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 Betreff des Beitrags: Abschlag
BeitragVerfasst: 29. Jan 2010, 16:11 
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Hier möchte ich Euch zwei Bleiobjekte vorstellen.
Abschläge von keltischen Prägestempeln in Blei sind äußerst selten.
Eines der wenigen neben diesem Stücken bisher publizierte befindet sich in:
Dannheimer, Das keltische Jahrtausend, Band 23, 1993, S303, Nr.301
Dabei handelt es sich um eine runde Bleischeibe auf der sich 4 Probeprägungen für eine Kleinsilberprägung der Boier befinden. Bei diesen Probeschlägen hat wohl der Stempelschneider mehrmals seine Gravur des Reversstempel mit der bekannten Pferdedarstellung überprüft.

Der hier vorgestellte Probeschlag eines Achtelstaters vom weiterentwickeltem Athena- Alkis Typ bezeugt mit seinem Fundort in Österreich, dass auch hier diese späten Varianten des boischen Achtelstaters geprägt wurden.

Bleiabschlag eines Reversstempels von einem Athena- Alkis Achtelstater:
Vierfach zusammengefaltetes Bleiplättchen, 4,86 Gramm,
größte Dicke: 3,8mm, Maße: 16x16x19mm.
Durchmesser des Stempelabdruckes: 2,8mm

Dargestellt ist eine nach links eilende Athena-Alkidemos mit dem Schild in der Rechten und einer Lanze in der Linken, das ganze in einer Art Strahlenkranz.
siehe Paulsen 121
Erstpublikation dieses Stückes in:MÖNG Band XXXIV-Nr.4- 1994, S70ff

Das zweite Stück erinnert fast an moderne Bleisiegel.
Es ist am Rand doppelt gelocht und weist auf einer Seite ebenfalls das Reversbild einer späten Variante des Achtelstaters vom Typ Athena-Alkidemos auf.
Leider ist hier bedingt durch die fortgeschrittene Korrosion das Bild nur mehr schlecht erkennbar und die fotografische Wiedergabe sehr schwierig.
Auf einem Foto habe ich zum Vergleich einen Achtelstater dieser Variante danebengestellt.
Sorry für die schlechte Bildqualität, aber helles, glänzendes Gold neben der dunklen Bleioberfläche läßt sich kaum fotografisch wiedergeben.
Die Plombe hat einen Durchmesser von 8mm. und ist 4mm. hoch.
Es wäre durchaus möglich, dass man mit derartigen Plomben Geldbehälter versiegelt hat.

Grüße
Harald


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Bleiprobe eines Achtelstaters.jpg
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Plombe Aufsicht.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Verschiedene Bleiabschläge
BeitragVerfasst: 7. Feb 2010, 18:26 
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Doktor
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BLEIABSCHLAG 1
Dannheimer & Gebhard – Das keltische Jahrtausend, Mainz 1993, S. 302-303, Nr. 301
Fundort: Oppidum Staré Hradisko (Mähren). n im Institut archéologique CAV Brno (TSCHECHEI) Inv. 602 – 2158 / 66.
Ca 33 BC – 30/40 AD.
Bleiplakette. Durchmesser 5 cm
4 Anbschläge (also erhabebene Motive) vom Rs. Stempel des Typs Karlstein.
Harald, könntest du uns vielleicht den in Bratislawa gefundenen Münzstempel näher vorstellen?

BLEIABSCHLAG 2
FORRER – Alsace...p. 69-72, fig. 72 alias Sch GB Sie 30, p.430-431, pl. IX / 233
Runde, ca 1,5-2,0 mm dicke Bleischeibe.
Gewicht: 12,07 g.Durchmesser: 24 à 26 mm.
Fundort: Saletis, jetzt Seltz im Unterelsass ca 218 km östlich von Trier gelegen. Nun im: Badischen Landesmuseum, Karlsruhe.
Vs. erhabene Rs. des Staters der Treveri BN 8817: das ist also der Abschlag eines Stempels (Matrizze)
Rs. hohle Rs. (spiegelverkehrt) von der Rs. des Staters der Treveri BN 8825: das ist also der Abschlag einer Patrizze.

BLEIABSCHLAG 3
Gendre & Hollard in SENA N°159, 2004, p.35-38, fig.1
Bleiband. Länge ca 16 cm. Gefalten. Funstelle: bei Arras, ca 398 km westloch von Trier!!! Nun in Privatbesitz.
Auf diesem Bleiband mehrere erhabene Abschläge der Vs. des Staters der Treveri BN 8825.
Es können also Werkzeuge, die zur Prägung des selben Typs gedient haben 686 klm von einander gefunden werden!
Das eine Werkzeug in einer Entfernung von 218 km von Trier, die wahrscheinslichstee Münzstätte, und das andere 398 km weg von Trier!!





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Bleiabschlag 1.JPG
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Zuletzt geändert von EdgarWENDLING am 7. Feb 2010, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.
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 Betreff des Beitrags: Re: Abschlag
BeitragVerfasst: 7. Feb 2010, 18:41 
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Hallo Edgar,
Danke für das Einstellen der Zeichnungen.
Also gab es derartiges auch bei den Westkelten. :o


Viele Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 22. Mär 2010, 19:10 
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Doktor
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Ein solcher Bleiabschlag wurde in Fluy (Somme) gefunden, also ca 792 km von der Münzstätte entfernt!!!!

Wie kann man sowas erklären?
Zitat: NICK Band 1, S. 364, Nr. 36 a

E scheener Gruess üs Metz-Land

Edgar


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 Betreff des Beitrags: Re: Abschlag
BeitragVerfasst: 23. Mär 2010, 10:34 
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Die Fundorte von Prägestempeln weit weg vom Umlaufgebiet des Münztyps zeigen eine Ähnliche Problematik und lassen sich meiner meinung auch nur durch wandernde Stempelschneider begründen.

Grüße
Harald

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 Betreff des Beitrags: Re: Abschlag
BeitragVerfasst: 14. Mär 2022, 13:52 
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Nach langer Zeit wieder Mal ein Probeschlag einer keltischen Münze in Blei.

Abschlag des Reversstempels einer Tetradrachme vom Typus Leierblume.
Links davon zum Vergleich die Münze.

Grüße
Harald


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Bleiprobe Leierblume.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Abschlag
BeitragVerfasst: 17. Mär 2022, 21:01 
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Hofrat
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Sehr interessant. Das gab es also auch schon bei den Kelten. Ich kenne das eigentlich nur von den Römern. Mein Vereinsfreund Winfried Knickrehm hat seinerzeit bei der Ausgrabung der gallischen Münzstätte an der Porta Nigra drei Bleiabschläge von unbekannten Goldmünzen gefunden, welche sich nun in der Schatzkammer des RLM Trier befinden.

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mit freundlichen Grüßen

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 Betreff des Beitrags: Re: Abschlag
BeitragVerfasst: 22. Mär 2022, 11:20 
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Hallo Justus,
Bleiabschläge gab es auch schon bei den Griechen.
Diese Bleiproben haben eine sehr lange Tradition.

Grüße
Harald

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