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Frage zu einer Prägung
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Autor:  harald [ 29. Jun 2009, 10:55 ]
Betreff des Beitrags:  Frage zu einer Prägung

Folgender Denar des Severus Alexander bereitet mir schon seit geraumer Zeit einiges Kopfzerbrechen.
Ich frage mich, was dazu geführt hat, dass der Avers ein derart stark erhabenes Portrait aufweist und der Schrötling im vergleich zu anderen zeitgenössichen Denaren so extrem dünn ist.

Gewicht: 2,15g
D: 19mm
Dicke des Schrötlings am Rand: 0,3mm
Prägerelief des Averses: 2mm

Grüße
Harald

Dateianhänge:
Sev. Alexander. Technicum, Av..JPG
Sev. Alexander. Technicum, Av..JPG [ 54.36 KiB | 11165-mal betrachtet ]
Sev. Alexander Technicum, Rv..JPG
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Sev. Alexander Aufsicht.JPG
Sev. Alexander Aufsicht.JPG [ 40.07 KiB | 11165-mal betrachtet ]

Autor:  beachcomber [ 29. Jun 2009, 11:08 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

vielleicht ein guss-denar?
grüsse
frank

Autor:  harald [ 29. Jun 2009, 11:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

Nein, es handelt sich eindeutig um eine Prägung.
Besonders am Rand und durch den Schrötlingsriss, welcher auf beiden Seiten ident ist, gut erkennbar.
Der Rand weist weiters die üblichen kleinen, durch den Prägeschlag und das sich ausdehnende Metall bedingten feinen Risse auf.
Sie sind leider nur unter starker Vergrößerung erkennbar und auf dem Foto unmöglich wiederzugeben.

Gruß
Harald

Autor:  justus [ 29. Jun 2009, 13:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

beachcomber hat geschrieben:
vielleicht ein guss-denar?


Hallo Harald,

ich möchte mich der Vermutung von beachcomber anschließen. Auch für mich sind eigentlich alle Anzeichen eines Gussdenars vorhanden. Aber ofensichtlich handelt es sich bei dem verwendeten Metall um eine weniger guthaltige Silberlegierung. Dr. Matthew Ponting hat vor kurzem einen Untersuchungsbericht zum Thema "Silberanteil von Denaren von Augustus bis Nero" veröffentlicht

On-line database Analysis of Roman Silver Coins, Augustus to Nero (27 BC - AD 69) hosted by the Archaeological Data Service.
Link: http://www.liv.ac.uk/sace/research/publ ... enarii.pdf?

Die Untersuchung betrifft zwar einen anderen Zeitraum, aber ließe wohl Rückschlüsse auch auf die in der Severerzeit verwendeten Silberlegierungen zu. Vielleicht kann ja beachcomber, der den Artikel vermutlich schon gelesen hat, etwas dazu sagen. Ich komme in den nächsten Tagen, aus Zeitmangel nicht dazu. Ich gebe zu, dass ich dabei auch einen Hintergedanken habe, nämlich die Frage, ob Gussdenare, wenn sie als eine Art "Notgeld" fungieren sollten, immer aus einer Kupferlegierung hergestellt wurden.

@harald: Ich habe ein paar subaerate Severus-Alexander-Denare (oder Gussdenare?) in meiner Sammlung, die ebenfalls dieses stark erhabene Portrait aufweisen. Mal sehen, ob ich in den nächsten Tagen dazu komme sie Euch in den entsprechenden Threads zu veröffentlichen.

Grüße Justus

Autor:  beachcomber [ 29. Jun 2009, 14:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

die untersuchung betrifft wirklich nur frühe denare, beschreibt aber sehr gut die technik des weiss-siedens, die auch schon bei neros post-reform denaren angewandt wurde, um die oberfläche silberner erscheinen zu lassen.
die technik beruht darauf, das durch glühen der schrötlinge die kupferpartikel an der oberfläche oxydieren, und dann mit säure ausgelöst werden.
wobei festgestellt wurde, dass die oxydation in tiefere schichten dringt, je länger geglüht wurde, (was ja auch ziemlich logisch ist), und somit die guthaltige schicht an der oberfläche dicker wird.
dieses verfahren ist sicher auch noch zur severer zeit (und später) angewandt worden.

was den denar von harald betrifft, so könnte der riss vielleicht später entstanden sein, oder, wenn es wirklich kein guss ist (schliesslich kann der aspekt dieser münze auch durch flaue stempel und korrosion hervorgerufen sein), einfach deshalb so flach am rand sein, weil der kopf so erhaben ist! :)
anders ausgedrückt, um den sehr tiefen stempel zu füllen, blieb für den rest der münze nicht mehr viel material übrig.
grüsse
frank

Autor:  curtislclay [ 29. Jun 2009, 15:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

In meinen Augen ein normaler geprägter Denar auf untergewichtigem, zu dünnem Schrötling. Datum 225-8 n. Chr., das Porträt in hohem Relief ist auf Denaren dieser Ausgabe normal.

Autor:  helcaraxe [ 29. Jun 2009, 16:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

Ich habe auch verschiedene Denare, die ähnlich auffallend sind. Ist das eine Deiner selbstgefundenen? Ansonsten hätte ich von den Bildern her vermutet, dass sie einmal chemisch gereinigt worden ist, aber das kann bei Dir ja nicht sein! ;-)

Autor:  harald [ 29. Jun 2009, 19:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

beachcomber hat geschrieben:
was den denar von harald betrifft, so könnte der riss vielleicht später entstanden sein, oder, wenn es wirklich kein guss ist (schliesslich kann der aspekt dieser münze auch durch flaue stempel und korrosion hervorgerufen sein), einfach deshalb so flach am rand sein, weil der kopf so erhaben ist! :)
anders ausgedrückt, um den sehr tiefen stempel zu füllen, blieb für den rest der münze nicht mehr viel material übrig.
grüsse


Möglicherweise könntest Du mit deiner Vermutung recht haben.

Helcaraxe, die Reinigung habe ich wie bei allen Fundstücken chemisch, aber behutsam gemacht.
Leider ist das Silber wie so oft unter diesem Kaiser stark legiert und das ist der Grund für die leicht poröse Oberfläche.

Curtis, vielen Dank für die Info.
Das gerade dieser Typ mehrheitlich so ein hohes Relief aufweist war mir unbekannt.

Viele Grüße
Harald

Autor:  justus [ 29. Jun 2009, 21:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu einer Prägung

harald hat geschrieben:
Ich frage mich, was dazu geführt hat, dass der Avers ein derart stark erhabenes Portrait aufweist und der Schrötling im vergleich zu anderen zeitgenössichen Denaren so extrem dünn ist.


Hier eines von meinen Exemplaren mit stark erhabenem Portrait des Severus Alexander. Münzbeschreibung im Thread "Subaerate Denare".

Grüße Justus

Dateianhänge:
Sev. Alexander - Denar (subaerat) - RIC 78.JPG
Sev. Alexander - Denar (subaerat) - RIC 78.JPG [ 124.57 KiB | 11104-mal betrachtet ]

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