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BeitragVerfasst: 23. Sep 2013, 16:23 
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Der skordiskische Typus Kugelwange wurde bereits vorgestellt.
viewtopic.php?f=44&t=2937

Seine Vorgängerprägungen und seine Weiterentwicklung wurde ebenfalls beschrieben.
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf die Entwicklungsstufen in ihrem Kontext eingehen.

Der Ursprung ist bei einer der frühesten Prägungen der Skordisker in Serbien, dem so genannten Typ Dachreiter zu finden.

Daraus entstanden die Typen Ornamentreiter und Pegasus, wobei bei letztgenanntem Typ aus der Pferdedarstellung durch Stempelumschnitt jene eines Pegasus, oder Greifen entstand.
Das frühe Exemplar bei Kostial, Sammlung Lanz Nr. 461 ist ein Übergangsstück und zeigt auf dem Revers noch Reste des ursprünglichen Reiters vom Typ Dachreiter.

Daraus wurde durch ständige Nach- und Umschnitte der in großem Umfang ausgebrachte Typ Kugelwange und durch dessen starken Umschnitt des Aversstempels der so genannte Typ mit kleinem Kopf und breitem Lorbeerkranz.

Diese Entwicklung ist auch durch die permanente, durch deren Abnutzung bedingte Vergrößerung der Stempel, der Schrötlinge, sowie der stetigen Gewichtsverminderung und Metallverschlechterung sehr gut nachweisbar.
Die zunehmende Vergröberung des Stempelschnittes ist ein weiteres Charakteristikum einer relativen Chronologie dieser Münztypen und deren Varianten.

Von links nach rechts:
TDR Dachreiter 13,75g
TDR Ornamentreiter 11,91g
TDR Pegasus 11,89g
TDR Kugelwange 11,02g
TDR Kugelwange 10,50g
TDR mit kleinem Kopf und breitem Lorbeerkranz 9,52g

Grüße
Harald


Dateianhänge:
Genese der TDR des Typs Kugelwange, Av.jpg
Genese der TDR des Typs Kugelwange, Av.jpg [ 118.56 KiB | 9951-mal betrachtet ]
Genese der TDR des Typs Kugelwange, Rv--.jpg
Genese der TDR des Typs Kugelwange, Rv--.jpg [ 131.14 KiB | 9951-mal betrachtet ]

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BeitragVerfasst: 23. Sep 2013, 22:11 
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Beiträge: 24
Hallo
Da auf meinen Beitrag leider keiner mehr antwortet versuche ich hier anhand dieses Beispiels ein paar Fragen zur Gewichtsreduktion loszuwerden. Da die gezeigten Münzen bis zu einem Gewicht von 9,5 g noch immer eine schöne Silberoberfläche aufweisen, geheieru ich davon aus , dass eher die Schröttlinggröße oder aber eine noch immer ausreichend Legierung verwendet wurde. Ab welchem Gewicht und dazugehöriger Größe, kann man generell sagen, dass eine Münze gefüttert ist. Müssen generell alle Tetradrachmen unter 8g gefüttert sein oder gab es auch eine reine der Schröttliwngsgröße bzw. Stärke bei gleichwertigem Silbergehalt. Da ich gehört habe, dass der Münzer einen Anteil fürs Münzschlagen erhielt und trotzdem die selbe Anzahl an Schröttlingen goß, wäre das für mich nur logisch, dass das Gewicht im Verlauf immer mehr abnahm.
Hoffe meine Fragen sind nicht allzu laienhaft.
MfG, Keltenfan ;)


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BeitragVerfasst: 24. Sep 2013, 09:04 
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Hallo Keltenfan!

Deine Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten.
Die Gewichtsreduktion innerhalb einer Emission beruht ausschließlich auf einer permanenten Reduktion des Silbergehalts
mit Hilfe einer Beimengung von Kupfer, Blei und Zinn.
Dabei wurde der Anteil an Silber manchmal bis 50% reduziert.
Münzen mit einem derart geringem Silberanteil hatten in der Zeit ihres Umlaufes eine geschlossene graue bis silberglänzende Oberfläche und waren von hoherwertigeren Legierungen wohl nur im gezielten direkten Vergleich zu unterscheiden.
Bei einem Silberanteil von über 70% und darüber war wohl mit freiem Auge kaum ein Unterschied feststellbar.

Die Oberfläche dieser stark legierte Silbermünzen weist nach ihrer langen Lagerung im Boden durch eine Oberflächenanreicherung des Kupfers häufig eine Farbe in unterschiedlichen Grüntönen auf.
Durch die chemische Reinigung wird das Kupfer herausgelöst und das Resultat ist eine Oberfläche mit zahlreichen Kratern in unterschiedlicher Größe.
Das ist schon mit einer Lupe gut sichtbar und auch bei der hier vorgestellten Münzreihe weist die letzte Münze ebenfalls derartige Vertiefungen auf.

Die Größe des Schrötlings war unwichtig und variiert auch innerhalb einer Prägeserie.
Das wichtigste war immer einzig und alleine das Gewicht.

Ein Rückschluß zwischen dem Gewicht und einer eventuellen gefütterten Münze führt nicht immer zu einem zuverlässigen Ergebnis. Ich kenne subärate, die schwerer sind als die Originale.
Die sicherste Methode, eine subärate Prägung zu enttarnen ist fast immer eine Autopsie unter einem Stereomikroskop.

