Numismatik-Cafe

Münzen-Sammeln-Freunde
Aktuelle Zeit: 27. Apr 2024, 16:02

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 5 Beiträge ] 
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: 22. Dez 2009, 12:44 
Offline
Administrator
Benutzeravatar

Registriert: 29. Apr 2009, 21:39
Beiträge: 2162
Da in der älteren Standardliteratur diese Entwicklungsreihe fast immer in einer unterschiedlichen Reihenfolge angeführt ist,
möchte ich die Abfolge der einzelnen Varianten hier zur Diskussion stellen.

Meiner Meinung müßten die Varianten in dieser folgenden Reihenfolge entstanden sein.
Dafür ist nicht nur die ständig vergröberte und vergrößerte Zeichnung und das Weglassen
der Details ein Indiz, auch die Schrötlingsgröße nahm wie immer bei mehrmalig erfolgtem Nachschnitt der Prägestempel ständig zu.

Eine sehr frühe Variante möchte ich mit dem Bild 1 vorstellen.
Hier erkennt man besonders die charakteristische Boxernase, ein dreihreihiges Perldiadem
und einzeln gegliederte, am Scheitel büschelförmig zusammengefasste Haarsträhnen.
Die Gesichtsdarstellung besteht aus einer wulstigen, stark betonten Augenbraue
und herabgezogenen Lippen.
Der Halsabschluß und die Nackenrolle ist fein und ornamental gegliedert.
Das Ohr besteht aus einer nach unten auslaufenden Volute.
Tetradrachme des Kroisbacher typs
Dembski 1391(stgl)
Forrer 307 (stgl.)
12,31g.
D: 21mm.
ca. 210-200 v. Chr.

Die Prägung auf dem 2. Bild ist durch Umschnitt aus 1 entstanden,
was besonders an den vergröberten und verbreiterten Konturen erkennbar ist.
Besonders im Bereich der Nasen- Augenpartie und im Bereich des Ohres und der Nackenlocke ist auch das durch den Nachschnitt bedingte Auslassen der Bilddetails gut sichtbar.
Tetradrachme, Kroisbacher- Variante
Dembski 1389
12,08g
D: 23mm.
210-200v.Chr.

Beim 3. Bild hat sich sowohl die Schrötlingsgröße, als auch das Bild abermals vergrößert.
Wieder ist das sehr gut an der Nasen- Augen- Augenbrauenpartie erkennbar.
Am Halsabschluß wurden neue Details unter Zuhilfenahme eines Kugelpunzen hinzugefügt.
Pink OTA 463/1
Forrer Nr. 303
Dembski 1387
G:13,45g
D:25mm
um 200v. Chr.

Es entstand ein neuer Typ, der so genannte Velemer -Typ.
Neben dem Perldiadem ist lediglich der markante Wangenbereich mit Nase, Augenbraue und Auge, sowie das Ohr vom Ursprünglichen Bild übriggeblieben.
Der Halsabschnitt wurde zu einem Ornament umgestaltet.
Lanz 753
OTA 471/4
G: 10,45g
D: 25mm
ab ca. 200-190 v.Chr.

Daran erkennt man auch, dass nicht ausschließlich das Gewicht zur Bestimmung der chronologischen Stempelfolge herangezogen werden darf.
In der nächsten Zeit werde ich auf die einzelnen Typen noch im Detail eingehen
und auch die Reverse zeigen.

Grüße
Harald


Dateianhänge:
Entwicklung Kroisbacher- Varianten.jpg
Entwicklung Kroisbacher- Varianten.jpg [ 41.96 KiB | 9199-mal betrachtet ]

_________________
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.
Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: 22. Dez 2009, 13:08 
Offline
Mitglied der geheimen Hofkammer
Benutzeravatar

Registriert: 3. Apr 2009, 22:20
Beiträge: 4036
Bilder: 125
Interessante Aufstellung - schönen Dank!

_________________
Das Leben ist viel zu kurz um schlechten Wein zu trinken.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: 22. Dez 2009, 14:12 
Offline
Administrator
Benutzeravatar

Registriert: 29. Apr 2009, 21:39
Beiträge: 2162
Servus lieber Kollege!
Ebenfalls vielen Dank. :D

Da diese Art von Zusammenstellung fast in jeder Standardliteraur fehlt,
habe ich mir vorgenommen die Entwicklungsstufen der verschiedenen Typen
und deren Varianten in loser Reihenfolge hier vorzustellen.
Freut mich, wenn ich damit bei Euch ein bißchen zum Verständnis der Keltenmünzen
beitragen kann.

