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Kroisbacher Kleinsilber
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Autor:  taurisker [ 5. Jun 2009, 17:40 ]
Betreff des Beitrags:  Kroisbacher Kleinsilber

Hallo zusammen,
konnte endlich ein Kroisi-Kleinsilber in meine Sammlung galoppieren lassen :D
Geprägt wurde der Winzling Burgenland-Westslowakei, die Daten werden nachgeliefert, habe im Moment meine Münzwaage nicht bei der Hand.
Vielleicht kann Harald als Experte einige Worte dazu ergänzen die für das Hintergrundwissen über diese Prägungen wichtig sind? Danke im Voraus 8-)
Av. Bartloser Kopf mit Zickzack-Haarsträhnen, die in Kugeln enden links
Rv. Pegasos nach links

Dateianhänge:
kroisi_kleinsilber.jpg
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Autor:  harald [ 5. Jun 2009, 18:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kroisbacher Kleinsilber

Lieber Herfried,
Danke für das Kompliment :oops:

Das Kleinsilber zum Kroisbacher Typ ist taucht erstmalig ab ca. 2000 im Handel auf und konnte damals noch nicht richtig zugeordnet werden.
(zb. Hauck und Aufhäuser 2000, Nr.11)
Im Jahr 2005 wurde eine zweistellige Anzahl dieses Typs im Ungarisch- Österreichischen Grenzgebiet in Verbindung mit Kroisbacher Großsilber gefunden und seither steht auch für die letzten Zweifler fest, dass wir hier ein Kleinsilber zu den
Tetradrachmen des Kroisbacher Typs vor uns haben.
Die Parallelen der Abbildungen zum Großsilber sind unverkennbar und auch die Qualität des Stempelschnittes ist auf ähnlich hohem Niveau.

Von diesem Typ gibt es mehrere Varianten, wobei das von Herfried vorgestellte Exemplar einen Umschnitt des Erststempels darstellt.
Weitere Typen des Kroisbacher Kleinsilbers, auch mit Rechtskopf wurden in den letzten Jahren bekannt.
Interessant ist, dass diese Prägungen ein sehr weites Gewichtsspektrum aufweisen
( 0,76- 1,47Gramm!), was beim Großsilber eigentlich nicht der Fall ist.

Diese Münzen haben eine relativ große Verbreitung und werden vereinzelt auch keltischen Siedlungen des Weinviertels und der Steiermark gefunden.
Wegen ihrer hohen Qualität erzielen die meisten Exemplare bei den Auktionen
einen für keltisches Kleinsilber beachtlichen Preis, der manches Mal
auch vierstellig sein kann.

relativchronologische Datierung: ca. 200- 160v.Chr

Viele Grüße
Harald

Autor:  taurisker [ 5. Jun 2009, 21:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kroisbacher Kleinsilber

Vielen Dank, Harald, für die ausführliche Info!
Ich freu´ mich auch sehr über den kleinen Kroisi ... wie du ja weißt, hab ich eine Schwäche für diese Winzlinge ... besonders wenn sie keltischer Prägeherkunft sind ;-)
Mich fasziniert immer wieder die Feinheit mit der die Stempelschnitzer gearbeitet haben auf so knapp bemessenen Raum, auf gerade mal 5-8mm² eine Meisterleistung!!
LG
Herfried

Autor:  pixxer [ 9. Jun 2009, 12:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kroisbacher Kleinsilber

Feines Teil Herfried, hatte ich schon selbst in Händen! Glückwunsch zur Neuerwerbung!
Und dann noch dazu mit so einem Pedigree... ;)

Die Details auf solchen Winzlingen ist echt beeindruckend, fasziniert mich immer wieder aufs Neue!

LG Pixxer

Autor:  harald [ 18. Mär 2010, 11:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Kroisbacher Kleinsilber

Hier möchte ich Euch an einigen Beispielen die Entwicklung der Prägestempel dieses Typs vorstellen.

Der erste Obol von links stammt aus sehr frühen Stempeln
und weist noch einen sehr detailreichen Stempelschnitt auf.
Wie bei vielen keltischen Prägeserien üblich, hat diese frühe Prägung auch den Schrötling mit dem größten Durchmesser von 11 Millimetern und dem höchsten Gewicht von 0,99 Gramm.

Die mittlere Münze stammt aus einem mindestens einmal umgeschnittenen Averstempel, welcher neuerlich starke Abnützungsspuren aufweist.
Umschnittspuren sind auf dem Avers im Bereich der Nackenrolle, der Haare und der Stirn- Augenbrauenpartie erkennbar.
Die Abnützung des Reversstempel befindet sich bereits im fortgeschrittenem Stadium.
D: 9mm
G: 0,72g

Das rechte Beispiel sagt einiges über den Erfindungsreichtum und die Kreativität der keltischen Stempelschneider aus.
Der Aversstempel war offenbar so stark abgenützt, dass für den Stempelschneider das ursprüngliche Bild nicht mehr erkennbar war, möglicherweise war es ihm sogar unbekannt.
Der Künstler half sich aus dem Dilemma, indem er ein Bild mit völlig neuem Inhalt schuf.
Die neugeschaffene Darstellung hat nun keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschenkopf, sie erinnert vielmehr an einen Tierkopf, möglicherweise den eines Löwen, Vogels,
oder eines Phantasietwesens wie es uns von frühkeltischen Maskenfibeln bekannt ist.
Der Reversstempel wurde ebenfalls umgeschnitten, hier ist aber das ursprüngliche Bild noch gut erkennbar, es zeigt lediglich weniger Details.
Interessanterweise ist der Schrötling für diese Prägung im Gegensatz zu den anderen Varianten aus reinstem Silber gefertigt.

D: 8mm
G: 0,54g

Das vierte Beispiel zeigt das Aversbild eines einen noch sehr frühen Stempels,
leider war der Reversstempel schon längere Zeit in Gebrauch.
Das Portrait trägt die vom Großsilber bekannte "Boxernase"
D: 10,5mm
G: 0,88g

Es gibt noch zahlreichere weitere Stempelvarianten dieses bis vor kurzem noch unbekannten Kleinsilbers.

Viele Grüße
Harald

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