Ich glaube, deine Fragen beziehen sich primär auf norische Prägungen.
Auch hier gilt dasselbe.
Ich bearbeite gerade einen Schatzfund und habe dazu die folgenden Details:
Vom Typus ostnorischen Frontalgesicht gibt es einerseits Prägungen mit über 9 Gramm und auch welche von lediglich 6,3 Gramm, welche nicht subärat sind.
Dabei handelt es sich um eine rein ostnorische Serie und nicht um deren Kopie, den Typus Oberleiserberg, welcher in einem Gewicht von durchschnittlich knapp über 5 Gramm ausgebracht wurde.

Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 24. Sep 2013, 21:40 
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Beiträge: 24
Hallo Harald !
Danke für diese ausführliche Erklärung obwohl dadurch noch mehr Fragen aufgeworfen werden. z.B. kann man dann auf Grund des Silbergehalts oder des Gewichts einer Münze eindeutig etwas über die Chronologie der Entwicklung des Typus sagen oder hat es gleichzeitig mit einem Prägestempel unterschiedliche Gewichte bzw. Silbergehalte gegeben. Bisher dachte ich zumindest, dass das Gewicht zu den jüngeren Prägungen hin immer abnimmt. Könnte es aber nicht auch sein, dass es zeitgleich Prägungen mit unterschiedlichem Silbergehalt gab. Alle zeitgleichen geringergewichtigen Prägungen hätte ich dann automatisch für suberat Gehalten. Da hast du mich aber mit dem Beispiel von suberaten schwereren Münzen wieder abgebracht. Meine Frage bezieht sich natürlich bevorzugt wieder auf norische Prägungen, da hier ja die Literatur mit Gewichtsangaben und Typenzuordnung vorliegt. Ich würde aber auch mit anderen Beispielen zum besseren Verständnis dankbar.
Bei den Kugelwangen in deinem Beitrag nimmt das Gewicht ja wirklich chronologisch ab bis zu 9,5g obwohl die Münzen ja optisch größer wirken als die Erste. Vermute mal wegen des geringeren Silberteils. Die Krater sind am Bild deutlich zu sehen. Welche Chemie kam den bei der Reinigung zur Anwendung. Ich kenne sonst nur die römischen Silbersud Antoniniane, bei denen so eine Oberfläche entsteht. Suberate Münzen verlieren ja beim Reinigen häufig die Silberschicht oder aber auch mechanisch durch Abrieb.
LG, Keltenfan


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BeitragVerfasst: 26. Sep 2013, 09:48 
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Hallo Keltenfan!

Eine absolutchronologische Datierung eines Münztyps nur über das Gewicht ist mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren behaftet.
Das funktioniert fast immer nur innerhalb einer Emission und dafür sollten noch weitere Kriterien, wie Stil, eventuell vorhandene Stempelfehler in unterschiedlichen Stadien und besonders wie schon erwähnt die Legierung herangezogen werden.
Ein Beispiel für Prägungen mit großen Gewichtsdifferenzen findet beim Kroisbacher Kleinsilber.

Auch innerhalb einer Emission vom selben Stempel kann es je nach Typ unterschiedlich große Gewichtsdifferenzen geben.

Das alles sind jedoch lediglich allgemeine Aussagen, es gibt aber immer Ausnahmen von der Regel, nach der Devise-
alles ist möglich.

Um deine Fragen gezielt beantworten zu können, wäre es zielführend, eine genauere Angabe über den dich interessierenden Münztyp zu machen und ein Foto beizufügen.

Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 26. Sep 2013, 12:52 
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Hallo Harald

Habe leider keine eigenen Belegstücke um sie hier vorzuweisen, interessiere mich aber seit längerem für die Thematik. Bin eher zufällig darauf gestoßen, weil ich mich mit geschichtlichen Geldinflationen beschäftige. Bei den Römern gibt es da eindeutige Belege aus Numismatik und Literatur mit Münzreformen, Inflationsverordnungen etc.. Bei den Kelten ist das eher undurchsichtig. Ich habe sogar die Idee, das die Kelten bis zur römischen Anektierung, den Wert des Geldes eher im Rohstoff und Prestigeobjekt sahen und nicht im Zahlungsmittel. Im rohstoffreichen Noricum hätte es ja ohne die Wirtschaft der Römer zu gar keiner Geldinflation kommen können. Ein chronologisch nachvollziehbare Verschlechterung des Silbergehaltes während der Prägungen unter einem bestimmten Fürsten würde für eine Inflationierung sprechen. Eine starke Gewichtsschwankung ohne chronologischer Gewichtsabnahme spräche eher für Ungenauigkeit oder sporadischer Willkür. Subärate Prägungen halte ich jedoch schlichtweg für zeitgenössische Münzfälscherei ohne Aussagekraft über Rohstoffmangel oder Inflationierung. Spannend ist für mich das Thema Weißbronze, weil sollte dieses erst ab einer bestimmten späteren Prägestufe im großen Stil auftretten, es durchaus als Inflationierung anzusehen wäre und nicht als Fälschung. Ich beziehe mich bei meinen Gewichtsvergleichen auf die Werke von Göbl OTA u. TKN. Die Bilder hierzu dürften bekannt sein und darf ich ja aus copyright Gründen hier nich einstellen. Ich hoffe ich komme hier nicht zusehr vom Thema deines Beitrags ab, freue mich aber über weitere Gedanken und Ausführungen.
LG und Danke für die Mühe
Keltenfan


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