Grüße
Harald

_________________
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: 23. Dez 2009, 15:32 
Offline
Aspirant

Registriert: 25. Mai 2009, 11:10
Beiträge: 18
Hallo Harald

Eine wirklich schöne Zusammenstellung, bei der ich gerne in die Diskussion einsteigen will.
Ich denke, dass dein Bild 2 eher eine Weiterentwicklung/ Umschnitt des Kroisbachers mit Philippsreiter ist.
Von deinem Bild 1 unterscheidet er sich durch eine gerade Nase wie sie auch der Typ mit Philippsreiter hat und auch auf dem Revers befindet sich ja ein Philippsreiter und kein Reiterstumpf. Das sich der Philippsreiter aus dem Reiterstumpf entwickelt glaub ich nicht.
Bei den Kroisbachern mit Reiterstumpf würde ich den neuen Typ mit "Apollokopf" nach links an den Anfang setzen. Der wohl den norischen Kugelreiter als Vorbild hatte.
http://www.acsearch.info/search.html?se ... r=1&it=1#2
Darauf folgt dann der Reiterstumpf mit gerader Nase den es auch mit dem gleichen Rv. Stempel ("Kasperlkopf") und dem sog. "Turbankopf" gibt. Aus dem selben Av. Stempel mit gerader Nase entstehen dann nach einigen Umschnitten die Stücke mit gebrochener Nase, wie es auch schon Göbl festhält (OTA Tafel 38, 469 1-4). Bei einem neuen Av. Stempel mit gebrochener Nase taucht unteranderem wieder der alte Rv. mit "Kasperlkopf" auf bei dem sich in Folge des Prägen schon ein Stempelbruch am Pferdeschwanz zeigt. Die gebrochene Nase muss also später sein.
http://www.acsearch.info/search.html?se ... r=1&it=1#4
Diese Abfolge wird auch über das Kleinsilber bestätigt. Auch für mich sind die Kroisbacher ein hochinteressantes und faszinierendes Thema bei dem es sicher noch einiges zum überlegen und entdecken gibt.

schöne Grüsse
leo


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: 23. Dez 2009, 17:41 
Offline
Administrator
Benutzeravatar

Registriert: 29. Apr 2009, 21:39
Beiträge: 2162
Hallo Leo!
Bei dieser Zusammenstellung bezog ich mich weniger auf die verschiedenen Haupttypen des Kroisbachers,
ich wollte vielmehr die Verbindungen zu den Nebenserien zeigen.

Das Bild 2 zeigt, wie Du richtig bemerkt hast, eine Kroisbacher- Variante mit Philippsreiter.
Die Entwicklung der reverse habe ich hier bewußt außer Acht gelassen, da sie meiner Meinung von den aversen unabhängig verläuft.
Auch wenn Du nicht annimmst, dass die Entwicklung des Philippsreiters durch den Typ Reiterstumpf beeinflusst wurde, wirst Du doch zugeben, dass bei deren aversen eine gewisse Beeinflussung bei der Bildwiedergabe unübersehbar ist.

Der neue Kroisbacher mit Wellenfrisur ist mit Sicherheit an den Anfang der Reihe zu stellen.
Er hatte nicht nur den Kugelreiter als Vorbild, ich habe sogar Nachweise dafür,
dass er durch Umschnitt des Kugelreiters entstand.

Mit dem Rest Deiner Gliederung des Kroisbachers stimme ich mit Dir voll überein.
Schade, dass es über dieses interessante Thema noch keine Gesamtpublikation gibt.
Möglicherweise mache ich was mit dem Kleinsilber.
Bisher konnte ich 26 Stück erfassen, darunter 10 unterschiedliche aversvarianten, 5 unterschiedliche reversvarianten
und 10 Stempelkombinationen.
Ich bin mir fast sicher, dass da noch so einiges dazukommen wird.
Wenn mir jemand von Euch Fotos und Gewichte dieses Kleinsilbertyps zukommen lassen könnte,
wäre ich dafür sehr dankbar.

Viele Grüße
Harald

_________________
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 5 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 82 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
POWERED_BY
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de

Münzen Top 50