Numismatik-Cafe

Kilikien, Hieropolis-Kastabala, pseudoautonom, Zeit der Severer
AE 24, 8.71g
Av.: IEROPOLI - TWN
Büste der Stadtgöttin (Tyche), drapiert und mit Mauerkrone, verschleiert, n.r.
Rv.: [TWN PROC TW PYRAMW]
Büste der Artemis Perasia, drapiert, mit auffallender, hoher Kopfbedeckung und Mauerkrone, verschleiert, n.r.; vor
ihr brennende Fackel
Ref.: nicht bei Isegrim; Vs. RPC I, 4064
fast SS, dunkelgrüne Patina

Anm.: Nach Severus hatte die Legende immer ein zusätzliches KACTABALEWN. Perasia ist die alte kleinasiatische Göttin Kubaba, die der Kybele entspricht. Darüber gibt es natürlich auch einen Artikel im Mythologiethread.

Das waren jetzt alle Städte aus Kilikien, die noch nicht in der Städteliste enthalten waren. Für die letzte Münze suche ich noch eine genauere Referenz. Vielleicht kann mir jemand helfen?

Mit freundlichem Gruß

Lieber Jochen,
beeindruckend, was Du uns da zeigst! Besonders interessant ist das Stück aus Hierapolis Kastabala. Habe eben vergeblich nach einem Vergleichsstück gesucht. Selbst L. Robert (A.Dupont-Sommer - L.Robert, La déesse die Hiérapolis Castabala, Paris 1964) kennt keines. Zur indigenen Göttin Perasia liefern übrigens auch D. Pohl und M. H. Sayar in dem erwähnten Buch von 2004 einen Beitrag (S. 107-119).
Interessant ist natürlich auch die Münze aus Anemurion mit jenem mumienarigen Kultbild einer indigenen Göttin, welche die Griechen als Artemis ansprechen konnten. Schon die Beschreibung bereitet Schwierigkeiten. Ein Sistrum kann ich nicht ausmachen. In der Literatur werden immer wieder Zweige (in einer Hand oder beiden Händen) erwähnt. Trotz der großen Ähnlichkeit mit der ephesischen "Artemis" wäre ich auch mit den Brüsten bzw. Stierhoden sehr vorsichtig. Einen Beitrag zu diesem Kultbild aus der Feder von R. Hauses findest Du übrigens in dem neuen Katalog der Sammlung Köhler-Osbahr Bd. III/3, Die Prägungen der kilikischen Stadt Anemurion, Duisburg 2008, 22f. Deine Münze ähnelt 146, Nr. 92 (nicht stempelgleich).
Keine Sorge, nur bei diesem Münzen nerve ich.
Beste Grüße,
Laterarius

Hallo Laterarius!

Vielen Dank für Deine Kommentare und die Literaturhinweise, die hochgeschätzt sind. Woher ich das mit dem Sistrum habe, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen und werde es aus der Beschreibung entfernen. Mich hatten wohl die regelmäßig angeordneten Kugeln verwirrt. Das wird dann wohl ein Zweig mit Blättern sein. Allerdings scheint auch unter der re Hand der Artemis ein längliches Objekt zu sein, daß ich nicht zuordnen kann.

Mit freundlichem Gruß

Lykaonien, Savatra, Antoninus Pius, 138-161
AE 28, 90.57g
Av.: AVT KAIC ADR - ANTWNINOC - CE
Kopf, belorbeert, n.r
Rv.: CAOV - TREWN
Bärtiger Wassergott, nackt, frontal stehend, Kopf n.l., hält Getreideähren in der gesenkten Linken und stützt sich
mit der erhobenen Rechten auf einen hohen Schilfstamm; re daneben weitere Wasserpflanze, li vor ihm ein Fisch(!)
n.r.
Ref.: SNG von Aulock 5406; Aulock Lykaonien 166; SNG Copenhagen 16; SNG France 2330/2331; Rec. Gen. 4797
Selten, S+/fast SS

Über die Darstellung auf der Rs. gibt es den Artikel 'Der stehende Seegott von Savatra' im Historischen Thread http://www.numismatikforum.de/search.php?t=6900

