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Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermünzen https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=38&t=4696 |
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Autor: | ischbierra [ 9. Nov 2012, 10:23 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün |
Hallo otakar, vielen Dank für den interessanten Beitrag und das Zeigen Deiner schönen Münzen. Ich bin ausgesprochen angetan von der Qualität, denn der Kundige weiß, wie schlecht sonst gepägt wurde bei diesen Stücken. Gruß ischbierra |
Autor: | +EPI+ [ 9. Nov 2012, 10:36 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün |
otakar hat geschrieben: OTAKER (Bitte nicht mit Ottokar verwechseln) ![]() Vielen Dank für Deinen interessanten und lesenswerten Beitrag, otakar! |
Autor: | otakar [ 1. Dez 2013, 20:28 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün | |||
Vor ein paar Tagen ist mir wieder ein Pfennig in die Hände gefallen, der mir beweist, dass sich die Machtdemonstration auf Münzen durch Rudolf I. von Habsburg nach seiner Krönung zum König auch auf reichdeutschen Münzen findet. Dieser Pfennig stammt aus der Reichsstadt Nürnberg (Erlanger 86) und gleicht im Motiv den österreichischen Pfennigen der Periode. Mir ist bekannt, dass es auch in Frankfurt einen solchen Pfennig gab (ist mir leider bei einer Versteigerung nicht zugefallen); es wäre interessant zu erfahren, ob Rudolf auch in anderen Städten ähnliche Münzen prägen ließ. Vielleicht hat jemand Bilder? Mir fehlt auch die passende Literatur für deutsche Pfennige. LG OTAKAR
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Autor: | AvP [ 14. Mai 2014, 21:07 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün |
@otakar: Grüß Di Gott, wurde CNA B183 nun unter Ottokar http://www.mcsearch.info/record.html?id=91661 oder unter Rudolf geprägt, und was bedeutet "WIn"? Etwa Sieg? War der Ottokar tatsächlich so frech? Besten Dank und liebe Grüße AvP |
Autor: | otakar [ 17. Mai 2014, 00:32 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün |
Hallo AvP. Die Münze war vor kurzem in der Bucht und wurde dort fälschlich auch Otakar zugeschrieben. Das ist zunächst einmal irreführend, weil man ja vermutlich Ottokar II. von Böhmen gemeint hat, auch wenn er auf Münzen auch als OTAKER geschrieben wurde. Die (steirischen) Otakare waren zu dieser Zeit ja schon ausgestorben (1192). Mit ziemlicher Sicherheit gehört der B183 aber zu Rudolf I. von Habsburg, der nach dem Sieg (1276) über Ottokar seine Macht auch durch die Münzprägung demostrieren wollte. WIN steht wahrscheinlich für Wien. Die Münze zeigt auf der Rückseite auch den (österreichischen) Bindenschild und die Umschrift AUSTRIA. Ottokar hätte das sicher nicht prägen lassen. Der 2. Pfennig, der vom gleichen Anbieter eingestellt wurde, ist der von mir auch schon vorgestellte B176, der natürlich wirklich Ottokar zuzuschreiben ist; vermutlich ziemlich spät (1275). Sie zeigt auf der Rückseite den Wappenschild des Stadtschreibers Konrad von Tulln, der in Urkunden als Vasall Ottokars aufscheint und später auf die Seite Rudolfs gewechselt ist. Ottokar verhalf auch dem Grazer und Oberzeiringer Münzwesen zu großer Blüte. Die von im dort geschlagenen Pfennige zeigen oft sein Bild und seinen Namen (D13) oder auch Hinweise auf die Münzstätte (MUNE GRETZ, MOH(N)ETH STIRIE, SCHILT VON STEIER). Schöne Grüße! OTAKAR (Der Nickname bezieht sich natürlich auf die steirischen OTAKARE, die ja unsere Münzstätte Enns gegründet haben.) |
Autor: | AvP [ 17. Mai 2014, 10:14 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün |
Hallo otakar, vielen Dank für die ausführliche Information! Hätte mich auch sehr gewundert, wenn die Zuschreibung korrekt gewesen wäre. In meiner Kindheit bin ich oft nach Eppenstein geradelt, um dann die Ruine zu erklimmen. Natürlich nahm ich schon beim ersten Mal ein kleines Mauersteinchen als Souvenir mit, wie auch von der Ruine Lichtenstein, Fohnsdorf und der Frauenburg. Am faszinierendsten fand ich die Sternschanze bei Schloss Thalheim, in der ich mich des Öfteren verschanzt hatte. ![]() Von der Volksschullehrerin wurde uns diese Geschichte als Ursprung präsentiert: "Der Sage nach soll der weiße Waffenrock Leopolds des Tugendhaften nach den siegreichen Kämpfen bei der Belagerung von Akkon (1189–1191) während des Dritten Kreuzzuges rot von Blut gewesen sein. Als er seinen Schwertgurt abnahm, war darunter noch ein weißer Streifen zu erkennen. Da sein Banner während der Schlacht verloren gegangen war, erteilte Kaiser Heinrich VI. ihm das Recht die rot-weiß-roten Farben als neues Banner zu tragen. So soll der Bindenschild des Erzherzogtums Österreich und letztlich die Flagge Österreichs entstanden sein." [Wikipedia] Eine sehr schöne, wenn auch blutige Geschichte. Und es gibt sicher nichts Vergleichbares hinsichtlich des Zustandekommens einer Nationalflagge. Möge Deine Rippe heilen, und die Schmerzen mögen vergehen! Gruß AvP |
Autor: | otakar [ 17. Mai 2014, 21:12 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün | |||
Lieber AvP, zunächst einmal danke ich Dir für Dein Mitgefühl mit meiner Rippe. Sie schmerzt nur mehr bei Druck (Schlafen auf der rechten Seite). Die blutrünstige Geschichte mit der Entstehung des Bindenschildes klingt zwar gut und plausibel, ist aber nicht verbürgt. Die wahre Herkunft ist allerdings auch nicht 100%ig zu gesichert. Das Wappen stammt nach Ansicht mancher Historiker (Zöllner) von den Grafen von Poigen-Hohenburg-Wildberg, die von Herzog Leopold VI. beerbt wurden. Erstmals erscheint es auf Siegeln seines Sohnes Friedrich II. Ottokar der II. hat nach der Machtübernahme in Österreich den Bindenschild wohl auf Münzen dargestellt, allerdings fast ausschließlich in Verbindung mit dem böhmischen Löwen. Das Wappen wird entweder von 2 Löwen umschlossen oder von einem Löwen mit den Pranken gehalten. Ich könnte mir vorstellen, dass auch hier die politische Dimension sichtbar wird: eine Machtdemonstration, die den Österreichern zeigen soll, wer der Chef ist. Einen schönen Sonntag! OTAKAR
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Autor: | otakar [ 17. Jun 2014, 00:28 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: Macht und Propaganda auf österreichischen Mittelaltermün | |||
Ich versuche wieder einmal das schlafende Forum zu wecken: Gestern konnte ich meiner Sammlung wieder einen interessanten Pfennig einverleiben, den CNA Cn19 aus Landstrass (Landestrost – Kostanjevica). Dieser Pfennig ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Er zeigt auf der einen Seite einen Greifen und würde daher auch in den Beitrag über die Fabeltiere passen. Auf der 2. Seite befindet sich ein Doppeladler, der zu dieser Zeit auf österreichischen Pfennigen kaum vorkommt (mir fällt momentan überhaupt kein anderes Exemplar ein). Im der südöstlichen Ecke Sloweniens, das damals teils in herzoglich-kärntnerischem, teils in geistlichem Besitz (Salzburg, Aquilea, Freising) war, liegen auf engem Raum eine Reihe von Münzstätten an der Save und an der Krainer Gurk: Reichenburg und Rann, standen in Salzburger Besitz; Heiligenkreuz, Landstraß und Tschatesch waren herzoglich. In der Münzstätte Gutenwert (Otok) gab es sowohl weltliche (Babenberger) als auch geistliche (Patriarchen von Aquilea, Bischöfe von Freising) Münzherren. Der Cn19 ist der einzige bekannte Pfennig, der in Landstraß von Herzog Ulrich III. (wahrscheinlich - nicht gesichert) geprägt wurde. Ulrich war der letzte Spanheimer Herzog und vererbte sein Herzogtum 1269 an Ottokar von Böhmen, der damit neben seinem eigenen Königreich die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten besaß – womit wir wieder beim Beginn dieses Beitrags angelangt wären. OTAKAR
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