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 Betreff des Beitrags: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 4. Aug 2011, 15:25 
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Sowohl die Typen Manching I und II, als auch deren Varianten werden den Vindelikern zugeschrieben.
Als zentraler Ort der Vindeliker gilt das Oppidum von Manching.
Da das Manchinger Kleinsilber ein Teilstück zum Büschelquinar war, wird es auch als Viertelquinar bezeichnet.

Der Typ Manching I kommt im Verhältnis zum Typ Manching II weitaus seltener und in nur wenigen Stempelkombinationen vor.

Das Haupverbreitungsgebiet dieser Währung und wohl auch die Prägezentren liegen in Bayern und teilweise in Franken.
Durch den Handel über die Donau sind größere Mengen bis nach Linz und auch bis nach Roseldorf gelangt
(über 100 Nachweise!)
Einzelfunde sind aus Altenburg- Rheinau, Basel- Glasfabrik, dem Heidegraben, aus Stradonice in Böhmen,
aus Thüringen, aus Salzburg, Traun und Niederösterreich bekannt.

Diese Prägungen weisen nicht nur große stilistische Ähnlichkeit zum boischen Kleinsilber auf, die idente Schrötlingsgröße, Schrötlingsform, die Legierung und auch dasselbe Durchschnittsgewicht führten dazu, dass sie auch im Gebiet der Boier als gleichwertiges Kleingeld akzeptiert wurden. Umgekehrt wurde auch das boische Kleinsilber bei den Vindelikern als vollwertiger Ersatz zur eigenen Währung akzeptiert.
Es gibt einige Nachweise von hybriden Prägungen, bei denen ein Stempel von boischem und einer von vindelikischem Kleinsilber kombiniert wurden.
viewtopic.php?f=44&t=2161&p=20620&hilit=hybride#p20620

Der Aversstempel von Manching II weist sehr große Parallelen zum Kleinsilber des Typs Roseldorf III auf, sodaß davon ausgegangen werden kann, dass die Stempel mit hoher Wahrscheinlichkeit von denselben wandernden Stempelschneidern angefertigt wurden. In einer Publikation bin ich bereits 2009 darauf eingegangen
(Keltisches Kleinsilber vom Typ Roseldorf III, MÖNG 49, Nr. 1, 2009, S6-17).

Besonders bemerkenswert ist auch der bisher einmalige Nachweis einer Überprägung mit einem Stempel
des Typs Manching II auf einen Obol des Typs Roseldorf III.

In Kleinsorheim wurde vor einigen Jahren ein Stempelpaar zur Herstellung von Viertelquinaren des Typs Manching II gefunden.

Der Manchinger Typ und seine Varianten werden in den Zeitraum 120-80 v.Chr. datiert.

Vom relativ häufigen Typ Manching II gibt zahlreiche Varianten mit unterschiedlichen Reversbeizeichen,
charakteristisch ist aber das Beizeichen unter dem Pferd, welches eine große Ähnlichkeit zu einem spätkeltischen Reitersporn aufweist.
Der Avers zeigt einen in unterschiedliche Stadien aufgelösten Kopf mit dem für keltische Stammesoberhäupter üblichen Halsreifen.

Nr. 872
Vindeliker, Viertelquinar
Typ Manching II
G: 0,40g
D: 8mm
schwach geschüsselter Schrötling aus nur leicht legiertem Silber
Kellner 963 Var.
Ziegaus Egglfing 171 (Typ 5)
Prokisch 114

Nr. 932
Vindeliker, Viertelquinar
Typ Manching II
G: 0,37g
D: 8,5mm
schwach geschüsselter Schrötling aus leicht legiertem Ag.
Prokisch 122

Grüße
Harald


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Manching II .Nr, 872.jpg
Manching II .Nr, 872.jpg [ 26.85 KiB | 18358-mal betrachtet ]
KS Manching II Nr. 932.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 4. Aug 2011, 15:33 
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Nr. 935
Vindeliker, Viertelquinar
Typ Manching I
G: 0,43g
D: 9mm
Sehr schwach geschüsselter Schrötling aus mäßig legiertem Silber.
Kellner Manching 322

Nr. 1102
Vindeliker, Viertelquinar
Typ Manching I
G: 0,42g
D. 9mm
Sehr schwach geschüsselter Schrötling aus mäßig legiertem Silber
Prokisch 95


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Manching I Nr. 935.jpg
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KS Manch. I Nr.  1102.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 4. Aug 2011, 16:23 
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Hier ist eine seltenere späte Variante des Typs Manching II.
Bei dieser Münze fehlt das Beizeichen unter dem Pferd
G: 0,34g
D: 9mm


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KS Manching II Var. Nr. 923.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 4. Aug 2011, 16:45 
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Hier ist ein sehr seltenes Beispiel, einer durch Stempelumschnitt stark veränderten Aversbildes in Kombination mit einer meiner Meinung nach stilistisch gut gelungenen Pferdedarstellung.
Die Münze ist prägefrisch und die Prägung weist ein sehr hohes Relief auf.

