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Keltenkopf
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Autor:  harald [ 17. Aug 2020, 14:12 ]
Betreff des Beitrags:  Keltenkopf

Diese Münze zählt seit nun schon seit mehreren Jahren zu den Lieblingsstücken meiner Keltensammlung.
Besonders das stilistisch absolut gelungene lebensnahe Portrait (eines Keltenfürsten?) hat es mir angetan.

Der Bärtige mit bösem Gesichtsausdruck trägt eine fellartige Kopfbedeckung, im Stirn und Nackenbereich erkennt man das hervorquellende Kopfhaar,

Ich kenne kaum ein anders derart ausdrucksstarkes Portrait bei den Kelten und gehe davon aus, dass hier sogar möglicherweise ein griechischer Stempelschneider als "Gastarbeiter" tätig war.
Zumindest zeigt der Stil des Stempelschnittes mehr griechische, als keltische Elemente.

Das Bild der Rückseite und die nähere Beschreibung folgen.


Grüße
Harald

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Drittelstater Av.jpg
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Autor:  gelbesmammut [ 18. Aug 2020, 11:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Servus,

sieht für mich aus wie ein gelber Kroisbacher.
Was sieht man auf der anderen Seite?

lg
gelbesmammut

Autor:  harald [ 19. Aug 2020, 14:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Gelber Kroisbacher ist es keiner.
Bisher sind auch keine bekannt.

Warten wir Mal ab.
Vielleicht kommt jemand auch ohne Rückseitendarstellung drauf, um welchen Typ es sich handelt.

Grüße
Harald

Autor:  harald [ 20. Aug 2020, 15:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Bilder von beiden Seiten.

Grüße
Harald

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Drittelstater Rv.jpg
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Autor:  bruzzel [ 26. Aug 2020, 13:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Hallo Harald,
ich tippe auf eine barbarisierte Version der Athene Alkis.
Ganz tolles Stück! Habe ich bisher nicht zu Gesicht bekommen.

Gruß
bruzzel

Autor:  harald [ 31. Aug 2020, 08:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Bei dieser Prägung, handelt es sich um einen Drittelstater der boischen Nebenreihe.
In der aktuellen Literatur verwendet man die Bezeichnung böhmische Lokalemission.

Militky Typ II 10
Bisher gibt es von dem Typ nur diesen einzigen Beleg.

Erstmalig vorgestellt in:
Jiri Militky, Keltske Mincovnictvi Ve 3. A 2. Stoleti Pred Kristem V Cechach, Praha 2018

G: 2,78g, D: 13mm

Militky schreibt dazu (übersetzt mit google):
"Av. Kopf links, Rv. sitzender mit Hahn

Von diesem Drittelstater ist nur ein einziger Beleg bekannt.
Die Ikonografie ist völlig einzigartig.

Die Vorderseite zeigt einen Männerkopf in deutlich realistischem Stil, welcher Ähnlichkeit zu den Typen II.06 und II.09 aufweist, hier jedoch mit perfektem und fein ausgeführtem Stempelschnitt.
Die Rückseite trägt das Bild einer nach links auf einem undefinierbarem Objekt (Person?, Tier?) sitzenden Person in realistischem Stil mit ausgestreckten Händen, rechts undefinierbare Objekte, links ein Hahn auf einem Ast, sein Schnabel von der Hand berührt, oben Reste der Legende.
Der Kopf des Menschen ist infolge Dezentrierung nicht erkennbar.

Eine Analogie dieser Szene ist bei keltischen und auch bei griechischen Prägungen nicht bekannt.
Schließlich zeigt die Qualität des Stempelschnittes, dass ein griechischer Stempelschneider möglicherweise für die Fertigung in Betracht gezogen werden kann.
Was diese einzigartige Szene darstellt, wissen wir nicht, wahrscheinlich handelt es sich um eine Szene aus der keltischen Mythologie.

Die Prägung ist an den Beginn des Horizontes A2 (LT C1, ca. 260-250 v. Chr.) zu datieren.
Auf Grund der Parallelen zu den Typen II:6 und 2:9 ist eine böhmische Herkunft wahrscheinlich.

Auf jeden Fall handelt es sich hier um eine der schönsten und qualitativ hochwertigsten Prägungen der Voroppidaperiode."

Grüße
Harald

Autor:  bruzzel [ 1. Sep 2020, 16:08 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Hallo Harald,
vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.
Dir Rückseite erinnert mich an diese Stück.
Wird of den Boiern zugeschriben.
Paulsen hat es glaube ich den Hermunduren zugeordnet.
Ob keltisch oder germanisch ist meines Wissens nicht geklärt.
Auf jeden Fall deutlich jünger als dein Keltenkopf.
Die bekannten Stücke liegen alle knapp unter 6 Gramm.

Gruß

bruzzel

Dateianhänge:
Dateikommentar: Stater der Hermunduren, FO Manching
Hermunduren.jpg
Hermunduren.jpg [ 111.82 KiB | 9340-mal betrachtet ]

Autor:  harald [ 2. Sep 2020, 10:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Keltenkopf

Hallo Bruzzel

Das Reversbild zeigt in der Tat stilistische Parallelen, interessanter Vergleich.
Wie bereits von dir erwähnt, ist diese Prägung jedoch bedeutend jünger.

Immer wieder für eine Überraschung gut, die Kelten. ;)

Viele Grüße
Harald

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