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BeitragVerfasst: 6. Jul 2020, 20:46 
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Guten Abend,

nun melde ich mich mal wieder mit einer Frage zurück. Ich habe anfang diesen Jahres einen Obol des Typs Basel Glasfabrik mit Kopf nach links erworben. Ehemals befand sich dieses Stück im Besitz von J. Brewi und wurde von ihm den Kelten in Süddeutschland zugeschrieben.

Später kam noch ein weiteres Stück mit Kopf nach rechts dazu. Hierzu tauschte ich mich mit Herrn Poinsignon von Poinsignon Numismatique / Künker France per E-Mail aus.

Herr Poinsignon teilte mir mit, dass dieser Typ ursprünglich den Stämmen im Bereich des Rhonetals zugeordnet wurde wegen der Ähnlichkeit zu Obolen aus der Gegend um Marseille.
Später wurde dieser Typ dann dem Süddeutschen Raum zugeschrieben und nach neusten Funden auf dem Gebiet der Sequaner soll sich doch hier der Ursprung befinden.

Nun zu meiner Frage. Gibt es zu diesem Münztyp Literatur, die auf deutsch oder englisch mehr darauf eingeht?
Harald schreibt in seinem Thread über die Obole vom Typ Stare Hradisko kurz auch über die Obole vom Typ Basel Glasfabrik und verweist hier auf Ehrend/Horn, 1996, S28-29.
viewtopic.php?f=44&t=4201&p=39830
Handelt es sich hierbei um "Ein Keltenschatz im Stoppelacker" und wem wird der Münztyp hier zugeschrieben?

Woher kommen diese unterschiedlichen Zuordnungen? Es werden und wurden im Handel Münzen angeboten, die dem Süddeutschen Raum zugeschrieben werden. Findet hier keine Kommunikation zwischen den Kollegen in Frankreich und den deutschen Händlern statt? Oder ist es doch nicht so klar wie Herr Poinsignon es beschreibt?! Da ich kein Französisch spreche bzw. lesen kann, kann ich leider nicht auf die umfangreichen französischen Publikationen zurück greifen.

Unter Umständen kann mir von euch jemand weiter helfen.
Inzwischen habe ich zwar die Möglichkeit Fotos zu machen, da ich euch jedoch nicht zu sehr mit der Qualität der Fotos verwöhnen möchte habe ich extra gewartet bis es dunkel ist. :lol:

Anbei noch zwei Links zu vergangenen Auktionen:
https://www.acsearch.info/search.html?id=2683331
https://www.acsearch.info/search.html?id=798025

Schönen Abend,

Ceallach


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BeitragVerfasst: 8. Jul 2020, 18:58 
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Hier nun ein Französischer Händler, der eine dieser Münzen als Obol der Vindeliker verkauft hat. Scheinbar sind die sich selbst nicht so ganz einig :D .

https://www.dumez-numismatique.com/arti ... icle=13571


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BeitragVerfasst: 11. Apr 2021, 20:57 
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Hallo,

Auch ich beschäftige mich gerade mit genau dieser Frage der Zuordnung der Obole entweder zum südlichen Rheinland oder zu den sequanern. Weiß hier vielleicht jemand mehr? Oder gibt es Untertypen, von denen 1 Typ (zb. Kopf nach links) dem Rheinland zuzuordnen sind?

Gruss, andreas


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BeitragVerfasst: 20. Apr 2021, 22:01 
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Hallo Andreas,

da innerhalb eines Jahres leider niemand hier im Forum mehr zu diesem Münztyp sagen konnte gehe ich davon aus, dass sich zumindest hier nicht viele Sammler damit beschäftigen.
Ich finde diesen Münztyp und die Frage der Zuordnung auch überaus interessant.
Es gibt von diesem Münztyp eine Vielzahl an Varianten was die Darstellung des Kopfes sowie der Schrift und deren Anordnung betrifft.
So gibt es Münzen auf denen gegen den Uhrzeigersinn M-A-S-O aber auch M-A-O-S oder M-S-O-A zu lesen ist.

Im Münzhandel tauchen hin und wieder sehr schöne Stücke mit mir bis dahin unbekannten Darstellungen des Kopfes auf.
Erst kürzlich wurde ein schönes Stück versteigert, welches eine recht natürlich anmutende Frisur zeigt, was für diesen Münztyp eher unüblich ist:
https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=4387&lot=164

Bei dem folgenden Stück hat der Stempelschneider wohl etwas langeweile gehabt und sich bei dem S ausgetobt. Zumindest wurde der Stempel hier umgeschnitten und um die Punkte über der Linie des S ergänzt:
https://www.ma-shops.de/poinsignon/item.php?id=70014

Leider bin ich in dem Thema was deutschsprachige oder englische Literatur betrifft nicht weiter gekommen. Ich habe im letzten Jahr mit einigen deutschsprachigen Sammlern und Händlern gesprochen, wovon einige davon überzeugt sind, dass diese Münzen dem deutschsprachigen Raum zuzuordnen sein. Leider fehlte hier immer eine schlüssige Begründung.
Vermutlich macht es hier doch Sinn nochmals den Kontakt nach Frankreich, sei es ein Sammler, Händler oder ein Museum zu suchen.