Nr. 734
D: 8mm
fast reines Silber


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KS nahestehend dem Typ Manching Nr. 734.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 4. Aug 2011, 17:01 
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Der Typ Stachelhaar links wurde in mehreren unterschiedlichen Varianten geprägt.

Av: Kopf mit spitzem Kien links, Doppelpunktmund, Kugelwange und Dreiecknase.
Hornartiger Aufsatz (Helm?) oder Stachelfrisur mit Endpunkten, in der Mitte eine größere Kugel.
Am Hals Torques.
Rv: Pferd links, darüber 5 Punkte

Die Münze ist absolut prägefrisch und stammt aus frischen Prägestempeln
und ihr Gewicht ist für diese Variante überdurchschnittlich hoch.
Der Schrötling besteht aus reinem Silber.

D: 8mm
G: 0,47g

Ziegaus Egglfing 228
Kellner 756


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KS Typ Stachelhaar links Nr. 1200.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 5. Aug 2011, 18:19 
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Nr. 513
Viertelquinar Vindeliker
Variante des Typs Stachelhaar links

Av: Kopf links mit hornartigem Aufsatz oder Helm mit Kugelenden, dazwischen 4 kleine Kugeln
Rv: springendes Pferd links, darüber 6 Kugeln (!)

D:10mm
G: 0,29g
großer untergewichtiger Schrötling
Ungewöhnlich ist die Formation von 6 Kugeln über dem Pferd.
Kellner 756 Var.
Paulsen 619 Var.
Prokisch A26- 159Var
Ziegaus 224 Var.

Nr. 1054
Viertelquinar Vindeliker
wie Nr. 513, aber über dem Pferd 5 Punkte
Schrötling ausgebrochen
G: 0,27g
Prokisch 162

Nr. 715
Viertelquinar Vindeliker
Variante des Typs Stachelhaar links
Die Münze entspricht auf dem Avers der Nr. 1054, jedoch befindet sich bei dieser Variante unter dem Pferd ein Dreispitz.

D: 9mm
G: 0,40g
Kellner 756 Var.
Paulsen 619 Var. Prokisch A26 Var.


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Nr. 513.jpg
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Nr. 715.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 5. Aug 2011, 18:36 
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Viertelquinar Vindeliker
Weiterentwicklung des Typs Manching
Bei dieser Münze ist auf dem Avers durch Umschnitt des Stempels ein völlig neues Bild entstanden.
Der Ursprung war wahrscheinlich ein Stempel des Typs Manching II, der im Bereich der Haare stark abgenützt war.

D: 7-8mm
G: 0,43g
Prokisch numismatische Zeitschrift 106/107, 1999, Taf. 2, A68


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Nr. 1125.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 5. Aug 2011, 18:50 
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Unter den Varianten des vindelikischen Kleinsilbers verfügt meiner Meinung nach der Typ mit gewelltem Haar über die qualitativsten Aversstempel.

Nr. 740
Viertelquinar der Vindeliker
Typ mit gewelltem Haar

Av: Kopf links mit gewelltem Haar, Torques und Scheitelpunkt
Rv: Pferd links, darüber 5 kreuzförmig angeordnete Kugeln
D: 10mm
G: 0,40g

Prägung in hohem Relief auf großem Schrötling, hochwertiges Silber.
Kellner 757

Nr. 805
wie Nr. 740, jedoch kleinerer Kopf

Av: Kleiner Kopf mit gewelltem Haar links mit Scheitelpunkt und Torques, an den Haarenden kleine Kugeln.
Rv: Pferd links, darüber 5 Punkte.
D: 8-11mm
G: 0,48g

Prägung aus frischen Stempeln
Ziegaus 214/216,
Prokisch 158


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KS Vindeliker Typ mit gewelltem Haar Nr. 740.jpg
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KS Vindeliker Typ mit gewelltem Haar Nr. 805.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 8. Aug 2011, 11:31 
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Diese Variante wird als Typ Stachelhaar a bezeichnet.

D: 9mm
G: 0,47g
Kellner 753
Prokisch 177


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 Betreff des Beitrags: Re: Kleinsilber der Vindeliker
BeitragVerfasst: 8. Aug 2011, 11:35 
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Hier handelt es sich um eine Weiterntwicklung einer Variante des Typs Manching II,
welche durch starken Umschnitt des Aversstempels entstand.

D: 10mm
G: 0,32g


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KS Vindeliker Weitwerentw.  Nr. 889.jpg
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