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Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?
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Autor:  südwester [ 1. Nov 2009, 22:33 ]
Betreff des Beitrags:  Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Das Paßsystem in Deutsch-Südwestafrika wurde geschaffen, um etwas Ordnung in die Eingeborenenpolitik zu bringen. Pässe aus Papier bzw. Wachstuch wurden auch für ganz kurze Zeit an Eingeborene ausgegeben. Aufgrund der völlig anderen Lebensgewohnheiten der Schwarzen gegenüber den Weißen, waren diese Pässe in kürzester Zeit zerfleddert oder bis zur Unkenntlichkeit abgegriffen. Am 18.4.1904 entschied man sich, probeweise in der Bezirksamtmannschaft Swakopmund ovale Metallmarken als Eingeborenenpässe auszugeben, die am oberen Ende ein Stanzloch aufwiesen und von den Eingeborenen um den Hals zu tragen waren. Da sich diese Paßmarken aus Messing als ungemein haltbar herausstellten, wurde das Paßsystem im September 1904 auf das gesamte Schutzgebiet ausgedehnt. Das Paßsystem mit diesen Marken wurde auch nach dem Überfall Großbritanniens auf DSWA und der anschließenden Besetzung als sehr zweckmäßig erkannt und beibehalten. Die deutschen Marken wurden zum Teil neu umnummeriert und wieder ausgegeben. Alle diese Marken sind sehr beliebt bei Sammlern. Nicht sehr beliebt waren bisher Marken mit einem 2. Loch am Unterrand, da man bisher zurecht annahm, daß dieses 2. Loch zu Befestigungszwecken lange nach Gebrauch angebracht wurde. Es fällt auf, daß dieses 2. Loch immer recht grob eingestanzt ist, z.B. mit einem vierkantigen Nagel. Ein Schreiben vom Distriktsamt Bethanien wirft nun ein ganz anderes Licht auf die Paßmarken mit 2. Loch. Vielleicht betrachten viele Sammler ihre Marken mit zwei Löchern nun etwas freundlicher, es handelt sich vermutlich oft um amtlich eingezogene Marken. Hier der Text:

"Kaiserliches Distriktsamt Bethanien, den 16.März 1915
Anliegend wird dem Kaiserlichen Bezirksamt die Paßmarke No 3316 übersandt. Die bisherige Inhaberin derselben, Sofia Petrus, ist nach dem hiesigen Distrikt verzogen. I. V. Born"

Auf dem Schreiben wurde die Passmarke aufgenäht (!) und dazu mit einem 2. Loch versehen. Sofia Petrus bekam also eine neue Marke von Bethanien. Gerichtet ist das Schreiben an das Kaiserliche Bezirksamt Lüderitzbucht z. Zt. Keetmanshoop. Im März 1915 war Lüderitzbucht bereits von den Engländern besetzt und das Bezirksamt nach Keetmanshoop verlegt worden. Ende März erfolgte bereits die Räumung des gesamten Südens.

Dateianhänge:
Dateikommentar: Passmarke von Swakopmund mit 2. Loch.
Swakopmund Pass 7418.jpg
Swakopmund Pass 7418.jpg [ 110.74 KiB | 12343-mal betrachtet ]

Autor:  Klosterschueler [ 1. Nov 2009, 22:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Hallo Südwester!

Schön, wieder mal von dir zu lesen - danke für den interessanten Beitrag!

Klosterschüler

Autor:  südwester [ 1. Nov 2009, 22:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Klosterschueler hat geschrieben:
Hallo Südwester!

Schön, wieder mal von dir zu lesen - danke für den interessanten Beitrag!

Klosterschüler


Guten Abend, na so etwas kann man doch nicht für sich behalten. Ich hoffe, einige Sammler sind ein ganz kleines bißchen glücklicher durch diesen Beitrag.

Gruß, Südwester

Autor:  Münz-Goofy [ 1. Nov 2009, 22:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Klosterschueler hat geschrieben:
Hallo Südwester!

Schön, wieder mal von dir zu lesen - danke für den interessanten Beitrag!

Klosterschüler


Da schließe ich mich an! Die Geschichte des unteren Lochs auf den SWA-Passmarken kannte ich bisher auch noch nicht oder hatte sie vergessen, nachdem ich sie irgendwo mal gelesen habe. Letzteres glaube ich aber nicht so recht. Ich bilde mir jedenfalls ein, daß es einen schreibgeschützten Bereich in meinem ansonsten ungeordneten Hirn gibt, was deutsche Kolonialtoken-/Marken aus Afrika angeht.

Nochmals vielen Dank, Hasso, für diesen Beitrag! Die von Dir erhaltene Swakopmunder Passmarke halte ich in Ehren, auch wenn sie nur ein Loch hat...

