Numismatik-Cafe

Hallo Gemeinde,
könnt Ihr mir bitte mit der Münze helfen.
Gewicht läßt auf meiner Haushaltswaage leider nicht bestimmen - ist aber vergleichsweise schwer
Material möglicherweise Kupfer. Auf dem Avers-Bild sieht man links am Rand eine Stelle, die auf Grünspan schliessen läßt. Durchmesser beträgt 19mm, Dicke ca. 4mm
Das Avers zeigt einen bekränzten Kopf eines schlanken Mannes (kein Stiernacken), die Haare scheinen kurz geschnitten zu sein. Ich meine, oberhalb des Hinterkopfes eine Buchstaben wie "PLAV" oder vielleicht auch "RLAV" lesen zu können.
Das Revers zeigt einen auf dem Boden stehenden Vogel mit befiederten Oberschenkeln und geöffneten Flügeln, als wolle er losfliegen oder sei eben gelandet. Es könnte sein, daß dieser "große" Vogel (Adler?) etwas im Schnabel trägt (Beute?). Der Boden ist als Linie ausgeführt. Rechts und links der Bodenlinie stehen jeweils eine senkrechte Linie mit etwas oben drauf - könnte zum Bsp. eine Säule mit einer Vase/Amphore oben drauf darstellen. Oben stehen 2 Zeichen - "LA" Ich hatte mir überlegt, ob es vielleicht ein griechisches Delta sein könnte.
Jetzt bin ich aber mal gespannt.
Vielen Dank vorab schon mal

Hallo und Willkommen,

dir kann geholfen werden, obwohl diese Münze schon ziemlich "tot" ist. Ein materieller Wert ist nicht gegeben, dennoch dürfte es sich mit ziemlicher Sicherheit um diese Münze handeln:
http://www.acsearch.info/record.html?id=227781.

Gruß Chippi

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Hallo Chippi,
erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort. Aber leider kein Treffer.

erstens ist das Material gänzlich verschieden und dann

Unterschiede Revers:
Deine Münze:
- der Flügel links hat eine Feder, die wie ein Finger zeigt
- das LA steht ziemlich weit links aussen
- die Bodenlinie ist gekrümmt
- auf der Linie/Säule rechts ist ein Rechteck vielleicht ähnlich der Standarte einer milit. Einheit, darüber wohl ein Kranz

bei mir:
- geschlossene Flügelfläche ohne einzeln erkennbare Federn
- das A steht ziemlich mittig oberhalb des Gegenstandes, den der Vogel im Schnabel hält
- Bodenlinie ist horizontal
- rechts auf der Linie oberhalb des Feldes siehts bei mir anders aus


das Avers meiner Münze:
- die Stirne scheint mir nicht so senkrecht sondern etwas fliehend, die Kinnlade (Hals-Kinn-Abstand) ist kürzer, der Haaransatz beginnt schon vorne an der Stirne, ein auffallend schlanker nicht-muskulärer Hals, der Kranz sieht auf der Rückseite vom Kopf - da, wo er absteht - anders aus

Bei Dir sieht auch die Nasenscheidewand ganz anders aus - ist weit nach unten gezogen. (Also natürlich nicht bei Dir sondern auf der Münze

Aber es gibt absolut Ähnlichkeiten - dennoch: sie ist es nicht

In welche Zeit fällt denn die Münze von Deinem Link?

Welche Provenienz? Ist das eine römische Münze?

