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 Betreff des Beitrags: Pseudo-Autonome Provinzprägungen
BeitragVerfasst: 20. Jan 2011, 18:09 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Zwar gibt es diese Stadt schon im "Provinzprägungen: Wieviele Städte kriegen wir zusammen?"-Spezialthema, aber ich habe festgestellt, dass wir noch gar keinen Thread zu pseudo-autonomen Münzen haben.

Daher erlaube ich mir diese Münze hier vorzustellen.

Karien.
Harpasa.
AE18, pseudoautonom, Zeit der Antonine(?); 3,86 g.
Av.: IEPA CVNKLHTOC; drapierte jugendliche Büste des Senats n. re.
Rv.: ΑΡΠΑΣΗΝΩΝ; Dionysos, im Himation, n. l. stehend, Thyrsos in der Linken, Kantharos in der gesenkten Rechten haltend.
Mionnet III, 350, 272.


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BeitragVerfasst: 20. Jan 2011, 22:38 
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Lieber Matthias :alarm:

Eine tolle Idee, so einen Thread ins Leben zu rufen :mrgreen:
Vielleicht können wir dadurch ein paar in der Winterstarre befindliche Numisfreunde wachküssen :lol:
Naja in letzter Zeit gehör ich ja leider auch zu dieser Spezies :oops: , sollte sich hoffentlich bald wieder ändern :!:

Tjo genug der Worte, laß´ma ein Münzerl folgen:



Zitat:
AE 27 // CARIA - ANTIOCHIA AD MEANDRVM

Legende:

A) BOVΛЄ
Drapierte Büste mit Schleier der Boulé nach rechts

R) ANTIOXЄΩN
Tyche steht nach links, hält Ruder und Füllhorn

Gewicht: 6,31g
Ø: 27mm
Referenz: SNG Cop.36
ex: Rutten&Wieland


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Liebe Grüße
Gerhard

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BeitragVerfasst: 20. Jan 2011, 23:08 
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sulcipius hat geschrieben:
Eine tolle Idee, so einen Thread ins Leben zu rufen :mrgreen:

Ich warte nur drauf, dass Laterarius seinen Segen zu diesem Thread gibt ;)

Olaf

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BeitragVerfasst: 20. Jan 2011, 23:46 
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Nun ist Kilikien vielleicht nicht gerade eine Hochburg der sogenannten "pseudo-autonomen" Provinzprägungen, trotzdem hoffe ich, dass Laterarius nichts gegen diesen Thread einzuwenden hat :)

Zu dem Thema zeige ich gerne meine kleine Serie von fünf Münzen aus vier verschiedenen Städten, alle vom gleichen (Demos-)Vorderseitenstempel. Diese Verbindung wurde bereits durch Konrad Kraft erkannt, vgl. Kraft, Das System der kaiserzeitlichen Münzprägung in Kleinasien, Tf. 115, 13a-d.

Von links nach rechts:

1. Hadrianotherai / Asklepios
2. Attaos / Asklepios
3. Attaos / Asklepios
4. Germe / Herakles
5. Hadrianeia / Tyche

Attaos habe ich deshalb doppelt, weil Nummer zwei eine retrograde Rückseitenlegende aufweist, während sie auf Nummer 3 richtig geschnitten wurde: ein nettes kleines Detail, wie ich finde.

Gruss, Pscipio


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BeitragVerfasst: 21. Jan 2011, 12:39 
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Gruezi Lars ;)
Tolle Stücke, die Du uns da vorstellst :whow: Ich hoffe, Du läßt aus Deiner Sammlung noch ein paar Exemplare folgen, würde mich freuen :D

Herzlichst
Gerhard

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BeitragVerfasst: 22. Jan 2011, 10:56 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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@ Lars: Ich wusste, ich würde Dich mit diesem Thread "ködern"! :mrgreen:

Deine Serie ist natürlich phantastisch, ich sehe sie immer wieder gern.

Zu Harpasa möchte ich noch etwas historisches nachtragen, was ich oben vergessen hatte:

Harpasa lag am Arpasos, einem Nebenfluss des Mäanders. In seiner Nähe soll sich ein seltsamer Fels befunden haben, der sich durch einen Fingerdruck, nicht aber durch die gesamte Kraft eines Körpers bewegen ließ (Plinius der Ältere, Naturalis historia 5, 109).