Lg
Dietmar

Autor:  südwester [ 1. Nov 2009, 22:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Münz-Goofy hat geschrieben:
Klosterschueler hat geschrieben:
Hallo Südwester!

Schön, wieder mal von dir zu lesen - danke für den interessanten Beitrag!

Klosterschüler


Da schließe ich mich an! Die Geschichte des unteren Lochs auf den SWA-Passmarken kannte ich bisher auch noch nicht oder hatte sie vergessen, nachdem ich sie irgendwo mal gelesen habe. Letzteres glaube ich aber nicht so recht. Ich bilde mir jedenfalls ein, daß es einen schreibgeschützten Bereich in meinem ansonsten ungeordneten Hirn gibt, was deutsche Kolonialtoken-/Marken aus Afrika angeht.

Nochmals vielen Dank, Hasso, für diesen Beitrag! Die von Dir erhaltene Swakopmunder Passmarke halte ich in Ehren, auch wenn sie nur ein Loch hat...

Lg
Dietmar



Hallo Dietmar, nimm einen Nagel und hau das 2. Loch rein. Dann ist sie seltener... hihi.
"Ersteres" stimmt in Deinem Hirn. Das Schreiben wurde erst vor kurzem aufgefunden und kopiert.
Gruß, H.

Autor:  Münz-Goofy [ 1. Nov 2009, 23:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

südwester hat geschrieben:
...nimm einen Nagel und hau das 2. Loch rein. Dann ist sie seltener... hihi.


Ich werde mir das mal überlegen Bild

:D

Lg
Dietmar

Autor:  Ginkgo [ 4. Nov 2009, 22:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Hallo südwester.

Ein sehr interessanter Beitrag, war mir bisher so detailliert nicht bekannt.

Tauchen solche Ausweise noch gelegentlich auf dem Markt oder Basar auf?
Ich würde mich gerne um ein Stück bemühen wollen, vielleicht kannst Du mir einen Tipp geben.

Ginkgo

Autor:  südwester [ 5. Nov 2009, 07:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Ginkgo hat geschrieben:

Tauchen solche Ausweise noch gelegentlich auf dem Markt oder Basar auf?


Ginkgo


Guten Morgen Ginkgo,
bezieht sich Deine Frage auf Eingeborenenpässe aus Papier? Falls ein Eingeborener reisen mußte, z.B. von der früheren Arbeitsstelle im Süden im Diamantengebiet nach seinem Heimatort im Norden, als Beispiel Rundu, bekam er einen "Eingeborenen-Reisepaß" ausgestellt (DV: Formular=Verlag von Karl Kühn & Söhne Berlin C. 2.). Seine Paßmarke bekam er dann vorher abgenommen, da er ja den Verwaltungsbezirk verließ. Für die Dauer eines Arbeitsverhältnisses bekam er jeweils ein "Dienstbuch" von der betreffenden Firma, auch eine Art Pass. Diese waren handgefertigt. In jedem Fall wurde immer die Nummer der Passmarke eingetragen. Verstöße gegen das Paßgesetz wurden schwer bestraft, vor allem für den (illegalen) Arbeitgeber. Man ging davon aus, daß die Eingeborenen ja im guten Glauben den Arbeitsvertrag eingingen. Für die Einhaltung der Vorschriften war in jedem Fall der Arbeitgeber verantwortlich.
Diese Ausweise sind extreme Seltenheiten! Es gibt keine Angebote.

Gruß, Südwester

Dateianhänge:
Dateikommentar: Arbeitsbuch der "Otavi Minen und Eisenbahn Gesellschaft" Tsumeb.
scan0002.jpg
scan0002.jpg [ 18.97 KiB | 12300-mal betrachtet ]
Dateikommentar: Gedruckter Eingeborenen-Paß
scan0003.jpg
scan0003.jpg [ 15.55 KiB | 12300-mal betrachtet ]

Autor:  Ginkgo [ 6. Nov 2009, 22:56 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Hallo südwester!

Ein tolles Zeitdokument, kannte ich noch nicht.

Ich suche schon länger eine Ausweismarke. Hast Du einen Tipp für mich, wo ich Erfolg haben könnte?

Gingko

Autor:  südwester [ 7. Nov 2009, 07:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sammelstücke aus DSWA mit 2 Stanzlöchern?

Ginkgo hat geschrieben:
Hallo südwester!

Ein tolles Zeitdokument, kannte ich noch nicht.

Ich suche schon länger eine Ausweismarke. Hast Du einen Tipp für mich, wo ich Erfolg haben könnte?

Gingko


Hallo Gingko, bei mir. Bin aber bis morgen Abend auf Tour zur alten Polizeistation Tinkas in der Namibwüste.
Schönes Wochenende,
Hasso

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