Kann man die Münze oberflächenbehandeln? Chemisch/mechanisch?
Danke mal soweit

Hallo,

Münzen und Antike sind nicht dein Spezialgebiet. Du denkst absolut modern, alles muss gleich sein, wie es beim heutigen Euro ist. Die Münzstempel (mit denen man per HAND diese Münze prägte) wurden per HAND hergestellt und waren aus gehärteten Eisen, der nicht so lange wie heutige Stempel hält. Danach wurde ein neuer Stempel per HAND hergestellt. Der Typ war immer noch der Gleiche, doch Details weichen ab (mitunter arbeiteten verschiedene Graveure an den Stempeln, die alle ihren eigen Stil hatten).
Ein stempelgleiches Stück zu deinem zu finden, ist schier unmöglich, der Ausstoß dieser Tetradrachmen war enorm zu dieser Zeit (unzählige verschiedene Stempel).
Das Material bezeichnet man als AE von Aes (Erze), hauptsächlich Kupfer, Zinn, Zink etc. Kann also alles mögliche enthalten, zu der Zeit (Aurelian regierte von 270 bis 275 n. Chr.) hat man verwendet, was da war. Die Metallzusammensetzung war nie homogen. Desweiteren zeigt das verlinkte Stück eine herrliche Patina (Umwandlung der äußersten Metallschicht in Oxide), deine hat diese nicht mehr. Du siehst in etwa die Ursprungsfarbe des Metalls, was wiederum auf eine chemische Reinigung des Stückes hinweist, mehr noch in Verbindung mit dem flauen Rest des Prägebildes (die Bildinformation steckte in der Patina/umgewandelten Metall). Das wiederum meinte ich mit "tot".
Hier ein weiteres Stück, immer noch der selbe Typ:
http://www.acsearch.info/record.html?id=233392

Viel Spaß beim Vergleichen. Es ist dieser Typ, auch wenn sie nicht exakt so aussieht wie Deines. So ist das halt in alten Zeiten.

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Na dann ab nach Rom.

Klosterschüler

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Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.

Hallo Chippi,
das ist eine tolle Antwort !!! Herzlichen Dank. Sehr informativ.

Mittlerweile habe ich auch das genaue Gewicht 8,581g, kein Gold, kein Silber (ich kenne einen Edelmetallankäufer)

Die entfernte Patina habe ich der Putzfrau meiner Mutter zu verdanken, die der Ansicht war, dieses alte verrottete Stück sollte doch mal richtig gereinigt werden.

Sie hat die Münze dann in Haushaltsessig gebadet und weiß der Teufel was sonst noch mit der Münze angestellot. Unfaßbar.

So weiß ich wenigstens, um was für eine Münze es sich handelt (Tetradrachme - klingt toll, aber irgendwie griechisch).

Nochmals vielen herzlichen Dank für die schnelle und professionelle Auskunft
LG

ein tolles Motto - ist auch meines:
Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.

LG und schönen Abend noch

Auch von meiner Seite mal ein herzliches Hallo und Willkommen im Café

1) Leute, die antike oder andere Münzen mit Haushaltsessig oder anders gearteten Mitteln hinrichten, sollten in den untesten Gegenden des Hades ihr Dasein fristen müssen

2) Legende und Bezeichnung des Nominales sind griechisch, richtig erkannt Warum?
Ganz einfach, die Amts/sprache der damaligen antiken Welt in diesen Breiten war Griechisch

3.) Das Material dieser Tetradrachmen war übrigens Billon.

PS: Solltest dich ernsthaft weiterbeschäftigen wollen, so arg teuer sind diese Münzen nicht, nur bitte beachte: Kaufe NUR bei renomierten Händlern, bei ebay sei vorsichtig. Solltest mal in die Richtung Hilfe brauchen, hier wird dir auf nette Anfragen sicher geholfen !!

mfg
sulcipius

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-oderint dum metuant -

herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme "im Club"

Nun, der Einsatz des Haushaltessig und weiterer Chemikalien erfolgte ohne unser Wissen - erst als uns die alte Münze im neuen Glanz präsentiert wurde. Sie wurde durch die Chemikalien porig - und damit vermutlich ganz wertlos.

Die gute Seele wollte es halt besonders recht machen und bekam ein ganz schlechtes Gewissen, als uns die Kinnladen herunterfielen.

So ist das Leben ...

Wie hätte man den Wert denn ugf. taxieren können?

Haushaltsessig hin oder her. Einem solchen sollte man bei der Münzpflege nicht einsetzen. Aber: Handelt es sich hier nicht schlicht um eine moderne Gussfälschung? Reiseandenken aus dem heutigen Ägypten? Ein besseres Foto (auch vom Rand) könnte weiterhelfen.