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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 16. Jun 2009, 13:31 
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Hofrat
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justus, deinen ausführungen muss ich leider widersprechen!
eine unterscheidung zwischen notgeld und falschgeld halte ich schon für wichtig, und ist in diesem fall auch ganz einfach :)
denn: während die limesfalsa grob abgegossene exemplare von existierenden bronzen sind, die jedem (damals wie heute) auffallen, also sicher nicht mit der absicht der täuschung produziert wurden, sind die (oft sogenannten) 'limes-denare' eine ganz andere kategorie!
die sind nämlich in einer top-gussqualität hergestellt, aus weissmetall, was durchaus den eindruck von silber machte.
also offensichtlich so produziert, dass sie den empfänger täuschen konnten.
wenn auch die denare notgeld gewesen sein sollten, warum dann dieser aufwand?
für mich ein ganz eindeutiger schluss: diese denare waren falschgeld!
grüsse
frank


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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 16. Jun 2009, 16:32 
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Hofrat
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Hallo beachcomber,

Die These von Matthias Pfisterer, dass es sich bei Gussdenaren um inoffiziell hergestelltes Notgeld handelt, kann man akzeptieren oder auch nicht. Funde von Gussfälscherförmchen in villae rusticae und kleineren vici sprechen eigentlich dafür. Die Tatsache, dass sowohl Limesfalsa, als auch Gussdenare relativ seltener vorkommen, als zum Beispiel „subaerate Denare“, spricht außerdem dafür, das erstere wohl eher „inoffiziell, aber als Notgeld geduldet“, die letzteren jedoch vermutlich zur Geldmengenvermehrung bei gleichbleibender Silbermenge, durch offizielle Münzstätten hergestellt wurden.
Was die „Top-Gussqualität“ von Gussdenaren anbetrifft, so möchte ich nur auf einige im Thread „Gussdenare“ vorgestellte Beispiele aus Buntmetall hinweisen. Bei einem weiteren Gussdenar, den ich ebenfalls als Gegenbeispiel anführen möchte (s. Photo 1) handelt es sich um einen „Weißmetalldenar“ mit silberner Oberfläche, aber sehr verschwommenem Gesamtbild.

Julia Soaemias
Denar (Gussfalsum), unbekannte Münzstätte nach 220 n. Chr.
Av.: IVLIA SOAEMIAS AVG / Drapierte Büste n. r.
Rv.: VENVS CAELESTIS / Venus n. l. sitzend, hält Szepter, streckt ihre Hand nach Cupidus (Gott der Liebe) aus, der vor ihr steht.
Gewicht: 2,19 g. Durchmesser: 18 mm.
Ref. nach RIC 243; Sear 5/7720; RSC 14.

Haupterkennungsmerkmale von Gussmünzen sind immer eine etwas raue, körnige Oberfläche, sowie ein verschwommen wirkendes Gesamtbild, da der Ton, aus dem Fälscherförmchen hergestellt wurde, nun mal keine absolut glatte Oberfläche besaß, wie wir sie heutzutage mit Abgüssen in Silikon-Kautschuk RTV/HB * oder anderen Gussformen erzielen können. Schon ein Abguss in modernem Tonsand weist diese raue, verschwommene Oberfläche auf.

mfg Justus

* Ein von mir mittels einer Silikon-Kautschuk-RTV/HB-Form hergestellter und anschließend galvanisch versilberter Zinnabguß eines Denars des Severus Alexander mit glatter Oberfläche (s. Photo 2).

Anmerkung: Gussdenar = Limesdenar


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Julia Soaemias - Gussdenar - RIC 243.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 16. Jun 2009, 16:50 
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Hofrat
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Beiträge: 767
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hallo justus,
vergiss' mal nicht, dass deine soaemias in was-weiss-ich für böden gelegen hat, bis sie nach der (scharfen?) reinigug so aussieht.
ich habe schon einige gussdenare gesehen, (und selbst gefunden) und je nach fundumständen sind sie von top-erhalten und nur an der abweichenden farbe zu erkennen bis verkrustet und mit auflagen behaftet herausgekommen.
aber die qualität des gusses, war immer um klassen besser als bei jedem limes-falsum was ich so gesehen habe.
was nun die fundumstände von fälscher-formen angeht - wo sollten die archäologen sie denn sonst gefunden haben? die graben ja nur an siedlungsplätzen! :)
und warum soll eine villa-rustica nicht auch fälschern eine heimat gegeben haben? irgendwo müssen die ja auch gelebt haben :)
und dass es ein gewisses mass an logistik und kapital voraussetzt um fälschungen zu produzieren, wird damals wohl auch nicht anders gewesen sein als heute.
also anders ausgedrückt: es waren sicher nicht die ärmsten, die sich mit sowas abgegeben haben, bewohner einer villa rustica kämen da schon hin ;)
grüsse
frank
p.s. im anhang eine selbstgefundene domna, die in der hand viel glatter aussieht als auf diesem schlecht beleuchteten foto!


