Zu folgender Münze musste ich ein wenig recherchieren, aber das macht sie nur noch spannender. Es ist also nicht nur eine weitere Münze aus diesem Lot, sondern auch ein kleines Essay über diesen relativ unbekannten König und seine Münzprägung geworden.
Illyrien, Königreich der Ardiäer.
Ballaios.AE13. Ca. 195 – 175 oder 167 – 135 v. Chr. 1,44 g.
Av.: barhäuptiger Kopf des Ballaios n. re.
Rv.: (B)AΛΛA(OY); Artemis mit Fackel n. li. stehend.
Sear 1918. SNG Cop. 531ff. BMC 2f. SNG Evelpidis 1755.
Ex. coll. BCD. Ex coll. Copenhagen im Dänischen Nationalmuseum.Dateianhang:
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Zur Geschichte des Königs:Ballaios war ein illyrischer König der Ardiäer, über den wir aus schriftlichen Quellen so gut wie nichts wissen. Dennoch muss er eine bedeutende Herrschergestalt gewesen sein, der von seiner befestigten Hauptstadt Rhizon aus, wo sich wahrscheinlich auch seine Hauptmünzstätte befand, ein großes Gebiet beherrschte. Der Zeitraum seiner Herrschaft ist sehr unsicher und wird kontrovers diskutiert.
Nach bislang vorherrschender Ansicht scheint er nach der Niederlage des Genthios gegen die Römer 166 v. Chr. geherrscht zu haben. Allerdings übernahmen die Römer nach dessen Niederlage die Oberherrschaft über Illyrien und es ist sehr zweifelhaft ob dort dann noch Platz für einen illyrischen König war. Der einzige – und sehr zweifelhafte – Hinweis findet sich bei Livius, nach dem nach der Niederlage Genthios‘ eine illyrische Gesandtschaft nach Rom reiste, um mit den Römern zu verhandeln. Einer der vornehmen Gesandten sei ein Mann namens Bellus gewesen – möglicherweise eine fehlerhafte Transkription des Namens Ballaios.
Nach einer Hypothese des Historiker Giovanni Gorini könnte Ballaios auch der unmittelbare Nachfolger des Pinnes gewesen sein (in dessen Namen Königin Teuta regierte) und damit ein Vorgänger des Genthios. Ballaios würde dann von etwa 195 bis 175 v. Chr. regiert haben. Außerdem muss Ballaios vor dem Sturz des Genthios gestorben sein, da letzterer bei seinem Fall im Besitz von Rhizon war. Ob Ballaios also wirklich so bedeutend war, wie seine Münzprägung anzudeuten scheint, bleibt zumindest zweifelhaft.
Münzprägung:Ballaios prägte Münzen mit der langen Legende ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΒΑΛΛΑΙΟΥ in Rhizon, während solche mit der kurzen Legende ΒΑΛΛΑΙΟΥ in Pharos geprägt wurden (der Königskopf zeigt einen anderen Stil und die Münzen sind älter). Es existieren auch Münzen, die auf Stücke von Pharos überprägt wurden. Die Unterscheidung nach diesen beiden Münzstätten gelang zuerst Arthur J. Evans. Die Anzahl der Stempel und die große Anzahl der Münzen deutet auf eine lange Regierungszeit hin. Allerdings wurden seine Münzen in der Antike auch häufig nachgeahmt, zum Teil in deutlich anderem und krudem Stil. Münzen des Ballaios finden sich auch in größerer Anzahl in Italien, was für (ausgeprägte) Handelskontakte zwischen den beiden Küsten der Adria spricht. Silbermünzen des Ballaios sind relativ selten, aber das gilt auch für den übrigen Raum des hellenistischen Dalmatiens.
Das Gewicht von Ballaios´ Bronzemünzen schwankt zwischen 1,0 und 4,5 g., mit einem Häufigkeitgipfel zwischen 2,0 und 2,5 g.
Neue Ausgrabungen in Rhizon förderten zahlreiche Münzen des Ballaios zu Tage und bestätigten so die Hypothese eine Münzstätte in Rhizon. Zuletzt wurde im Juni 2010 ein Hort von 4600 Münzen des Ballaios in einem Topf gefunden.
Lit.: G. Gorini, The Ballaeus Hoard from Rizan in the Ashmolean Museum, Oxford, SM 41 (1991).
Und hier noch ein paar weiterführende Internetseiten zum Thema:
http://www.novae.uw.edu.pl/english/coinhoard.htmhttp://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=22509