Ob es den Stein heute auch noch gibt? ;-)

Ich sammle pseudoautonome Münzen zwar nicht schwerpunktmäßig, aber die eine oder andere werde ich hier schon noch vorstellen können, hoffe ich.

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BeitragVerfasst: 22. Jan 2011, 11:04 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Dann will ich gleich noch eine nachschieben:

Philadephia in Lydien.
AE23, pseudoautonom, ca. Caracalla bis Gallienus; 5,42 g.
Av.: ΔΗΜΟC; Kopf des Demos mit Lorbeerkranz n. re.
Rv.: ΦIΛAΔЄΛΦЄΩN NЄΩKOPΩN; Hercules mit Löwenfell, den Höllenhund Kerberos hinter sich her ziehend.

Für diese Münze mit dem spannenden Revers suche ich immer noch ein entsprechendes Literaturzitat.


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BeitragVerfasst: 23. Jan 2011, 11:15 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Und noch eine, leider auch nicht soo gut erhalten:

Germe in Mysien.
AE26, pseudoautonom, ca. Zeit des Hadrian (Ehling) oder Antoninus Pius bis Commodus (v. Aulock); 12,16g.
Av.: IEPA CYNKHTOC; drapierte Büste des jugendlichen Senates n. re.
Rv.: ЄIΠ (!) CTP ΦΛ ACKΛHΠIA ΓЄPMHΩN (!); Zeus n. li. sitzend.
Ehling 331. SNG v. Aulock 1090. Kraft –. Selten.

Über Germe ist wenig bekannt. Von L. Robert wurde Savactepe, das frühere Gircsun (Kircscn u. a.) als Stätte des antiken Germe wahrscheinlich gemacht.
Germe ist ebenfalls eine von vier Städten, für die nach K. Kraft (mit stempelgleichen Vorderseiten) Münzen in einer gemeinsamen Münzstätte geschlagen wurden: AΔPIANOΘEPITΩN (Hadrianotherai), ATTAITΩN (Attaos/ Attaea), ΓEPMHNΩN (Germe) und AΔPIANEΩN (Hadrianeia).
Lit.: Ehling, Kay: Die Münzprägung der mysischen Stadt Germe in der römischen Kaiserzeit. 2001. XX, 184 S.


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BeitragVerfasst: 23. Jan 2011, 13:18 
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Professor

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Klosterschueler hat geschrieben:
sulcipius hat geschrieben:
Eine tolle Idee, so einen Thread ins Leben zu rufen :mrgreen:

Ich warte nur drauf, dass Laterarius seinen Segen zu diesem Thread gibt ;)

Olaf

Hiermit gebe ich diesem Thread huldvoll meinen Segen :lol: . Großartig ist diese Serie stempelgleicher Vorderseiten pseudoautonomer Münzen von Pscipio, mit der sich die Kraft'sche These wunderbar demonstrieren lässt. Wie die Spezialisten unter Euch aber wissen, hat die spannende These Krafts eine nicht unerhebliche Schwachstelle. Es ist längst bekannt, dass nicht die Prägewerkstätten (so Kraft), sondern die Vorderseitenstempel "wanderten". Die wichtige Beobachtung Krafts, dass die wandernden Stempel von Spezialwerkstätten geschnitten worden sind, hält der Kritik aber stand. Wie viele Beispiele zeigen, wurden Rückseitenstempel hingegen manchmal sogar Jahrzehnte später wiederverwendet, sie wurden also in den Prägestätten thesauriert. Aufgrund des eingravierten Etnikons waren sie für "Wanderungen" ungeeignet. Geprägt wurde also von den emittierenden Städten in den Städten. Die städtischen Eliten bestimmten damit die Münzbilder, der Einfluß der Werkstätten auf die Bildgestaltung war somit deutlich geringer als Kraft dies postulierte.


