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Potin Münzen aus Gallien https://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=44&t=325 |
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Autor: | taurisker [ 11. Jul 2009, 12:15 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien | ||
Die Leuci (oder Leuker) waren ein keltischer Volksstamm auf dem Gebiet der Gallia Belgica, wobei insbesondere Gebiete im heutigen Belgien sowie in der Eifel in Frage kommen. Der Hauptort der Leuci war Tullum, gelegen im heutigen Lothringen. Wie die benachbarten Stämme der Belger erzeugten auch die Leuci gegossene Potin-Münzen und sie hatten auch ihren eigenen unverkennbaren Stil in den Darstellungen. Die Potins der Leuci sind in fast jeder keltischen Anlage zu finden. Das weist darauf hin, dass diese Münzen als beliebtes Kleingeld eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. Anbei ein typisches Leucipotin Motiv: Leuci Gallia-Belgica Potin ca. 100-50 v.u.Z. Av. diademierter Kopf mit Stachelhaaren links Rv. Eber mit gesträubten Rückenhaaren links, darunter zwei Kugeln 18mm 4,21g BMC 398-401 Scheers Traité 658
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Autor: | Afrasi [ 13. Jul 2009, 22:37 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien |
Moin Taurisker! Ich muss es los werden. Sonst platze ich. Irgendwie erinnern mich die beiden Kugeln an Romulus und Remus. Und der Eber ist ebenso magersüchtig dargestellt, wie die Wölfin. Bei der Wölfin allerdings kann ich eine gewisse Ausgelaugtheit (besser: Ausgesaugtheit?) verstehen ... Kann es sein, dass römische Münzen auch hier als Vorbild dienten? Tschüß, Afrasi |
Autor: | Miss Marple [ 14. Jul 2009, 08:20 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien |
Hallo Afrasi, bestechende Argumentation! hat wirklich Ähnlichkeit mit der Wölfin, bin gespannt was die Fachschaft dazu meint! regards Miss Marple |
Autor: | taurisker [ 14. Jul 2009, 10:10 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien | ||
Moinmoin zusammen den Gedankensprung zur Darstellung der römischen Wölfin kann ich nachvollziehen, aber ich denke nicht, dass die Eberabbildungen auf den gallischen Münzen tatsächlich eine Imitation dieses Bildes sind. Zumindest ist mir aus der Literatur kein Hinweis auf diese Möglichkeit bekannt und ich persönlich meine auch, dass es sich hierbei um ein völlig eigenständiges keltisches Motiv handelt. Die Eberdarstellung (speziell auf Potinmünzen der Gallier) gibt es mit den verschiedensten Beizeichen ... zwei und drei Kugeln, Radmotiv, Kreise und Voluten, Pentagramm, etc. etc. Anbei ein Schwarzkittel mit drei Kugeln unter dem mageren (Obelix hätte wohl keine Freude mit diesem Exemplar gehabt) Bauch: Senones Gallien Potin ca. 100-60 v.u.Z. Av. Kopf mit Stachelhaaren "tete indienne" rechts Rv. Eber mit gesträubten Rückenhaaren links, darunter drei Kugeln 17,3mm 3,92g BMC 433 DLT 7445 Seine Maritime 384 Die Senonen (lat. Senones) waren ein keltischer Stamm in Gallien, der möglicherweise aus zwei gleichnamigen Zweigen eines Volkes bestand. Sie siedelten in Gallien und in Norditalien südlich des Flusses Po. Senonen in Gallien: Die gallischen Senonen bewohnten das Gebiet der heutigen französischen Départements Seine-et-Marne, Loiret und Yonne. Ihr Hauptort war Agendicum (später Senonus, heute Sens). Sie waren 54-51v. an den Kämpfen gegen Gaius Iulius Caesar beteiligt und wurden von diesem unterworfen. Senonen in Italien: Im 5. Jhdt v.u.Z. setzten sich keltische Völker vom heutigen Frankreich aus in Bewegung. Eine Gruppe der Senonen überquerte die Alpen und ließ sich gemeinsam mit Insubrern, Boiern und Cenomanen in der Poebene nieder, wo sie mehrfach die Etrusker besiegten. Sie bewohnten dort die Gegend bei Ariminum (Rimini) und Ancona. Zu Beginn des 4. Jhdts v.u.Z. drangen die norditalienischen Senonen unter König Brennus in Italien ein und eroberten 387v. Rom mit Ausnahme des Capitols – die heiligen Gänse der Juno sollen durch ihr Geschnatter die Verteidiger gewarnt haben – und zogen nur gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder ab. Ihre Beteiligung am Zug gegen Rom ist umstritten, nicht jedoch ihre Jahrhunderte lange Feindschaft Rom gegenüber. 285v. griffen sie das etruskische Arretium (Arezzo) an. Die zu Hilfe eilenden Römer erlitten dabei eine Niederlage. Im Jahre 283v. unterwarf Rom die Senonen, besetzte ihr Gebiet und gründet die Kolonie Sena Gallica (heute Senigallia). Die Senonen wurden unmittelbar anschließend aus Italien vertrieben.
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Autor: | pingu [ 14. Jul 2009, 12:28 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien |
Hallo, da ich von den Stücken absolut keine Ahnung habe sei mir eine Zwischenfrage gestattet. Bezugnehmend auf den 1. Beitrag von Taurisker erbitte ich eine Präzisierung: Zitat: Da die Münzen in Formen gegossen wurden, finden sich an den Rändern die typischen Ausbruchstellen die entstanden, als man nach dem Erkalten des Metalles sie aus dem sog. Gussbaum herausbrach, daneben finden sich auch die charakteristischen "Fehler" in der Oberfläche und in der Struktur, wie Bläschen oder Lunker und Materialeinschlüsse. Wurden diese Münzen komplett gegossen oder handelt es sich um Gussrohlinge die anschließend geprägt wurden? schon mal Dank und Grüße pingu |
Autor: | taurisker [ 14. Jul 2009, 13:07 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien | ||
Hallo pingu, ja, diese Münzen wurden komplett gegossen, keine Prägung ... es wurden dabei Tonformen verwendet (siehe Bild: Tonform für Rädchenpotins), dabei wurden Modelle in zwei noch feuchte Formenplatten gepresst und Kanäle (Gussbaum) zwischen den Objekten geschnitten ... nach dem vollständigen Aushärten der Formen wurden sie zusammengefügt und mit flüssigem Metall gefüllt ... nach dem Abkühlungszeitraum löste man die beiden Formenplatten, die fertigen Münzen brauchte man dann bloß aus dem Gussbaum herausbrechen (darum zeigen Potins immer an den Rändern entsprechende Abbruchspuren). Salü taurisker
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Autor: | taurisker [ 14. Jul 2009, 16:43 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: Potin Münzen aus Gallien | ||
... und weil es gerade so schön zu diesem Thema passt, zeige ich gleich noch eine Rad-Potin aus dem Gebiet der Remi ... 16mm 1,43g Diese Rädchen (und Ringe bzw. auch Noppenringe) werden gerne als Vorläufer- oder Primitivgeld bezeichnet, was jedoch falsch ist ... diese Objekte werden beinahe ausschließlich in hervorragendem Zustand gefunden, was auf eine Verwendung als Opfergegenstand schließen lässt ... die Ringe, Rädchen etc. wurden wahrscheinlich an bestimmten (sakralen) Orten als Opfer deponiert.
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