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BeitragVerfasst: 18. Feb 2018, 20:09 
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Hofrat
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Habe hier eine interessante Talerfälschung vor mir liegen. Leider ist "interessant" zumeist auch das Gegenteil von "schön". ;)
Die Fälschung dürfte in die Zeit von Erzherzog Ferdinand II. datieren und den Nachguß eines Haller Talers ohne Jahreszahl (1577-1599), Moser-Tursky 263 - 289, darstellen.
Habe das Material noch nicht untersuchen lassen, denke aber es dürfte sich dabei um eine minderwertige Blei oder Zinn-Legierung handeln? Kennt jemand derartige Fälschungen?
Unter 252a-e behandeln Moser-Tursky auch Fälschungen und Nachahmungen, die allerdings aus Silber sind, bzw. 252f mit Kupferkern.

hexaeder


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2018, 14:28 
Servus hexaeder,

Es könnte sich um eine Italienische zeitgenössische Fälschung handeln. Für mich schaut es aus
als ob das Stück doch wenigstens einen Silbersud besessen hätte. Wie hast Du festgestellt, daß es kein Kupfer ist ?
Wie ist das Gewicht und der Durchmesser ?

LG.
rainschnarcher


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2018, 19:27 
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Hofrat
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Grüß dich, rainschnarcher!
Es freut mich sehr, dass sich jemand für das (zugegeben ;) ) nicht gerade sehr schöne Stück interessiert und einige Worte dazu schreibt.
Der Durchmesser der Münzfälschung beträgt genau 4 cm, bei einer Stärke von knapp 2,9 mm. Das Gewicht beträgt 22,22 Gramm.
Die "Münze" wurde bei alten Steinentnahmegruben und kleinen Steinbrüchen in einem Wald im südöstlichen Niederösterreich gefunden.

Das Material, seine genaue Zusammensetzung noch nicht untersucht, wurde aber in ähnlicher Zusammensetzung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit (15. bis weit ins 16. Jahrhundert) auch für andere Dinge, wie Kreuze, Fürspane, Doppelknöpfe, Knöpfe, Beschläge, Schnallen und selten auch für Siegelringe verwendet. Da Gegenstände aus dieser Materialzusammensetzung aber zumeist nicht sehr schön sind, werden sie nicht gehandelt und zumeist von den Findern entsorgt. Somit sind sie für Sammler, die nicht selber suchen, zumeist auch nicht bekannt. Habe dir ein Bild von einigen erwähnten Sachen beigefügt. Zum Materialvergleich rechts unten ein Zierbeschlag aus Kupfer und darüber ein schöner Fürspan aus Bronze.

LG,
hexaeder


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BeitragVerfasst: 21. Feb 2018, 11:20 
Wenn Du das Material bestimmen könntest, wäre das eine super Sache.

Diese Fälschungen wiegen meist an die 24g, allerdings mit Silberüberzug und nicht korrodiert.
Auch die Größe und das Material würden passen.
Eine italienische Fälschung ist zu vermuten, weil bei diesen Stücken die Umschrift meist exakt ist.
Die Balkanfälschungen hingegen haben eine sinnlose Buchstabenfolge.

Wenn gar kein Silber an der Oberfläche nachgewiesen werden kann wäre eine Möglichkeit, dass vor Ort
gefälscht wurde und es sich um ein unfertiges Stück handelt, bei dem der Silberüberzug noch fehlt.
Wenn die wenigsten damals weder lesen noch schreiben konnten, haben sie sicher eine Silbermünze
von einer kupfernen unterscheiden können.

Ja und bevor Du das Stück wegwirfst wäre ich ein Interessent.

LG. rainschnarcher


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BeitragVerfasst: 22. Feb 2018, 11:41 
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Lieber rainschnarcher
rainschnarcher hat geschrieben:
Ja und bevor Du das Stück wegwirfst wäre ich ein Interessent.

Wegwerfen kommt für mich bei historischen Artefakten nicht in Frage, denn auch zeitgenössische Fälschungen sind wichtige Zeitzeugen. In diesem Fall zeugt die Münze eindeutig davon, dass die Menschen auch damals nicht besser waren, als heute. :)
Habe einige gefälschte Mittelaltermünzen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, aber auch einige aus den folgenden Jahrhunderten der frühen Neuzeit. Es ist erstaunlich, dass doch einiges an Fälschungen aus dem Mittelalter auftaucht. In meiner Mittelaltersammlung hab ich es sehr gerne, wenn ich zum perfekten Silberpfennig auch eine zeitgenössische(!!!) Fälschung daneben platzieren kann. Allerdings ist im 15. Jhdt. die Unterscheidung zwischen Schinderling und Fälschung oftmals eine Sache, die nur von einem ausgebildeten Numismatiker geklärt werden kann. :book:

Nun zur Münze selbst. Persönlich denke ich, dass die Münze ein Zinn-Nachguss eines originalen Talers ist. Ob der Zweck die Bereicherung durch Falschmünzung oder nur der Nachguss als Talisman war, werden wir heutzutage nicht mehr klären können. Vielleicht wurde der falsche Taler auch absichtlich weggeworfen - Verzeihung, "entsorgt" heißt es ja heutzutage auf "neudeutsch". Denke, dass man in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Falschmünzer sicherlich spektakulär ums Leben gebracht wurde. :shock:
Falls die Münze aus Zinn ist, dann hat sie damals sicherlich Silber-ähnlich geglänzt. Eher weniger denke ich an eine sogenannte Silbersudfälschung. Habe zwei weitere Fotos eingestellt, auf denen man eindeutig erkennen kann, dass es sich weder um Silber, noch Kupfer, Messing oder Bronze handelt.
Da ich ausschließlich Mittelalter sammle, bin ich persönlich mit dem Stück nicht verheiratet. Werde kurz abwarten, ob sich die Wissenschaft dafür interessiert und wenn nicht ..... ;)

hexaeder


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BeitragVerfasst: 22. Feb 2018, 11:58 
Hallo hexaeder,

Wer wäre denn wissenschaftlich zuständig für den falschen Ferdinand ?

hast Du auch Fälschungen von Tiroler Mittelaltermünzen ?
Wenn ja, wäre ich für Fotos davon sehr dankbar.

LG.
rainschnarcher


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BeitragVerfasst: 22. Feb 2018, 19:41 
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Auch mir gefällt sowas, sogar der Rest neben der Münze.

Gruß Chippi

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Wurzel hat geschrieben:
@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)

Münz-Goofy hat geschrieben:
Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.


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BeitragVerfasst: 25. Feb 2018, 11:09 
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Wohnort: Püttner Mark
Danke, Chippi!

Auch der "Rest neben der Münze" sind stumme Zeugen der Vergangenheit meiner unmittelbaren Heimat. Im Spätmittelalter war das meiste leider nicht aus Gold und Silber, was von den Menschen verwendet und verloren wurde.

hexaeder

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BeitragVerfasst: 25. Feb 2018, 11:18 
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Wohnort: Püttner Mark
Lieber rainschnarcher,

die Antwort aus Wien über die Fälschung ist bereits eingetroffen und einer Reise nach Tirol steht nichts mehr im Wege.
Verlege unser Gespräch nun auf eine andere Ebene. :arrow:

LG,
hexaeder

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