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23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=40&t=5796 |
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Autor: | hexaeder [ 27. Feb 2015, 19:54 ] | ||||||
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter | ||||||
hexaeder hat geschrieben: Die Heimaterde hat nach rund 750 Jahren wieder 23 Stk. Silberpfennige zurückgegeben. Es handelt sich, bis auf 1 Stk., um beidseitig geprägte Exemplare. Davon gibt es mindestens 7 verschiedenen Münztypen. Die Zeit lässt sich auf das Ende des Hochmittelalter und dem Beginn des Spätmittelalters und dem Interregnum datieren. Einige dürften von Friedrich dem Streitbaren sein, eine Einhorn-Münze von Ottokar, Wr. Neustädter Pfennige,......
Da ich leider Perfektionist bin, wäre es mir ein großes Anliegen, diese Münzen genau, wenn möglich sogar nach Münzstätten (Enns, Wr. Neustadt, Wien) zu bestimmen. ![]() Vorerst habe ich einmal 5 Münzen mit dem selben Avers eingestellt, die sich durch (ich denke) verschiedene Prägungen auf dem Revers unterscheiden. Diese Münze war die häufigste im Geldbeutel, mit insgesamt 9 Stück. Habe diesen Münzentyp mehrmals im Internet unter Friedrich II, der Streitbare (1230-1246) gefunden, aber mit unterschiedliche Prägeorten, wie Enns und Wr. Neustadt. Nr.:1 ist nur einseitig geprägt ist aber der selbe Typ, wie die anderen. Höchstwahrscheinlich wurde auf die Prägung des Revers vergessen? Grüße an alle Silbermünzen-Liebhaber, in der Hoffnung auf eure Mithilfe.
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Autor: | otakar [ 27. Feb 2015, 20:29 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Lieber haexaeder! Deine Münzen stammen alle aus Wiener Neustadt. Dieser Typ, CNA B 153c, gekröntes Brustbild mit Lilienszepter in der Rechten und Reichsapfel mit Kreuz in der Linken, wurde auch in den Münzstätten Wien und Enns geprägt; in Wien mit einem Adler auf rv, bei Enns mit einem gekrönten Löwen und bei Wr. Neustadt mit zwei nach auswärts gestellten, mit den Hälsen verschlungenen Drachen, wie auf allen Deinen Stücke relativ gut zu erkennen ist. Bei vielen Münzen kann man leider die Rückseite nicht erkennen, da oft alte, abgenützte Stempel verwendet wurden. Wer die Münzherren der Interregnumsprägungen waren, ist unklar. Entweder war es der Kaiser (Friedrich II.) oder Hermann von Baden, der mit der Babenbergerin Gertrud verheiratet war, oder einer der höheren Beamten. Friedrich II. d. Streitbare (letzter Babanberger) könnte in der ersten Interregnumsperiode zwischen 1236 und 1239 wohl auch Münzen geprägt haben, das ist aber eher unwahrscheinlich, da er in dieser Zeit wegen seiner vielen Eskapaden ja teilweise von der Macht ausgeschlossen war. Schöne Grüße! OTAKAR |
Autor: | hexaeder [ 27. Feb 2015, 22:42 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Lieber Otakar, möchte mich herzlich für die rasche Bestimmung der Münzen bedanken. Da ich in der Nähe von Wr. Neustadt wohne, freuen mich Münzen aus der Heimat ganz besonders, obwohl ich froh bin, die Silberstücke rund 750 Jahre später in Händen zu halten und nicht in dieser sehr unsicheren Zeit! Wäre sehr interessant, was für eine Zahlkraft diese 23 Münzen damals hatten? Der Verlust könnte sich durch einem Reitunfall, bzw. Pferdsturz zugetragen haben, da die Stücke auf über 10m² verteilt waren. Darf ich unverschämt sein und dir Anfang kommender Woche noch weitere verschiedene Münztypen aus dem selben Fund zur Ansicht einstellen? Nochmals Danke und Grüße, Hexaeder |
Autor: | payler [ 28. Feb 2015, 10:09 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Morgen hexaeder! Ein herzliches Willkommen im Cafe! Toller Fund. Hast du die Münzen selber gefunden? |