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BeitragVerfasst: 31. Jan 2011, 13:21 
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Doktor
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Hab ichs mir doch gedacht, dass Laterarius unserem Treiben hier positiv gegenüber stehen wird :) Für den Kommentar zu meinen Münzen und der Kraft'schen These danke ich ganz herzlich. Als kleine persönliche Anekdote möchte ich noch anmerken, dass die Münze aus Hadrianotherai Schuld daran ist, dass ich mich heute speziell für kleinasiatische Provinzprägungen interessiere: das Stück geriet mir in die Hände, als ich meine ersten unbeholfenen Schritte in das Gebiet der Provinzmünzen unternahm, und zwar nachdem mir ein Verkäufer von sogenannten "Ungereinigten" alle Provinzmünzen aus den Spätrömern raussuchte, denn das sei ok, "die interessieren ja sowieso niemanden". Das war mein Glück, hatte ich es doch gründlich satt, mich mit den ewig gleichen langweiligen Spätrömern herum zu schlagen, und da kam mir so was merkwürdiges und abenteuerliches wie "römische" Münzen mit griechischer Legende gerade recht. Es war natürlich besonders fies, dass sich unter diesen Münzen dann nicht nur die üblichen Kleinbronzen vom Balkan, sondern auch eine pseudo-autonome Prägung aus Kleinasien befand, die ich zunächst in Ermangelung eines hilfreichen Kaiserkopfes auch überhaupt nicht einordnen konnte. So war das Interesse geweckt, und als mir Curtis Clay dann etwas später von den Stempelverbindungen zu anderen Städten erzählte, versuchte ich ab da nicht nur, die Serie zu komplettieren (was mir nach einigen Jahren gelang), sondern es war auch der Startschuss für mein Kleinasieninteresse. Konsequenterweise hat das Stück trotz mässiger Erhaltung einen Ehrenplatz in meiner Sammlung erhalten!

@helcaraxe: ein weiteres Exemplar deines Demos aus Philadelphia findet sich in SNG München 23, Nr. 413. Es scheint mir beidseitig stempelgleich zu sein, leg mich aber bitte nicht darauf fest, ein Vergleich ist aufgrund der mässigen Erhaltung deines Exemplares schwierig. Interessanterweise wird die Rückseite durch Leschhorn als Hermes gedeutet, der ein Kerykeion hält und einen Widder hinter sich herzieht. Das Münchner Stück ist zwar deutlich besser erhalten als deines, ich kann aber auf dem Foto kein Kerykeion erkennen und die Szene sowie die Körperhaltung erinnern doch sehr stark an Herakles mit Kerberos (vgl. Voegtli, Bilder der Heldenepen S. 40 f. und Tf. 6 g-l). Allerdings mag die Szene klarer sein, wenn man das Stück in der Hand hält (der Abguss und das Foto in der SNG sind nicht besonders toll), und das Tier scheint schon eher nach rechts zu springen, als wie der auf Münzen meistens dreiköpfige Kerberos zu sitzen und/oder sich zu sträuben. Ein gut erhaltenes Exemplar mag hier Klarheit bringen.

Zur Datierung deines Synkletos' aus Germe: Ehling hat die Zuschreibung in hadrianische Zeit von Imhoof-Blumer übernommen (I.-B., Zur griechischen und römischen Münzkunde, S. 116, Nr. 1), schreibt aber auch "die genaue Datierung dieser Mittelbronzen ist nicht möglich" (weil die zitierten Magistraten nur auf pseudo-autonomen Münzen vorkommen), Ehling S. 103. Den Artikel vom Imhoof-Blumer habe ich leider nicht zur Hand, werde aber noch nachprüfen, was er dazu schreibt. Aulock schreibt Pius bis Commodus, und RPC online macht es sich dann besonders einfach und verknüpft die beiden Angaben zu 117-192 n. Chr. Mir persönlich scheint die Datierung in die Zeit von Hadrian vom Stil her etwas gar früh, aber da befinden wir uns dann natürlich in schwierigem Fahrwasser und im Zweifelsfalle sollte man sicherlich einfach zugeben, dass eine genauere Datierung bisher nicht möglich ist. Anhaltspunkte für eine Spätdatierung mögen immerhin sein, dass Zeus in Germe als Rückseitentyp auf sicher datierbaren Münzen erst unter Antoninus Pius vorkommt (vgl. Ehling Nr. 100, Marcus Aurelius als Caesar), und dass Münzen mit dem Bild des Hadrian bisher nur in zwei kleineren Nominalen bekannt sind, nämlich einem von ca. 18 mm und 3-4 g und einem von 21 mm und 5.5-7.5 g.

Gruss, Pscipio


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