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Homonoia-Prägungen
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Seite 2 von 3

Autor:  Jochen [ 9. Mär 2010, 19:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Eine andere Frage, die ich nicht beantworten kann, ist ja auch, ob es solche Homonoia-Verträge in Mesopotamien überhaupt gab.

Mit freundlichem Gruß

Autor:  Laterarius [ 9. Mär 2010, 21:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Ob es solche Homonoia-Verträge überhaupt gegeben hat, wird durchaus kontrovers diskutiert. Offen gestanden bezweifle ich aber sogar, dass diese mesopotamischen "Homonoia-Münzen" mit den kleinasiatischen überhaupt verglichen werden können. "Homonoia" kann vielfältig verstanden werden. Werde noch darüber nachdenken, das Thema interessiert mich.
Beste Grüße,
Laterarius

Autor:  Jochen [ 11. Mär 2010, 09:38 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Hier habe ich eine sehr frühe Homonoia-Prägung aus der Zeit des Augustus.

Lydien, Sardeis, Augustus, 27 v.Chr.-14 n.Chr.
Homonoia-Prägung zwischen Sardeis und Pergamon
AE 20, 6.84g
geprägt unter dem Magistrat Musaios
Av.: CEBACTOV
bloßer Kopf n.r.
Rv.: SARDIANWN - KAI PERGAMHNWN
Bärtiger Demos in Himation, n.r. stehend, und jugendlicher Demos in kurzem Chiton, n.l. stehend, jeder ein langes
Szepter im li Arm schräg vor sich haltend, reichen sich die Hand
im unteren Feld zwischen ihnen untereinander MOV / SAI / OC
Ref.: Franke/Nolle 1814/15 (2 Ex., Berlin ex coll. Imhoof, coll. Lindgren)
sehr selten, S+, blaugrüne, etwas fleckige Patina

Nach der Feststellung von Laterarius ist der ältere Demos im Himation der Demos von Sardeis als ausgebener Stadt. Nach Franke/Nolle ist die Legende auf der Vs. nur CEBASTOV. Hier sieht es aber so aus, als wären vor dem Kopf auch noch Buchstaben. So kann man in der Höhe der Augen ein A erkennen. Das würde z.B. zu KAICAR passen.

Mit freundlichem Gruß

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sardeis_augustus_Franke_Nolle1814.jpg
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Autor:  Laterarius [ 11. Mär 2010, 18:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Sehr interessante Münze, lieber Jochen. Die Vorderseitenlegende der Sardeis/Pergamon-Münze müsste aber vollständig im Genetiv aufgeführt werden.
Fahre gleich für gut zwei Wochen weg (ohne Internet-Möglichkeit). Da mir die "Homonoia"-Münze aus Rhesaina keine Ruhe ließ, habe ich heute noch ein wenig in der Bibliothek gestöbert. Nach dem von mir schon erwähnten Buch von K. Castelin von 1946, 62-68 handelt es sich in der Tat, wie Du berichtetst, um die beiden Stadtgöttinnen von Rhesaina (rechts) und Edessa (links), symbolisiert durch Sagittarius und Aquarius. In Verbindung mit dem darüber abgebildeten Adler wird hier (nach Castelin) "the union of two important cities under the protection of Rome" verdeutlicht (S. 65). Die Argumentation leuchtet mir insgesamt ein. Die historischen Hintergründe werden von Castelin aber m.E. nicht ausreichend hinterfragt. Da gibt es wohl noch etwas zu tun, vage Vorstellungen habe ich schon. Leider wissen wir über das Mesopotamien dieser Zeit recht wenig. Mit den kleinasiatischen "Homonoia"-Münzen ist diese Prägung aber, wie ich meine, nicht direkt zu vergleichen. Anzumerken ist übrigens, dass in Edessa offenbar keine Legion stationiert war, die legio III pia in Mesopotamien ist wohl eine Phantomlegion.
Beste Grüße,
Laterarius

Autor:  Jochen [ 11. Mär 2010, 20:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Danke sehr. Also KAICAROC.

Zu der Rhesaena-Münze: Ich habe irgendwo gelesen, weiß wie üblich nicht wo, daß die legio tertia dort aufgestellt wurde (oder werden sollte) bei der Vorbereitung zu einem Feldzug gegen die Perser.

Mit freundlichem Gruß
Jochen

Autor:  Jochen [ 7. Jul 2010, 20:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Dieser Thread sollte eigentlich noch etwas leben. Deshalb hier eine weitere Homonoia-Prägung. Leider ist sie in schlechtem Zustand, gute sind einfach zu teuer. Aber sie hat eine seltene Besonderheit!

