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 Betreff des Beitrags: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 11:54 
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In Roseldorf bestand nicht nur eine Prägewerkstätte, es wurde auch fleißig gefälscht und es existieren auch zahlreiche Indizien für eine Werkstätte zur Herstellung subärater Fälschungen.

Für die Herstellung subärater Gold- und Silbermünzen wurde vorerst so wie bei der Herstellung massiver Münzen die nötige Menge an Rohmaterial benötigt.
Das Edelmetall wurde in Form unerschiedlich ausgeformter Barren gehandelt.

In der obersten Reihe sieht man rechts und links Hackstücke von silbernen Tetradrachmen als Fremdwährung
und in der Mitte geschmolzenes Silber.
Bei den Hackstücken von Münzen fällt auf, dass die Münzen derart zerteilt wurden,
sodass immer ein Teil des Randes auf dem Hackstück verblieb.

Die mittlere Reihe zeigt Rohmaterial für die Goldprägung in Form eines Hackstückes von einem Goldstater
und zwei Goldbarren.

In der untersten Reihe sind unterschiedlich geformte Silberbarren abgebildet.


Dembski hatte über diese Objekte im Jahr 1999 einen Aufsatz geschrieben:
Dembski G.: Münze oder Ware? Keltische Hackmünzen, Barren und Schrötlinge auf österreichischen Fundorten, Különlenyomatk az emlkkönyv Biro- Sey.., Budapest 1999

Grüße
Harald


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Barren, Hackstücke.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 12:07 
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Das Edelmetall in Barrenform hatte zum Teil beträchtlichen finanziellen Wert und wurde deshalb ebenfalls gefälscht.

Das erste Bild zeigt einen subäraten Goldbarren.
Dabei wurde ein Bronzeschrötling gegossen, danach wurde er mit einem keilförmigen Probehieb mittels eines meißelartigen Gegenstandes versehen und am Schluß mit Goldblech überzogen.

So sollte offensichtlich der Anschein erweckt werden, es handle sich um einen bereits kontrollierten und geprüften Barren.
Die lochförmige Beschädigung ist auf Bodenkorrosion zurückzuführen.

Das zweite Foto zeigt einen subäraten Goldbarren in Form einer Axt.

Grüße
Harald


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subärater Goldbarren.jpg
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subärater Goldbarren groß.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 12:20 
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Spannend, was es alles gibt. Danke fürs Zeigen, ich lese Deine Beiträge immer mit großem Gewinn!

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Viele Grüße
helcaraxe
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Meine Galerie: Römische Provinzbronzen (ausbaufähig... ;-))


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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:10 
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Danke für die Info!

Hast du auch "gefälschte" Münzen dieses Typens zum herzeigen?

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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:27 
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helcaraxe, danke für das Kompliment.
@pailer:
Ich wollte zwar die Herstellung der Reihe nach zeigen und die Endprodukte am Schluß vorstellen, aber was soll´s

Ganz oben ist ein gefälschter Vollstater.
Bei diesen Großgoldmünzen, bestehend aus 24- karätigem Gold und einem Gewicht von 8 Gramm zahlte sich das Fälschen am meisten aus.
Die Quote unter dem Fundmaterial: auf eine echte kommt eine Gefälschte.

Dieses Verhälnis sinkt erwartungsgemäß bei den kleineren Nominalen.
Am seltensten, da offenbar zu wenig lukrativ und technisch aufwendig wurden 1/24 Statere gefälscht.
Bei einem Gewicht von 0,3 Gramm wog das benötigte Goldblech gar nicht mal so viel weniger.

Relativ häufig werden 1/3 Statere, wie sie in der mittleren Reihe dargestellt sind gefunden.

Die untere Reihe zeigt gefälschte Achtelstatere.
Bei allen Münzen handelt es sich um Prägungen der Boier.
Eine derartig große Anhäufung gefälschter Münzen ist außerhalb von Roseldorf kaum von anderen Siedlungen bekannt.


Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:30 
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Hier sind Beispiele von Goldblechüberzug.

Grüße
Harald


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Goldblechhülle.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:33 
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Diese gegossenen Bronzeschrötlinge wurden mit Goldblech überzogen und danach geprägt.
Daraus entstanden Drittel- und Achtelstatere.


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Bronzeschrötlinge.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:39 
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Auf Grund der Zahlreichen Fälschungen war die Bevölkerung entsprechen mistauisch und führte verschiedene Formen von Echtheitskontrollen durch.
Es gab die Bißprobe. Da das 24- karätige Gold recht weichwar, war das für gesunde Zähne kaum ein Problem und es gibt auch Belege derartiger Proben auf keltischen Goldmünzen.
Die rustikalere Methode war die Kontrolle des Münzkerns mittels eines Meißel- oder Messerhiebes.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 13:44 
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Die eleganteste Methode war die Verwendung einer Feinwaage.
Derartige Feinwaagen boten eine sehr hohe Meßgenauigkeit, welche sich bei einigen Exemplaren im Bereich von
1/100 Gramm bewegt.

In diesem Aufsatz wurde näher auf die keltischen Gewichte und Waagen eingegangen.
Jandrasits Harald: Keltische Münzgewichte und Tierfiguren mit möglicher Gewichtsfunktion aus Östereich, Römisches Österreich, Jahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie,Jahrgang 26, 2003

Das Foto zeigt eine Feinwaage mit einem massiven und einem gefälschten 1/24 Stater.
Der massive wiegt auf der linken Waagschale wiegt 0,30Gramm, der gefälschte rechts wiegt 0,26Gramm.

Grüße
Harald


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 Betreff des Beitrags: Re: Fälscherwerkstatt Roseldorf
BeitragVerfasst: 26. Jan 2011, 14:09 
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Danke! :shock:

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