Liebe Freunde,
hier möchte ich Euch einige interessante Prägungen vorstellen, die ich bei der letzten M&M-Auktion in einem Lot erstehen konnte und die es meiner Meinung nach verdienen, einzeln vorgestellt und gewürdigt zu werden, da sie alle einen mythologischen Bezug zu ihrer unmittelbaren Region vermitteln. Ich selbst habe bei der Bestimmung dieser sehr hübschen Münzen wieder mal eine Menge dazu gelernt.
Zur Einführung verweise ich einfach mal auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/KilikienMünze 1:Mallos.
AE20. 1. Jhdt. v. Chr. 5,71 g; 20 mm.
Av.: Kopf der Tyche mit Mauerkrone und Schleier im Perlkreis n. re.
Rv.: ΜΑΛΛΩΤΩΝ; Kultstatue der Athena Magaris, Speer in der Rechten, links Monogramm. Beiderseits des Halses Punktrosetten (Ohrgehänge?). Seitlich eine mit Schlangen besetzte herabfallende Ägis.
Sear 5573. SNG Levante 1263. SNG v. Aulock 5722.
Den Beinamen Magarsis trägt Athena wegen der Nähe zur Stadt Magarsos an der Mündung des Pyramos, die ursprünglich der zu Mallos gehörende Hafen war und in der ein ihr geweihtes Heiligtum stand. Die im Rücken tief herabfallende und hier als senkrechte Punktreihe auftretende, mit Schlangen besetzte Ägis ist von vielen Vasenbildern sowie dem Relief von Melos belegt.
Ex coll. Roland Müller.Münze 2:Tarsos.AE21. 2./1. Jhdt. v. Chr. 7,63 g; 21 mm.
Av.: Kopf der Tyche mit Mauerkrone und Schleier im Perlkreis n. re.
Rv.: TAPΣHΩN; Scheiterhaufen des Sandan in Pyramidenform, gekrönt von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf einer kleinen Rundbasis n.r. stehend, darin Kultstatue des Sandan mit Kalathos und eine Doppelaxt tragend, auf dem Rücken eines
geflügelten und gehörnten Löwen n.r. stehend, die Rechte erhoben; li und re je ein
Baetylus (heiliger Stein, wahrscheinlich ein Meteorit), alles auf einer niedrigen Rundbasis, die mit Girlanden geschmückt ist.
SNG BN 1333-1334. Sear 5672 Lindgren I 1615 var. SNG Levante 941f;
Der Mittelpunkt des Sandankultes war Tarsos. Aus ihrer hethitischen Frühzeit behielt sie den Sandan als ihren Hauptgott. Aber Tarsos war eine Hochburg des religiösen Synkretismus. Hier verschmolzen auch Baal, Tarz und Zeus mit Sandan, der zu ihrem Stadtgott wurde und in hellenistischer Zeit auch mit Herakles gleichgesetzt wurde. In ihrer luwischen Form war er Teshub, der Gott der Bergstürme. Im hethitischen Heiligtum von Yazilikaya wird er abgebildet als bärtiger Mann mit einer konischen Kopfbedeckung, in der Hand eine Keule und eine Pflanze, wahrscheinlich mit Bezug auf den mesopotamischen Baum des Lebens. Wie auch die anderen hethitischen Hochgötter, berührten seine Füße niemals die Erde. Er ritt entweder auf dem Rücken mythologischer Tiere, wurde auf den Schultern niederer Götter getragen oder schritt über die Berggipfel. Die Berggipfel erinnerten die Hethiter an ihr hochaufragendes Kernland, wie auch die hohe Kopfbedeckung oder die Pyramidenform von Sandans Altar. Während Sandans Kult in Tarsos mit dem des Herakles assimiliert wurde, ähnelte er durch seinen Ursprung als Naturgott eigentlich mehr dem griechischen Götterkönig Zeus. Diese Abbildung des Sandan erscheint erst rund 2000 Jahre nach ihrem ersten Auftreten in der Mythologie, dennoch ist die Ähnlichkeit mit dem hethitischen Original frappierend. (Quelle: z. T. Peter43, Numismatikforum).
Ex coll. Roland Müller.Münze 3:Tarsos.AE19. 2./1. Jhdt. v. Chr. 5,26 g; 19 mm.
Av.: Kopf der Tyche mit Mauerkrone und Schleier im Perlkreis n. re.
Rv.: TAPΣHΩN; Sandan n. re. auf einem gehörnten Löwen stehend, links zwei Monogramme, rechts spiegelverkehrtes Z.
Sear 5670. Lindgren I 1617f . SNG Levante 941f;. BMC 21.179.99. SNG Cop. 330ff.
Bei dieser Münze wird deutlich, wie sehr Sandan noch dem hethitischen Löwengott gleicht, der er ursprünglich war.
Ex coll. Roland Müller.