Pamphylien, Side, Philipp II., 244-249
Homonoia zwischen Side und Perge
AE 32, 11.8g, 32.17mm, o°
Av.: AV MARKON IOVLION FILIPPON KAI - CAR
Büste, drapiert und cürassiert, barhäuptig, n.r.
Rv.: CIDH - TWN
Athena Sidetes, im langen Doppelchiton und mit Helm, l. stehend, n.r. gewandt, mit der Linken den Speer haltend,
die Rechte vorgestreckt, und Artemis Pergaia, im langen Doppelchiton und mit Strahlenkrone, r. stehend und n. l.
gewandt, mit der Linken Fackel haltend und mit der vorgestreckten Rechten Weihrauchkugeln opfernd über einem
zwischen den beiden Göttinnen stehenden kleinen, mit Girlanden verzierten Altar mit einem konischen Aschehaufen
[, re zu ihren Füßen ein Hirsch], oben ein Granatapfel.
Ref.: cf. BMC 31; nicht in Franke/Nolle (Existenz erwähnt unter Perge, aber eigenartigerweise nicht mehr unter Side);
Rs. wie Typ I unter Gordian III.
sehr selten, S+/S
Pedigree:
ex JM Coin and Supply 1961

Diese Münze hat die seltene Eigenschaft, daß die Legende auf der Vs. im Akkusativ steht: AVTOKRATORON MARKON IOVLION FILIPPON KAICARON. Üblich ist ja der Dativ oder der Nominativ. Es gibt 2 Erklärungen dafür:
1) Es ist der Akkusativ des äußeren Objekts. Dazu müßte man ergänzen: Siehe, feiere, ehre oder etwas ähnliches.
2) Es ist der Akkusativ des Ausrufs, wie z..B. in 'O fortunatum Achilles!'

Mit freundlichem Gruß
Jochen

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Autor:  McBrumm [ 7. Jul 2010, 21:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Ich kann eine Drachme des Traian mit der Homonoia vorweisen, eine Beute der Wiener Numismata 2010.
Ich glaube ich habe sie bereits vorgestellt

AVT TPAIAN CEB-ΓEPM ΔAKIK
Büste mit Lorbeerkranz nach rechts, trägt Aegis

ЄIPHNH KAI OMONO-IA
Homonoia und Eirene reichen sich die Hände

Alexandria 108 / 109 AD
Geißen 603 var; BMC 431

lg

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Homonoia-Traian.JPG [ 87.94 KiB | 9579-mal betrachtet ]

Autor:  Jochen [ 8. Jul 2010, 11:00 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Hallo Mario!

Zu Deiner Münze hatte ich bereits einmal etwas geschrieben:

Unter Trajan gab es in Alexandria und Ägypten schwere griechisch-jüdische Spannungen, in die Trajan selbst eingegriffen haben soll. So sollen griechische und jüdische Gesandschaften deswegen sogar nach Rom gekommen sein. So kann sich die Inschrift sehr gut auf den Versuch beziehen, die Streitigkeiten zwischen diesen beiden Volksgruppen zu schlichten. Leider blieb der Versuch erfolglos und 115-117 kam es in Alexandria zu Judenaufständen, die von Trajan blutig niedergeschlagen wurden. Dabei soll auch das prächtige jüdische Kultzentrum in Alexandria zerstört worden sein. Appian nannte ihn deshalb den 'Vernichter der Juden in Ägypten'.

http://de.wikipedia.org/wiki/Babylonischer_Aufstand

In diesem Sinn ist Deine Münze also keine eigentliche Homonoia-Prägung. Unter dieser versteht man eine Ausgabe zum Abschluß einer Homonoia zwische 2 verschiedenen Städten. Siehe dazu den Artikel im Historischen Thread (etwas weiter unten): http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... &start=540

Mit freundlichem Gruß
Jochen

Autor:  McBrumm [ 8. Jul 2010, 11:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Ich dachte, da auf der Münze auch die Homonoia drauf ist, passt sie auch hier her.

lg

Autor:  payler [ 8. Jul 2010, 15:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Homonoia-Prägungen

Wer wie ich nichts mit dem Begriff "Homonoia" anfangen kann, hier habe ich einen, wie ich denke, interessanten Artikel darüber gefunden:
http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zp ... 109267.pdf

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