Mit freundlichem Gruß

Galatien, Tavion, Nero, 54-68
AE 25, 13.14g
geprägt 62-65
Av.: [NERW]NOC - [CE]BACTOC
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: [POP]PAIAC - CEB[ACTHC]
Büste der Poppaea, drapiert, n.r.; das Haar in einem dicken Zopf in den Nacken, über der Stirn Locken
Ref.: SNG von Aulock 6117; SNG France 2400; RPC 3562
fast SS, das Portrait läßt die Schönheit der Poppaea ahnen

Mit freundlichem Gruß

Lydien, Hermokapeleia, pseudoautonom, 2.Jh.
AE 18, 3.12g
Av.: IERA CVN -KLEITOC
Büste des römischen Senats, drapiert, n.r.
Rv.: QEA RW ERM - OKAPH[LITWN]
Büste, der Roma, drapiert und mit Mauerkrone, n.r.; re unter dem Kinn Monogramm B
Ref.: SNG von Aulock cf. 2944
SS, schwarzgrüne Patina

Mit freundlichem Gruß

Lydien, Nysa, Caracalla, 198-217
AE 23, 6.62g
Av.: AVT [KM] AVR [CE] ANTWNINOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: NYCA - EWN
Persephone/Kore, in langem Chiton und mit Peplos, n.l. stehend, stützt sich mit der erhobenen Rechten auf
Szepter und hebt mit der Linken ihr Gewand an.
Ref.: bisher keine Referenz: cf. SNG von Aulock 3048 (nur Rs.); SNG Copenhagen -; BMC -
Sehr selten, SS, etwas rauh
Anm.: Nysa war nach der Mythe der Ort, an dem Hades die Persephone entführt hatte. Hier - aber nicht nur hier - gab
es eine Kore-Kult.

Mit freundlichem Gruß

Und zum Schluß für Heute eine hübsche Münze aus Amorion/Amurium:

Phrygien, Amorion, Geta als Augustus, 209-211
AE 26, 7.86g
Av.: GETAC AV - GOVCTOC
Belorbeerte Büste n.r.
Rv.: AMORI - ANWN
Nemesis, in langem Gewand, steht frontal, Kopf n.l., hält in der herabhängenden Linken Zaumzeug und hebt mit
der Rechten Draperie vor das Kinn; re zu ihren Füßen das Rad.
Ref.: SNG von Aulock 3419 var. (dort ist Nemesis geflügelt!)
Selten, gutes SS, dunkle, olivgrüne Patina

Anm.: Das Gewand der Nemesis ist ein Doppelchiton, hochgegürtet mit sog. Überfall

Mit freundlichem Gruß

Phrygien, Hierapolis, pseudoautonom, 2.-3.Jh.
AE 24, 7.34g
Av.: LAIR - BHNOC
Büste des Apollo Lairbenos, drapiert und mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: IERAPOLEITWN / NEWKORW / N
Die römische Wölfin mit den Zwillingen Remus und Romulus, n.l. stehend, darüber Stern
Ref.: BMC p.237, 95 var.

Anm.: Lairbenos ist ein ungriechischer Name für Apollo aus Asia Minor. Einige leiten ihn ab von labrys = Doppelaxt, andere von hettitisch labarnas = Herr. Aber wahrscheinlicher ist es Toponymikon oder ein Ethnikon. In Phrygien gibt es mehrere Heiligtümer des Lairbenos, oft mit zahlreichen Votivinschriften, z.B. in Dionysopolis und Motela.

Mit freundlichem Gruß

Phrygien, Kibyra, pseudoautonom, 1.Jh. n.Chr.
AE 17, 2.4g
geprägt unter dem Archiereus Klau. Biantos in der Zeit des Domitian 81-96
Av.: KIBYRA - TWN
Büste der Ino, drapiert und mit Schleier, n.r.
Rv.: EPI ARXI - E KLAV BI / ANTOC
Buckelrind n.r. stsampfend
Ref.: BMC Phrygia, 21, pl. XVI, 6; RPC II, 1267; Imhoof-Blumer, KleinasiatischeMünzen, p.253, 18; Imhoof-Blumer,
Griechische Münzen, p.607, 657a corr., pl. XII, 7 (Av. falsch gelesen als IAL und falsch beschrieben als Dionysos)

Ino war die Tochter des Kadmos und der Harmonia. Sie lieh dem Odysseus ihren magischen Schleier (Homer Od. V, 353). Für weitere Informationen siehe den Artikel 'Ino-Leukothea' im Mythologiethread http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... &start=225

Mit freundlichem Gruß