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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 22. Jun 2009, 11:02 
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Beiträge: 2162
Hier zeige ich Euch ein weiteres Limesfalsum in Bronze, einen gegossenen Sesterz des Commodus aus dem Jahr 181n.Chr.

Vorbild: RIC 306

Maße: Durchmesser 26mm, Dicke 2mm
Gewicht: 22,65g

Auch bei diesem Exemplar kann man wohl davon ausgehen, dass es sich mit dieser geringen Dicke und ebenso geringem Gewicht um keine Fälschung eines Sesterzen handelt.
Es war eher eine Art Notgeld mit geringerem Kaufwert.

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 22. Jun 2009, 20:35 
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Hofrat
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Hallo Harald,

schönes Stück, das du uns da zeigst! Interessant auch die gegossenen "Lufteinschlüsse" auf der Commodus-Büste. Wirklich ein klassisches Beispiel für ein sehr gut erhaltenes "Limesfalsum" mit fehlerloser blau-grüner Mineralpatina!

Grüße Jürgen

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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 30. Jun 2009, 01:10 
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Magister

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Mit etwas Verspätung würde ich auch noch ganz gerne ein paar Limesfalsa einstellen, da ich die Dinger schon seit Jahrzehnten sammle, und mittlerweile rund 400 mein Eigen nenne. In früheren Zeiten waren diese Güsse bei Suchern äußerst unbeliebt(das wird der harald bestätigen können), und so mußte ich nur die Hand aufhalten und bekam auf diese Weise("der damische Münchner sammelt des Glump")eine erkleckliche Anzahl zusammen.
Heute möchte ich Euch mein Claudius As vorstelle, bei dessen Guß einiges schiefgegangen zu sein scheint.


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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 30. Jun 2009, 08:01 
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Professor
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Interessant, solch einen Claudius As mit Gußzapfen-Resten konnte ich mir ebenfalls unlängst aneignen:

Bild

(27-32 mm / 8,62 g),
Av.: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IMP P P .
Rev.: S - C , Minerva .
vergl. RIC I, S. 130, Nr. 116 .

Hier waren wohl auch noch die beiden Tonformen gegeneinander verrutscht.

Gruß

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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 30. Jun 2009, 09:12 
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imperator44 hat geschrieben:
Heute möchte ich Euch mein Claudius As vorstelle, bei dessen Guß einiges schiefgegangen zu sein scheint.


KÖNNTE es nicht der seltene Fall sein, daß es sich um einen Gußsteg handelt? So ich in Erinnerung habe gibt es erhaltene Limesfalsa mit Gußstegen dran. Das hier gezeigte Exemplar, erinntert mich daran.

Liebe Grüße
Gerhard

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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 30. Jun 2009, 19:08 
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Magister

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Hallo sulcipius,
das sind sogar sicher Gußstege, das sieht man ja auch beim Stück vom Arminius, da sind sie nur nicht (zumindest der untere) so ausgeprägt. Aber beide sind ein schönes Beispiel für Pfusch beim Münzengießen.
Viele Grüße vom imperator44.


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 Betreff des Beitrags: Re: Limesfalsa
BeitragVerfasst: 30. Jun 2009, 20:52 
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Wenn ich mich nicht ganz irre, so bewahrt das KHM sogar 2 zusammenhängende Münzen mit vollem Steg auf, was dafür sprechen würde, dass es Art Modeln gab, in welche das Metall gegossen wurde.
Also ich seh da eher nicht Pfusch beim Giessen, sondern einen interessanten EInblick wie die Dingerchen hergestellt
wurden :!:

Liebe Grüße
Gerhard

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