Autor: | hexaeder [ 1. Mär 2015, 00:02 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Hallo Payler, habe die Stelle voriges Wochenende entdeckt und die Münzen mit zwei Freunden geborgen. War einen Menge Arbeit, da die Stücke auf über 10 m² V-förmig verstreut waren und sich einige Exemplare in knapp 25 cm Tiefe befunden haben, was bei diesem Münztyp, bei leichter Schrägstellung des Objektes, schon weit unter der Reichweite unserer 5 verschiedenen, zum Einsatz gekommenen Geräte liegt. War heuer schon der zweite MA Beutel. Der zweite enthielt Spät MA, unter anderem auch Etschkreuzer von Sigismund und Görz, darunter eine recht seltene mit 1478 in gotischen Zahlen datiert. MA ist unglaublich schwer zu finden und macht viel mehr Spaß als Römer oder die Neuzeitlichen. Diese Münzen haben für mich ein eigenes Flair und sind die Belohnung für viele hundert Suchstunden im Jahr. Die Bestimmung von Münzen ist in der Zeit des Internets viel einfacher geworden, aber bei MA ist es ohne professionelle Hilfe in den meisten Fällen, beinahe unmöglich. ![]() Danke für eure Hilfe, Hexaeder |
Autor: | payler [ 1. Mär 2015, 09:13 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Gratuliere dir zu diesem Fund. Wenn du Zeit hast kannst du uns bitte auch den/die Tiroler Münzen zeigen? |
Autor: | otakar [ 1. Mär 2015, 23:02 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter |
Lieber hexaeder! Ich beglückwünsche Dich auch zu deinen Funden. Als Hortfunde sollen sie unbedingt wissenschaftlich bearbeitet werden, da sie vielerlei Informationen enthalten (Verbreitungsgebiet best. Münztypen, Nähe zur Münzstätte, Datierungsmöglichkeit, Haufigkeit, usw.). Ich freue mich daher, wenn du uns alle möglichen Informationen (Gewicht, Größe, Fotos beider Seiten) zukommen lässt. Zur Zahlkraft der Pfennige kann man nur Beispiele anführen, was wann, wo, wieviel gekostet hat. Meistens werden hier Lebensmittel oder Konsumgüter verglichen. Da hängt es wieder ab, um welchen Pfennig es sich handelt. Die Pfennige haben je nach Gegend und Zeit unterschiedliche Gewichte und Werte. Dazu kommt noch die wirtschaftliche Situation. Sehr oft gab es Missernten, Seuchen, Hungersnöte, Kriege und da sind die Preise dann oft in die Höhe geschnellt. Um 1256 kosteten 2,5 Pfund Ochsenfleich in Bayern etwa 1 Pf, ebenso 2 Brote. Um 1000 bekam man für 1 Pf etwa 11 Hühner, eine Kuh kostete etwa 75 Pf, ein Stier 86 pf. (bei einem Pfenniggewicht von etwa 1,5g). Noch früher, um das Jahr 900 bekam man für einen Pf. (Denar) 20 Hühner. In der Raffelstädter Zollordnung, die um 905 erstellt wurde, finden sich interessante kuriose Angaben: Der Zoll für eine Sklavin oder einen Hengst kostete 1/3 Solidus (das war damals nur noch eine Recheneinheit für 30 Pfennige), also 10 Pf.; für einen Sklaven oder eine Stute kostete er 1/12 Solidus, also 2 1/2 Pfennige. Man beachte den Wert der Frauen und der Hengste! Pfennige hatten damals ein Gewicht von 1,6g. Mit dem Verfall des Pfennigs (geringeres Gewicht und ständige Verringerung des Silbergehaltes) stiegen natürlich die Preise. 1342 kostete ein Huhn bereits 2 Pf, um 1382 ein Mastschwein 360 Pf und 8 Ellen Leintuch 54 Pf. Im Internet kann man noch viele Preisangaben finden, die sich aber auch oft widersprechen. Schöne Grüße! OTAKAR |
Autor: | hexaeder [ 2. Mär 2015, 06:23 ] | ||||||
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter | ||||||
Hallo Payler und Otakar, zeige auch gerne die Etschkreuzer, möchte aber zuvor noch die Interregnums-Münzen abhandeln. Danke Otakar für die recht ausführliche Beschreibung. Wenn man die Inflation dazu rechnet, wäre sich trotzdem, 350 Jahre später, vielleicht doch noch der eine oder andere Sklave ausgegangen. ![]() Jetzt wieder zu den Münzen selbst. Die Exemplare haben einen Durchmesser von 1,5 bis 1,9 cm, je nach Größe des Schrötlings. Stelle heute die nächste Charge ein, in der sich Münzen mit diversen Adlern befinden, bei denen sich zwei (7 und 8) doch recht deutlich durch die Form der Flügel und einem deutlich anderen RV, von den aübrigen unterscheiden. Habe eine Nummer ins Foto gesetzt, damit es leichter fällt, einzelne Münzen konkret anzusprechen. Hexaeder
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Autor: | hexaeder [ 2. Mär 2015, 06:26 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: 23 Münzen aus dem späten Hochmittelalter | ||
....und Nummer 6
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