Numismatik-Cafe https://www.numismatik-cafe.at/ |
|
Prägestempel und Entwicklung des boischen Achtelstaters https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=44&t=1167 |
Seite 1 von 1 |
Autor: | harald [ 11. Okt 2009, 15:15 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Prägestempel und Entwicklung des boischen Achtelstaters | |||
Hier möchte ich eine schadens- und abnützungsbedingte Umwandlung der Bilder keltischer Eisenstempel für die hier bereits vorgestellte Prägung von 1/8 Stateren des boischen Typs Athena- Alkis zeigen. viewtopic.php?f=44&t=660 Diese Prägestempel wurden von wandernden hochspezialisierten Stempelschneidern hergestellt und weisen eine hohe Qualität des Stempelschnittes auf. Die Nachschnitte, Umschnitte und diverse Ausbesserungarbeiten bei Stempelschäden wurden vom weniger begabten Dorfschmied erledigt, welcher nach oftmaligem Ausbessern oft nicht mehr wußte, wie das Bild auf dem Erststempel aussah. Der Beginn der Ausprägung erfolgte etwa 220 v.Chr. Umgelaufen sind die spätesten Umschnitte dieser Serie bis etwa 160 v. Chr. Die Bilder 1- 5 zeigen Münzen, bei denen die Entwicklung und Umgestaltung der Avers- und Reversstempel gut erkennbar ist. Das Bild Nr. 6 zeigt einen Münztyp, welcher aus der Variante auf Bild Nr. 5 durch kompletten Neuschnitt entstand. Rostspuren konnten auf vielen keltischen Goldmünzen nachgewiesen werden. Das könnte dafür ein Indiz sein, dass die Eisenstempel wohl über einen sehr langen Zeitraum in feuchter Umgebung gelagert wurden. Mögliche Gründe für diese lange Lagerung könnten sein, dass für längere Zeit kein Gold vorhanden war, oder keine neuerliche Ausprägung benötigt wurde. Achtelstater, Typ Athena- Alkis D: 8mm Avers Bild 1: Stempelbruch bei 8h, Risse bei 1h, 3h, 6-11h, erste Rostspuren. Bild 2: Der Stempel wurde durch Überschleifen und Politur ausgebessert. Dadurch und durch Abnützung weniger Detailwiedergabe. Leichter Nachschnitt. Bild 3: Bilddetails durch Abnützung und fortgeschrittene Korrosion stark beeinträchtigt. Die ursprünglichen Stempelschäden treten erneut auf und haben im Umfang zugenommen. Der Helmbusch und andere Details sind nicht mehr erkennbar. Der diagonal verlaufende Stempelbruch, welcher am Rand bei 8h beginnt, bildet eine tiefe Furche. Bild 4: Neuerliche Vergrößerung des furchenförmigen Schrötlingsbruches zwischen 1 und 8h. Die letzten Details des Gesichtes sind der starken Korrosion und Abnützung zum Opfer gefallen. Bild 5: Die Korrosion und die Abnützung durch andauernde Prägetätigkeit führen zu starken Schäden. Bild 6: Kompletter Neuschnitt des Stempels, der Kopf wird in Unkenntnis des Erstbildes als Buckel dargestellt. Revers Bild 1: Früher Stempel mit geringen Abnützungs- und Korrosionsspuren. Bild 2: Leichte Abnützung an den Details und Korrosionsspuren. Bild 3: Detailwiedergabe durch Abnützung stärker beeinträchtigt, fortgeschrittene Korrosion. Bild 4: Starke Abnützung an den Bilddetails und starke Korrosionsspuren. Bild 5: Starke Beeinträchtigung der Bilddetails. Bild 6: Neuschnitt nach dem Vorbild von Nr. 5. Die Rostschäden und strahlenförmigen Risse haben den Stempelschneider zu dem Bild mit der stark stilisierten menschlichen Gestalt im Strahlenkranz inspiriert. Viele Grüße Harald
|
Autor: | sulcipius [ 12. Okt 2009, 11:55 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Lieber Harald! Danke fürs Herzeigen der Exponate hier im Forum ![]() Ich hatte das ja das Privileg, mit Dir eine Superführung durch diese Ausstellung zu bekommen! Es war beeindruckend und unvergeßlich ![]() ![]() Vorallem freut es mich, daß doch paar Detials und Erklärungen in meinem Gedächtnis verhaftet geblieben sind und ich nun beim Wort "Kelten" nicht mehr ganz so ahnungslos dreinschau wie früher ![]() Liebe Grüße Gerhard |
Autor: | harald [ 12. Okt 2009, 13:02 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Lieber Gerhard, Es macht mir immer wieder Spaß, wenn ich derart interessierten und wissensbegierigen Numismatikkollegen etwas neues über die Kelten erzählen darf. Wie man sieht, fielen meine Erklärungen auf "fruchtbaren Boden". Schön, wenn bei Dir etwas davon "hängengeblieben" ist. ![]() Liebe Grüße Harald |
Autor: | EdgarWENDLING [ 2. Dez 2009, 14:19 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Hallo Harald, Ist der Fundort dieses Stempels bekannt? Der Präzise Ort interessiert mich nicht: nur das Lad oder die Provinz.... Liegt er in Tschechien? Meine Frage weil in Gallien fast alle bekannte Münzstempel in Orten, wo "man sie nicht erwartete", gefundenden wurden! Grund dieser gallischen Merkwürfdigkeit ist mir nicht beklannt. Wird dieser Stempel nun in einem Museum aufbewahrt? Wenn ja, Inventar-Nr. Grüsse, Edgar |
Autor: | harald [ 2. Dez 2009, 14:25 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Hallo Edgar, Der Stempel stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Südostösterreich, weit weg von boischem Siedlungsgebiet. Er befindet sich in Privatbesitz. Grüße Harald |
Autor: | Dietemann [ 13. Dez 2009, 17:43 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Aus den Ausführungen schließe ich, dass es deutlich mehr Informationen zur keltischen Technik des Münzprägens gibt, als mir bisher bekannt ist. Kann man das irgendwo nachlesen oder bleibt mir Nichts weiter übrig, als die Äußerungen zu sammeln? Es grüßt freundlichst Dietemann |
Autor: | harald [ 14. Dez 2009, 10:47 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Hallo Dietemann! Einer der besten Spezialisten in der Erforschung keltischer Prägestempel ist für mich Dr. Bernward Ziegaus. Er hat mir vor einiger Zeit berichtet, dass er mittlerweile über 100(!) keltische Stempel bearbeitet hat. Der Großteil stammt aus dem gallischen Raum. Eine Gesamtpublikation ist in Vorbereitung. Hier hat er zwei Depotfunde von Stempeln, Wekzeugen und Patrizen aus Deutschland publiziert: Interdisziplinäre Tagung zur Geschichte der neuzeitlichen Metallgeldproduktion. Numismatische Kommission Deutschland, Teil 1 Braunschweig 2008 B. Ziegaus, keltische Werkzeuge aus dem Nördlinger Ries- ein Vorbericht, S113-127 Grüße Harald |
Autor: | EdgarWENDLING [ 14. Dez 2009, 11:36 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Prägestempel |
Hallo Dietermann! Wenn du französisch liest, kannst du ebenfalls folgende Kapitel besichtigen: für gepr£ägte Münzen: http://www.celtic-coin-agora.com/01.Mon ... NDLING.htm für gegossene Potins: http://www.celtic-coin-agora.com/41.Mon ... NDLING.htm Grüsse aus Metz-Land Edgar WENDLING |
Seite 1 von 1 | Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde |
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group https://www.phpbb.com/ |