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 Betreff des Beitrags: Tetradrachme Apollokopf-Leierblume
BeitragVerfasst: 3. Jun 2009, 19:59 
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Zu den bereits vorgestellten Halbdrachmen mit Stern zeigt dieses relativ seltene Großsilber auf dem Avers große Ähnlichkeit.
Tetradrachme, Typ Apollokopf-Leierblume

leicht legiertes Ag.
Dieser Typ hatte in der Umgebung um Bratislava sein Prägezentrum.
Datierung: ca. 200v.Chr.

OTA 396/1
Dembski 734,735

12,20g

Grüße
Harald


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BeitragVerfasst: 9. Dez 2011, 11:46 
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Ich habe mir einige Gedanken zu den Beizeichen auf dieser Münze gemacht.

Das Beizeichen zwischen dem Pferdekopf und dem Vorderlauf kann vorerst nicht eindeutig zugeordnet werden.
Mit der Vermutung von Ziegaus, es handle sich dabei um einen dritten kleineren Vorderlauf stimme ich nicht überein.

Die beiden weiteren Beizeichen über- und unter dem Pferd werden in der keltischen Numismatik allgemein als Leierblume bezeichnet.
Damit ist wohl die Kombination einer Leier mit einer Blume gemeint.
Über dem Pferd ist die Position richtig dargestellt, darunter ist das Symbol auf den Kopf gestellt.

Es stellt sich die Frage, worum es sich hier tatsächlich handelt.
Meiner Meinung zeigt das Beizeichen die keltische Umformung einer griechischen Kithara.
Die Kithara (davon stammt das heutige Wort für Gitarre) war in der griechischen Antike ein Saiteninstrument, welches besonders zu festlichen Anlässen,
überwiegend zu Ehren des Gottes Apollon gespielt wurde.

Die Leier oder Lyra war dagegen ein völlig anders aussehendes Saiteninstrument, welches kleiner war und im Gegensatz zur Kithara keinen senkrecht verlaufenden Führungssteg und auch keinen Fuß besaß.

Da der Avers eindeutig eine keltische Umformung des Apollokopfes trägt ist wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen,
dass es sich hier nicht um eine Leier, sondern eine Kithara handelt.

Ich werde demnächst das Kleinsilber zu diesem Typ hier vorstellen.

Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 11. Dez 2011, 15:02 
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Hallo Harald.

könnte es sich bei dem Symbol zwischen Vorderbein des Pferdes und dem Pferdekopf um einen kleinen Tierkopf handeln (bzw. um das Mundstück einer Kriegstrompete)?

Diese Tetradrachme ist fast 2 g schwerer als die, die Du am 29.7. vorgestellt hast. Für jene hast Du eine Datierung von ca. 140-120 v.Chr. angegeben. Sind die Alters-Schätzungen an der Gewichtsentwicklung griechischer Tetradrachmen angeleht oder gibt es archäologische Funde, durch welche die Münzen direkt datiert werden. Gibt es Literatur, wo diese Problematik zusammenfassend behandelt ist?

Beste Grüße,
Docisam


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BeitragVerfasst: 11. Dez 2011, 20:44 
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DOCISAM hat geschrieben:
Hallo Harald.

könnte es sich bei dem Symbol zwischen Vorderbein des Pferdes und dem Pferdekopf um einen kleinen Tierkopf handeln (bzw. um das Mundstück einer Kriegstrompete)?

Diese Tetradrachme ist fast 2 g schwerer als die, die Du am 29.7. vorgestellt hast. Für jene hast Du eine Datierung von ca. 140-120 v.Chr. angegeben. Sind die Alters-Schätzungen an der Gewichtsentwicklung griechischer Tetradrachmen angeleht oder gibt es archäologische Funde, durch welche die Münzen direkt datiert werden. Gibt es Literatur, wo diese Problematik zusammenfassend behandelt ist?

Beste Grüße,
Docisam


Hallo DOCISAM!

Dein Vorschlag mit der Kriegstrompete ist sehr interessant und ich werde mal Stempelvergleiche machen.

Zu deiner Frage:
Welche Tetradrachme meinst du?
Ich finde keine, die ich am 29.7. vorgestellt hätte.

Die Datierung keltischer Münzen geschieht fast immer relativchronologisch, da es nur von wenigen Typen Nachweise als Grabfund oder in einer archäologisch datierbaren Schicht gibt.
Eine weitere Datierungsmöglichkeit wäre eine Vergesellschaftung mit bereits datierten Exemplaren, oder noch besser mit Republikdenaren innerhalb eines Schatzfundes.

In den meisten Fällen kann man weitere Anhaltspunkte innerhalb einer Serie aus dem Stil, dem Ausmaß der Stempelumschnitte, der Legierung und dem Gewicht ableiten.

Da diese eher vage Möglichkeit mit vielen möglichen Fehlern behaftet sein kann und eine sehr gute Kenntnis des gesamten Typenkomplexes voraussetzt, werden genaue Aussagen über die Datierung von vielen Numismatikern vermieden.
Wohl auch deswegen gibt es auch keine zusammenfassende Literatur über dieses Thema.

Als Beispiel, wie sehr anerkannte Numismatiker daneben liegen können, möchte ich den Kroisbacher Typ,
den Kugelreiter und das Roseldorfer Kleinsilber anführen.
Der Kroisbacher und der Kugelreiter wurden jahrzehntelang in die Mitte des 1.Jh. v. Chr. datiert und auch für das Roseldorfer Kleinsilber wurde ursprünglich eine Entstehung in dieser Periode vermutet.
Durch den Schatzfund von Emonzo konnte nachgewiesen werden, dass die Kugelreiter in die letzten Jahrzehnte der ersten Hälfte des 2. Jh.v.Chr. zu datieren sind, bei den Kroisbachern führten ebenfalls die Ergebnisse mehrerer Schatzfunde zu einer Datierung in diesen Zeitraum und beim Roseldorfer Kleinsilber erbrachten Grabungsergebnisse eine Datierung zwischen 200 und 150 v.Chr.

Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 11. Dez 2011, 22:34 
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Hallo Harald,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Der Beitrag von Dir, auf den ich Bezug nahm, war jener: http://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=44&t=2479

Viele Grüße,
Docisam


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BeitragVerfasst: 12. Dez 2011, 17:07 
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Alles klar. :idea:
Die beiden Prägungen haben eigentlich außer dem ähnlich klingenden Namen und dem ähnlichen Beizeichen
kaum was gemeinsam.
Sie wurden von unterschiedlichen Stämmen zu unterschiedlichen Zeiten geprägt.

Grüße
Harald

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