So, dann möchte ich mal den Rekord für die schlechtest-erhaltene Münze in diesem Thread brechen. Aber ich denke, es lohnt sich.
Vor ein paar Tagen kam bei mir ein Lot an, das ich bei einer Wiener Händlerin auf Ebay gekauft hatte. Inhalt: Ein judäisches Lepton aus Neros Zeit, ein wirklich hübscher barbarisierter Constantius Gallus und dieses As des Clodius Albinus. Obwohl die Münzen korrekt beschrieben waren, habe ich es recht günstig bekommen. Ich hatte deutlich höher geboten, auch aus der Befürchtung, jemand könnte das Lot wegen des Barbaren kaufen und das mies erhaltene As den Kindern zum Spielen im Sandkasten geben.
Die Münze ist offensichtlich mechanisch gereinigt, wie es für mich aussieht, vorsichtig mit einer Drahtbürste. Ich denke nicht, daß hier viel kaputtgemacht wurde - wahrscheinlich war mehr einfach nicht mehr da. Das, was man jetzt sieht, finde ich immer noch hochinteressant.
Clodius Albinus, AE-As, Rom, 193-195
Vs. D CL SEPT AL - BIN CAES
Rs. SAECULO FRUGI - FERO COS II, SC im Abschnitt
Saeculum Frugiferum, mit einer Fez-ähnlichen Kopfbedeckung, mit erhobener Rechter nach links sitzend auf einem von zwei Sphingen flankierten Thron
24 mm, 10,13 g, Stempelachse 12 Uhr
Erhaltungsgrad
RIC - (vgl. Aureus RIC 10); Cohen - (vgl. Aureus C. 68, Bild unten, Bronzemedaillon C. 69)
Unter dem Namen "Saeculum Frugiferum" tauchen unter Septimius Severus und Clodius Albinus zwei nordafrikanische (phönizische?) Gottheiten auf, die völlig verschieden dargestellt sind. Auf Aurei, Denaren, Sesterzen und Dupondii des Septimius sowie denselben Nominalen des Albinus ist die Gestalt mit einem Lendentuch bekleidet, trägt eine Strahlenkrone auf dem Kopf, Caduceus und Ähren (oder geflügeltem Caduceus?) in der Rechten und einem Dreizack in der Linken. Auf einem extrem seltenen Aureus und einem Bronzemedaillon des Albinus - und auch hier - sehen wir (nach Beschreibungen besserer Stücke
) eine bärtige Gestalt mit einer Fez-artigen Mütze, einer langen Robe, die Rechte zum Gruß erhoben, in der Linken Ähren; ihre Macht wird durch zwei geflügelte Sphingen, die phrygische Mützen zu tragen scheinen, unterstrichen. Es kann sich bei den beiden Darstellungen unmöglich um dieselbe Gottheit handeln. Möglicherweise handelt es sich um nordafrikanische Lokalgottheiten aus den Heimatstädten der Kaiser - Septimius Severus stammte aus Leptis Magna (Libyen), Albinus aus Hadrumetum (heute Sousse / Tunesien). Nach der Seltenheit der Münzen mit der sitzenden Gottheit zu schließen, dürfte Septimius die Verwendung der Konkurrenzgottheit recht schnell unterbunden haben.
Ich hoffe, Euch hier trotz der jämmerlichen Erhaltung etwas Interessantes gezeigt zu haben.
Viele Grüße,
Rupert
PS: Die Darstellung ist auf dem Foto ein wenig verzerrt, da ich die Münze etwas schräg fotografieren mußte, um halbwegs einen Kontrast herzubekommen.