss Taurisker recht geben, die Stücke erinnern sehr an Odessos-Imitationen, meine sind allerdings aus Blei und ich wäre mir auch bei diesem Stück nicht sicher ob es nicht doch auch eine Bleimünze ist. Nun ist dieses Material vor allem bei den Keltiberern bekannt, da es sich bei den vorliegenden Stücken aber mit Sicherheit um Ostkelten handelt, kann man möglicherweise von eine "Notprägung" ausgehen. Es war wohl kein anderes Material verfügbar. Die Münzen sind selten, kommen aber dennoch immer wieder vor, die Herkunft würde ich am Balkan, am ehesten in Serbien vermuten. Das Vorbild ist im weitesten Sinne sicher die übliche Tetradrachme des Philippos II mit Zeuskopf/Siegesreiter. Es gibt mindestens schon 5 verschiedene Stempel. Zwei solcher Stücke wurden übrigens bei einer Rauch E-Auktion(ich glaube es war die 5.) versteigert.
Beste Grüße
Marc

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Autor:  taurisker [ 10. Nov 2009, 13:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ostkelten, Imitation griechischer Prägungen aus Odessos, AE

Herzliches Willkommen, Marc, im numismatischen Kaffeehaus!

Interessante Stücke zeigst du uns, liegen die Gewichtsmäßig ähnlich wie das von Privateer gezeigte?

Alsdann, Herr Ober!? Eine Melange und a Sachertorterl für den neuen Gast, bittschön!

Gruß und man sieht sich ;)
Herfried

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