19 Silber - 20,1 mm, (Soll 21,5.mm) - 5,14 g (Soll 5,46 g)
Av. Unter geziertem Helm mit Decke ovaler, fast kreisrunder Stadtschild von 8 ½ mm Höhe in wenig verzierter Einfas-sung. Die Kronen sind schlank und oben ausgebogen, die Teilung des Schildes wird durch zwei leicht nach unten ge-bogene Linien bewirkt. An den Seiten sind die gewöhnlichen Schildhalter, beide In der Richtung nach dem Schild blickend; sie stehen auf einem in der Mitte geraden, unten nach dem Rand hin ausgebogenen, an den Seiten nach oben geschweiften Gestellt. Vom Schildfuß her läuft unter dem Bogen des Fußgestells eine Verzierung aus zwei Ranken, die ungefähr wie ein A aussieht. Der Löwe ist doppeltgeschweift. Außen Kerbkreis; oben herum: CIVIT´ = COLON´ (kleine Buchstaben). Rv. Ein Rheinweinglas, sogen Römer mit hoher Säule, auf einem Fuß mit drei einfachen Zierreifen. Beim Übergang der Säule in den Kelch ist ein Kopf und beiderseits Zierat. Der Kelch selbst ist bauchig mir verengter Öffnung. Unten mit kleinen Ziffern bogig: 1730. Außen Kerbrand; rechts anfangend: SIGNUM´ = SENATORI´ Bem. Randschrift: BIBITE Zierat CUM Zierat LAETITA Zierat. In der Mitte ist ein Kupferstift von 2 mm eingelassen. Der doppelschwänzige Löse war um 1730 der übliche. Das SENATORI ist nicht etwa der Dativ, sondern die Abkürzung vom Senatorium. Katalog Noss 617 1728 gab es Schwierigkeiten wegen der Ratszeichen, von welchen, wie auch schon in früheren Jahren, viele Fälschungen gemacht und in den Verkehr gebracht wurden. Da sie, allerdings gegen ihrer Bestimmung, als Geld umliefen und wegen des Anspruchs auf Wein gern genommen wurden, ließ sich die vorhandene Menge schwer kontrollieren und Schäden für die Allgemeinheit nicht vermeiden. Deshalb wurde erwogen, die Ratszeichen so zu gestalten, daß sie sich von Geldstücken merklich unterscheiden. Eine solche Form fand sich in dicken gegossenen Schrötlingen mit einem durch die Mitte getriebenen Kupferstift darin. In dieser Gestalt war einer Verwechslung mit Geldmünzen vorgebeugt und die Fälschung erschwert. Es wurde die Prägung solcher Stücke beschlossen und deren Ausgabe in Aussicht genommen, sobald eine genügende Anzahl fertig gestellt sein würde. Hand in Hand damit sollte die Einziehung der alten Ratszeichen gehen. 1734 wurden dem Münzmeister 20 der alten Zeichen von 1716 zu 1 Taler angerechnet. Die Ratszeichen wurden bei jeder Ratssitzung deren gewöhnlich wöchentlich zwei stattfanden, den Bürgermeistern, den Sekretären, Syndiken und den anwesenden Ratsherren als Anweisung auf die eine gewisse Menge Wein aus dem Ratskeller gegeben. Für die nicht erschienenen Herren wurden jedesmal die Zeichen in die sogenannte Depositenkasse geworfen und am Schluß des Jahres verteilt. Auch bei außergewöhnlichen Gelegenheiten, z.B. bei einer Papstwahl, bei Jubiläen, beim Besuch vornehmer Personen, bei der Bekanntmachung eines Friedensschlusses, wurden Ratszeichen ausgeteilt. Der Probst von St. Martin erhielt als der vom römischen Stuhl bestellte Conservator privilegiorum jährlich zwölf Ratszeichen. Bei der großen Fronleichnahmsprozession gab es für den Weihbischof sechs, für den Domprediger vier, für jeden der vier Äbte vier, für jeden der sechs Dechanten vier, für den ältesten Domherrn vier, für die acht Cholare zusammen vier, für die Sänger und Organisten zusammen zwölf, für den Offermann zwei, für die Führer der Soldaten zwei, für die Bürgermeisterfrauen vier, für den Kaplan der Kirche Jerualem vier, für die Frau des Umlaufs, welche den Traghimmel verzierte, zwei, für jeden der vier Spielleute zwei und für jeden in der Prozession gehenden Ratsherrn eins. Die Teichen, gegen welche im Ratskeller jederzeit Wein geschenk werden mußte, hatten einen Silberwert von 7 Albus, galten aber im Verkehr als 39. Wann das hier beschriebene Zeremoniell aufgekommen ist, wird nicht gesagt, wohl dürfte es 1672 schon so oder ähnlich in Kraft gewesen sein. Die Bewertung mit 7 Albus kann für diese Zeit zutreffen, wenn man annimmt, daß die Zeichen aus feinem Silber bestehen. Der Verkehrswert von 39 Albus stammt aber aus dem letzten Teil des 18. Jahrhunderts. Auch zu außergewöhnlichen Ehrungen wurden die Ratszeichen verwandt. So erhielt 1687 der Münzmeister Newers als Belohnung für die erfolgreiche Reise nach Düsseldorf 12 Zeichen. Dann wurden bei besonderen Gelegenheiten an die Mitglieder des Rates diese Zeichen verteilt, als Regel jedesmal wenn die Neuprägung von solchen nötig wurde; dann empfing jeder Berechtigte 3 Stück. Ferner wenn z.B. das Portriat des jeweils regierenden Kaisers in der Ratsstube aufgehängt wurde. Diese Feier trug 1754 5 Stück ein. Am Ende der städtischen Selbständigkeit, als kein eigenes Geld mehr geprägt wurde, benutzte man die Ratszeichen gar zur Zahlung von Honoraren oder Gehalt. Bei der jährlichen Hebammenprüfung erhielt der Gewaltschreiber 1793: 42 und 1797: 54 Ratszeichen, der unterrichtende Professor der Medizin aber für das Jahr nur 40, 1796 wurden dem Stadtmusikus für ein Konzert 13 Zeichen gespendet und als 6 ½ Taler berechnet. Auch ein Buchbinder wurde so entlohnt. Derartige Ausgaben fanden nach dem 1. Juli 1897 nicht mehr statt.
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Dateikommentar: #19 Kölner Ratszeichen von 1730
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_________________ Wenn die Inflation das Geld verzehrt, wird in Telefonmünzen gespart.
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