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Bitte um Hilfe, Münze?
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Autor:  Franz [ 23. Jul 2010, 16:29 ]
Betreff des Beitrags:  Bitte um Hilfe, Münze?

Hallo liebe Fachleute!
Wieder wurde bei den archäologischen Grabungen am Michelsberg in NÖ ein Plättchen gefunden. Es ist einseitig, durchgeprägt (wie ein Brakteat) und ich kann nicht mal sagen ob aus Silber od. Bronze.
Erst dachte ich an Ottokar II. von Böhmen, wobei die Münze evtl. sekundär als Knopf verwendet wurde, aber der Löwe (Hund/Leopard?) paßt nicht zu CNA Cc13.
Vielleicht ist auch gar keine Münze.
Wäre für jeden Hinweis dankbar.
LG
Franz

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Autor:  Dietemann [ 23. Jul 2010, 17:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Die Verwendung als Knopf ist eher unwahrscheinlich, ich vermute eine Applikation. Waren Reste von Geweben neben oder unter der Münze?

Zur genaueren Datierung kann ichleider auch nichts beitragen.

es grüßt freundlichst
Dietemann

Autor:  Franz [ 24. Jul 2010, 17:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Hallo Dietemann!
Mit der Applikation wirst du höchstwahrscheinlich recht haben, da das Blech für einen Knopf viel zu dünn ist.
Bei der Scheibe waren keine Gewebe/Stoffreste, sie wurde allerdings im Bauschutt der Vorgängerkirchen gefunden und die vielen Kindergräber im Bereich der Kirche waren bis jetzt fundleer.
LG
Franz

Autor:  Dietemann [ 24. Jul 2010, 21:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Ich hoffe, dass noch jemand antwortet, der etwas mehr Ahnung hat als ich. Da ich das Bild so schlecht erkennen konnte, habe ich die Münze gedreht. Jetzt ist das Tier zwar auf dem Kopf, aber für mich klarer.

Das Gewicht ist ungewöhnlich (zumindest soweit ich die Münzverhältnisse in Nordhessen kenne) danach müsste sie erst im späten 15. Jhd geschlagen worden sein.

Wenn ich mir das Tier, das ich als Fabelwesen ansehen würde, betrachte, dann vermute ich aber eher eine sehr frühe Prägung. Mich würde nicht wundern, wenn die Vorgängerkirche romanisch oder noch früher wäre.

Da beides für mich nicht zusammen passt, vermute ich eine Schmuckprägung (einen Brakteat in der ursprünglichen Wortbedeutung) und keine Münze.

Es grüßt freundlichst
Dietemann

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Autor:  otakar [ 25. Jul 2010, 23:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Lieber Franz!
Wie Dietemann vermutet, halte auch ich das Stück für ein Brakteat im eigentlichen Sinn (= dünnes Blech) oder Pressblech. Da wir in unserem Museum 2 Pferdeschmuckanhänger aus dem 12. Jahrhundert besitzen, habe ich mich eingehend mit Schmuckanhängern des Mittelalters auseinandergesetzt und nach Vergleichsstücken gesucht. Zu
Deiner Scheibe habe ich bei Krabath ("Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen") ein adäquates Exemplar gefunden, das zwar viereckig und ohne Löcher ist aber in der Machart (sehr dünnes Pressblech) und vor allem im Motiv Deinem Stück sehr ähnlich ist. Krabath datiert es ins 12. Jahrhundert, Fundort Höxter. Wahrscheinliches Herstellungsgebiet dieser Gegenstände ist - wie auch bei meinen Pferdeschmuckanhängern - das Harzgebiet. Anhand der Fundorte lässt sich erkennen, dass die Stücke entlang des Wasserweges (Donau) bis nach Ungarn verbreitet wurden. Ich vermute, dass Deine Scheibe als Trachtbestandteil zur Verzierung von Lederriemen gedient hat. Dass die Scheibe einmal eine (Brakteat-)Münze war und später mit 2 Löchern versehen als Schmuckscheibe gedient hat, ist möglich aber eher unwahrscheinlich. Eine unserer Schmuckscheiben habe ich übrigens als mein Abzeichen (man muss dazu wohl "Avatar" sagen) gewählt. Sie ist aus Kupfer/Bronce, vergoldet und in Durchbruchsarbeit hergestellt und stellt einen vierfüßigen Greif dar.
Ich werde in meinen Unterlagen noch weiter schmökern, vielleicht entdecke ich noch andere Spuren.
Schöne Grüße!
OTAKAR

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Autor:  Dietemann [ 26. Jul 2010, 13:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Kannst Du die Pferdegeschirranhänger zeigen?

In Eschwege sind drei davon gefunden worden, die ins 7.Jhd. (Merowinger) datiert wurden. Leider finde ich die entsprechende Literatur zur Zeit nicht, es gab mehrere Aufsätze, die sich damit beschäftigten.

Bemerkenswert finde ich die unterschiedlichen Fußformen des Tieres, weswegen ich an ein Fabelwesen dachte.

Mitte des 12. Jhd. beginnt in Nordhessen die Münzprägung der großen Brakteaten. Die bekannten Stücke sind aber eher feiner und mit Resten von Umschrift gearbeitet, eine Vergröberung kommt eigentlich erst zu Beginn des 13. Jhd. Von daher erscheint mir die Datierung 12. Jhd nicht ohne weiteres schlüssig.

Es grüßt freundlichst Dietemann

Autor:  Dietemann [ 26. Jul 2010, 20:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

So, jetzt habe ich das Heft gefunden: Die frühmittelalterlichen Silberphaleren aus Eschwege. Allerdings sind dort keine Löwen sondern Bären abgebildet.

Im Schütz sind eine Reihe von Löwenpfennigen abgebildet, allerdings alle mit irgenwelchen Verzeirungen auf dem Rand (Perlkreis) und mehr als doppelt so schwer. Und so richtig ähnlich sehen sich die Löwenabbildungen auch nicht. Das gezeigte Bild ist da besser.

Es grüßt freundlichst Dietemann

Autor:  otakar [ 27. Jul 2010, 00:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Liebe Freunde!
Meine Ausführungen zum Thema sprengen wiedereinmal den Rahmen. Ich ersuche daher payler, wieder den Artikel ins Forum zu stellen, da ich das nicht kann.
LG. OTAKAR
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Autor:  Dietemann [ 27. Jul 2010, 17:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

erwerben: Die frühmittelalterlichen Silberphaleren aus Eschwege (Hessen) und die nordischen Preßblechbilder
Das entsprechende Grab wird aber in das frühe 7. Jhd. datiert. Das Buch handelt aber eher von eine Stilvergleich und den möglichen Vorbildern der Motive (Bären und Mensch sowie Frau Holle).
Es grüßt freundlichst Dietemann

Autor:  otakar [ 27. Jul 2010, 23:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bitte um Hilfe, Münze?

Hallo Dietemann!
Leider kann ich Deinen Beitrag nur zur Hälfte sehen. Mach ich da etwas falsch oder schluckt das Programm einfach einen Teil, so wie es mir bei meinem Beitrag ergangen ist?
Freundliche Grüße! OTAKAR

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