Hallo Harald,
die von Dir beschriebenen Phänome der "Fundortverfälschung" bzw. des über Ländergrenzen hinweg agierenden Münzhandels gibt es sicher, doch bin ich immer wieder erstaunt, wieviele Informationen über die Herkunft von Münzen offenbar irgendwo gesammelt sind und immer mal wieder bekannt werden. Beispiele sind der Artikel von Frau Kolníková über Münzen aus Burgwällen der Slowakei, der Artikel von David Wigg-Wolf über die Münzen vom Donnersberg in der Festschrift für Frau Scheers oder die Dissertation von Jens Schulze-Forster über die Münzen vom Dünsberg, wo z.T. genau aufgelistet ist, wo Münzen aus den betreffenden Fundorten im Handel oder in Auktionen auftauchten, bzw. anhand derer man solche Stücke identifizieren kann.
Im Vorwort zu seinem Buch über Manching (S. 7) schreibt H.-J. Kellner, dass Bernd Overbeck die Erfassung bayerischer Fundmünzen fortführen würde, so dass damit zu rechnen ist, dass tatsächlich weiterhin Münzen aufgenommen wurden. Andererseits wurde bereits Herr Kellner von Andreas Burkhardt kritisiert (Rezension in Schweiz. Num. Zeitschrift 74, 1995, S. 131), weil er durch den Handel angeblich verschleppte Potins in seinem Buch berücksichtigt habe. Dies wurde von B. Overbeck, Keltisches Münzwesen in Altbayern, Jahresbericht der Stiftung Aventicum 9/10, 1996, S. 47 f., Anmerkung 48 zurückgewiesen. Aber auch Bernward Ziegaus ließ alle Funde von Potin-Münzen aus dem Handel bzw. von Detektorgängern nach 1986 unberücksichtigt, weil die Fundumstände und die Herkunft nicht nachprüfbar seien. Das entspricht Deiner Einschätzung der Lage.
Allerdings kenne ich zumindest einen Münchner Münzhändler, der seine Münzen bei 'staatlichen Stellen' zur Erfassung vorlegt und dessen Angaben ich vertraue.
Was "Altstücke" angeht, so glaube ich, dass am ehesten noch bei vor einiger Zeit gefundenen Münzen noch Angaben zur Herkunft auftauchen können, weil der Markt seitdem seitdem wohl wächst und unübersichtlicher wird. Ob es sich lohnt, auf solche Informationen zu warten, ist eine andrere Frage.
Viele Grüße und schöne Ostern,
Docisam
Andreas Burckhard, Rezension zu Hans-Jörg Kellner, Die Münzfunde von Manching ...
http://retro.seals.ch/digbib/view?lp=117&rid=snr-003%3A1995%3A74%3A%3A115&Submit=okBernward Ziegaus, Inventaire des potins de Manching, de Bavière et de Bohême. Gallia 52, 1995, 95-100.
http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/galia_0016-4119_1995_num_52_1_3131