Anbei ein Auszug aus der E-Mail von Herrn Poinsignon:
As said this coin type was previously attributed to Rhône Valley tribes because of their style imitating Massalia’s coinage.
Later on, the type was attributed to South Germany. In 1983 we have sold a similar coin with this attribution.
Most recent finds done on the Sequani’s territory has allowed a new attribution.
Sequani’s territory was covering part of nowaday east France to west Switzerland.
So those coins can be found in France and/or Switzerland.
If I remeber correctly the Basel Glasfabrik type bears the name of the found location.


Es ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, dass einige Stämme Gefallen an diesem Münztyp bzw. deren Imitation gefunden haben und ihre eigenen Imitationen geschlagen haben. Sei es nun aus Gründen der Akzeptanz der Kreuzmünzen aus Marseille (und deren Imitationen) im allgemeinen oder aus anderen Gründen. Das allerdings nachzuweisen wird ohne größere Fundzusammenhänge schwer möglich sein.

Solltest du bei deiner Recherche weiter kommen, halte uns hier gerne auf dem Laufenden. Es scheint doch immer einige stille Leser zu geben die durchaus interessiert sind.

Schönen Abend,

Ceallach


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BeitragVerfasst: 1. Mai 2021, 19:07 
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Hallo Ceallach,

Danke für die ausführliche Antwort. Inhaltlich kann ich dem folgen, und das deckt sich auch mit meiner Einschätzung.

Es ist bei den keltischen muenzen häufig so, dass eine Zuordnung der Prägung zu Stämmen schwierig ist, s. Augenstater der Remer/treverer oder Eber Potin der Leuker, die ja auch in Massen im Rheinland gefunden werden. Ich halte es für gut möglich, dass das bei diesem Obol ähnlich ist.

M. Nick weist einige Funde dieses Stücks entlang des Oberrheins auf, insbesondere Basel Gasfabrik. Diese Stücke haben den Kopf nach links mit den beiden S-foermigen Locken. Dies und auch die Hakennase gleicht verdächtig dem Trevererquinar “hakennase”, der auch zeitlich passt. Dies ist kein Beweis, aber zumindest ein Indiz für eine Zuordnung DIESER VARIANTE des obols ins Rheinland. Ich halte es für gut möglich, das die Stempelschneider den Typ imitieren wollten (gerade das MASO Kreuz), aber dabei schon ihre eigene Identität bei der Portrait Gestaltung geben wollten.

https://www.ma-shops.de/poinsignon/item.php?id=68199

https://www.sixbid-coin-archive.com/#/e ... %20treveri

Gruss, andreas


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BeitragVerfasst: 2. Mai 2021, 00:19 
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Hallo Andreas,

denkbar ist das auf jeden Fall.
Belege für eine solche Zuordnung zu finden, die über eine Vermutung hinausgehen, dürfte allerdings sehr schwer werden.
In der Tat unterscheiden sich die Münzen mit Kopf nach links und Kopf nach rechts zumeist stilistisch,
Mir ist bisher z.B. noch kein Stück mit Kopf nach links untergekommen, dass mehr als zwei dieser S-förmigen Haarlocken aufweist.
Bei den Stücken mit Kopf nach rechts allerdings ist das auf vielen Münzen der Fall. Oft ist es durch die schlechte zentrierung oder die knappen schrötlinge nicht sonderlich gut zu erkennen. Anbei zwei Beispiele mit mit Kopf nach rechts und den Haaren gut sichtbar.
Auch hierbei sieht man wieder die große Varianz dieses Münztyps.

https://www.sixbid-coin-archive.com#/de ... /l32275331
https://www.sixbid-coin-archive.com#/de ... /l32275310

Die Darstellungen der Köpfe nach links wirkt meist einfacher/primitiver. Den Perlkreis auf dem Avers scheinen sich alle Münzen zu teilen.
Auch die Köpfe nach links unterscheiden sich stark voneinander. Die Münze aus meinem vorhergehenden Post weicht hier von den häufigeren Darstellungen der Haare ab. Ebenfalls gibt es unterschiedliche Darstellungen der Augen, vgl. die von mir im ersten Post vorgestellte Münze mit der folgenden.

https://www.ma-shops.de/cdma/item.php?id=900220

Derzeit werden alleine im Onlinemünzhandel Stücke aus mind. sechs verschiedenen Stempeln, mit Kopf nach links, angeboten. Selbstverständlich können hier auch verschiedene Stämme oder auch Stempelschneider die herumreisten ihre Finger im Spiel gehabt haben. Welche allerdings welchem Gebiet zuzuschreiben ist, darüber lässt sich wohl keine belegbare Aussage treffen.

Schönen Abend,

Ceallach


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