Ein interessantes Thema für Medaillensammler ist der Nord-Ostsee-Canal. Es gibt allein aus der Bauzeit 1887-1895 und der anschließenden Eröffnung mehr als 50 verschiedenen Medaillen. Aus Silber, Bronze, Zinn, Stahl und anderen Metallen. Ein besonders schönes und sehr seltenes Exemplar aus Bronze möchte ich heute vorstellen.
Es ist eine Medaille zur Eröffnungsfeier mit folgender Darstellung:
Obv.: Brustbilder Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II., Vater (1871-1888), Sohn (1888) und Enkel (1888-1918) waren während der Bauzeit des Kanals an der Regierung. Re.: Darstellung der Nord- und Ostsee durch Wassermann und Meerjungfrau, links die personifizierte Nordsee mit Harpune, Auster, Hummer und Taschenkrebs reicht der personifizierten Ostsee die Hand, im Hintergrund links und rechts je ein Leuchtturm. Der linke Leuchtturm steht in Brunsbüttelkoog an der Elbe/ Nordsee, der rechte in Kiel-Holtenau an der Ostsee.
Medaille aus Bronze, Durchmesser 59 mm, Gewicht 96,5 g
Die drei Reliefmedaillons von Kaiser Wilhelm I., Kaiser Friedrich III. und Kaiser Wilhelm II. sind in der Drei-Kaiser-Halle im Erdgeschoss des Leuchtturms untergebracht. Oberhalb der Eingangstür des Holtenauer Leuchtturms ist die Vorlage der Medaillenrückseite angebracht.
Der Künstler dieser Darstellungen ist Ernst Gustav Herter (* 14. Mai 1846 in Berlin; † 19. Dezember 1917 in Charlottenburg), ein deutscher Bildhauer und Medailleur. Ernst Herter war der älteste Sohn und das zweite von sieben Kindern des Berliner Bau- und Admiralitätsrates Gustav Adolf Herter (1804–1882) und seiner Ehefrau Elise Louise, geborene von Reinhard (1825–1856). Herter wurde auf der Akademie der Künste (Berlin) und später bei Ferdinand August Fischer, Gustav Bläser und Albert Wolff ausgebildet. Seit 1869 betrieb er eine eigene Werkstatt. Nachdem er 1875 eine Studienreise nach Italien gemacht hatte, ließ er sich in Berlin und ab 1900 im damals selbstständigen Charlottenburg nieder. Herter war Mitglied der Berliner Kunstakademie und trug den Grad eines Professors.
Der Stempelschneider der Medaille war Otto Schultz (1848–1911), ein deutscher Medailleur und Stempelschneider, der nach seiner Ausbildung in Berlin und London seit 1881 an der Loos´schen Münzanstalt in Berlin arbeitete. Von 1889 an war er an der Berliner Münze angestellt und schnitt die Stempel einer Reihe von Münzen des Deutschen Kaiserreichs. Auch einige Entwürfe gehen auf Otto Schultz zurück, u.a. das 2- und 5-Mark- Stück von 1904 zur Vermählung des Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin (1897-1818) mit Alexandra, Princess Royal von Großbritannien und Irland, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Von Otto Schultz sind im Kaiserreich die Wertseiten aller Münzen von 1 Pfg. bis 20 Mark im Zeitraum von 1890 bis 1917 ("großer Adler") gestaltet worden. Weiterhin die Vorderseiten folgender Münzen nach Jaeger-Nrn.: 20-23, 72-74, 78-79, 85, 91, 105-106, 108, 118, 144, 156-157, 166-167, 169-171, 180, 232, und 277. Sicher noch weitere Münzen wo aber die Urheberschaft nicht mehr bekannt ist. Daran ersieht man das schöpferische Wirken des bekannten Stempelschneiders und Medailleurs Otto Schultz!
Auf dem beigefügten Bild sind das Original-Medaillon über der Leuchtturmtür von Herter dargestellt sowie Vorder- und Rückseite der Medaille, außerdem einige Informationen zu den Künstlern. Weiterhin ein Foto des Leuchtturms in Kiel-Holtenau aus heutiger Zeit.
Korrektur am 03.12.2017: Es sind Wassermann und Meerjungfrau. Die Angaben unter verschiedenen Wikepedia-Einträgen bezüglich zwei Meerjungfrauen sind definitiv falsch!
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Zuletzt geändert von franztimm am 3. Dez 2017, 14:00, insgesamt 3-mal geändert.
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