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Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Ladná
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Autor:  hexaeder [ 10. Jun 2021, 14:28 ]
Betreff des Beitrags:  Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Ladná

Habe hier ein Pfennig-Bruchstück von einen Bekannten zur Bestimmung vorgelegt bekommen, das sich sehr gut zuordnen und datieren lässt!
Es handelt sich dabei um ein Pfennig-Fragment, das entlang der geschlagenen Motivlinien, wie bei einer sogenannten Sollbruchstelle ausgebrochen ist.

Aus der Sicht eines Sammlers gesehen, nichts besonderes :? , aus wissenschaftlicher Sicht aber möglicher Weise ein wichtiger Mosaikstein? :o
Da hier auch die Wissenschaft mitliest, möchte ich das Bruchstück auf alle Fälle zeigen, denn die interessante Herkunft aus einer steinernen Geröllhalde (deswegen auch der fragmentierte Zustand) nahe der steirisch-niederösterreichischen Grenze, ist möglicherweise sehr aufschlussreich?

RICHTERA und VIDEMAN haben in Folia Numismatica 2012, 26/2 den Fund von Ladna beschrieben, der als Depot in die Zeit des zweiten Kreuzuges 1147-1148 datiert wird. Hier taucht ein sehr ähnliches Stück auf der Seite 83 unter Typ 1 (LNP ZF?) Var.1.1 auf.
Während die Autoren die These einer möglichen Herkunft aus dem mährischen Podvin vertreten, sind österreichische Forscher (besonders E. Löschl) der Meinung, dass diese Stücke in die Prägestätten Neunkirchen oder Fischau im südöstlichen Niederösterreich einzureihen sind!
Das Auffinden dieses Beleges südöstlich von Neunkirchen in Richtung Steiermark könnte diese These doch deutlich unterstreichen.

hexaeder

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Autor:  Jetonicus [ 11. Jun 2021, 18:01 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Lad

Lieber Hexaeder,

hier ist der entsprechende Pfennig mit dem Köpfchen im Zentrum.
Auf der Rückseite ist die stehende Person mit Schwert und Schild meist kaum zu erkennen. Beim abgebildeten Stück kann man oben den Kopf mit nach links "wehenden" strähnigen Haaren teilweise erkennen, die Linien unten sind Teile der Bekleidung. Die links des Kopfes abwärtsführende leicht schräge Linie ist das Schwert, rechts, in der Mitte der Person, ist der oben runde, unten spitze Schild zu sehen.
0,63 g.

Jetonicus

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Autor:  otakar [ 13. Jun 2021, 23:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Lad

Vielen Dank für die Vorstellung dieses interessanten Pfennigs. Gibt es außer dem von Hexaeder angeführten Fund von Ladna auch noch andere Belege bzw. Zitate? Jetonicus, woher stammt das von dir gezeigte Stück?
LG
OTAKAR

Autor:  Jetonicus [ 15. Jun 2021, 19:56 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Lad

Dieser und ähnliche Dünnpfennige, die in der Mitte anstelle des Gesichtes ein Kreuz zeigen, stammen wohl aus dem Fund von Ladna, denn sie sind zur gleichen Zeit in Wien aufgetaucht und von Mozelt, Rauch und Dorotheum angeboten worden, freilich ohne Angabe des Fundortes. Da bis dahin nur Kupferfälschungen dieser Pfennige bekannt waren (CNA Tafel 14), hielt man auch die silbernen Originale für Imitate und kümmerte sich nicht weiter um ihre Herkunft.
LG
Jetonicus

Autor:  hexaeder [ 10. Jul 2021, 11:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Pfennig-Bruchstück, Mitte 12. Jhdt, ähnlich Fund von Lad

Jetonicus hat geschrieben:
Hier ist der entsprechende Pfennig mit dem Köpfchen im Zentrum.
Auf der Rückseite ist die stehende Person mit Schwert und Schild meist kaum zu erkennen. Beim abgebildeten Stück kann man oben den Kopf mit nach links "wehenden" strähnigen Haaren teilweise erkennen, die Linien unten sind Teile der Bekleidung. Die links des Kopfes abwärtsführende leicht schräge Linie ist das Schwert, rechts, in der Mitte der Person, ist der oben runde, unten spitze Schild zu sehen.
0,63 g.
Lieber Jetonicus,
hier konntest du allerdings ein sehr schönes Exemplar für deinen Münzkoffer bekommen.
Laut meiner persönlichen Meinung könnten diese Stücke durchaus noch aus Neunkirchen oder bereits auch schon aus Fischau stammen. Sie haben sowohl Ähnlichkeiten mit den späten Formbachern, den sogenannten "Kirchenfenster-Typen" (vor allem Typ 8 zu B 51 oder auch Typ 7 zu B 47) aber auch zu den frühen Fischauern, wie B 67, B 68, B 69, B71 und B72, denen dein Typ 1, Var. 1.2 (AV mit Kopf und RV mit gewappnetem mit Schild und erhobenem Schwert) doch nahe kommt.

(Für alle anderen, die hier auch mitlesen und mit Typ. 1, Var. 1.2 (bzw. Typ.7 oder Typ 8) wenig anfangen können, diese Angaben beziehen sich auf die Publikation in Folia Numismatica 2012, 26/2 von RICHTERA UND VIDEMAN, die den Fund von Ladná hier beschrieben haben. Die B-Nummern stammen aus dem CNA 1.)

Trauriges Detail am Rande: Auch das südmährische Dorf Ladná, nahe der österreichischen Grenze, liegt an der Linie, die am 24.06.2021 vom Tornado getroffen wurde. :shock:

hexaeder

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