Lieber OTAKAR,
möchte mich vorab bei dir recht herzlich für die die Hilfe mit der Literatur bedanken. Obwohl Bernhard PROKISCH und Heinz WINTER ("Der mittelalterlich Münzschatz von Fraham" in NZ 118 von 2011) diesen Typ mit "BAYRISCHEN RAUM und Münzherr?" nicht genau festgelegt haben, hat dieses Werk meinen Erstverdacht dennoch erhärtet und rückt diesen Pfennig dennoch in die Nähe von Krems. Wenn man sich mit dem Verlauf der Geschichte im Osten Österreichs beschäftigt ist der ""BAYRISCHEN RAUM" gar nicht so weit hergeholt, wie wir bei jenen in Neunkirchen geprägten Formbacher Pfennigen bereits betrachtet haben. Neunkirchen befindet sich nur Luftlinie 22,63 km von Bad Fischau entfernt und auch auf der (heutigen) Straße sind es nur 29,08 km. Vereinfacht gesagt wurde unser geschändetes Gebiet nach der Völkerwanderung und dem Frühmittelalter praktisch von den Bayern wieder aufgebaut und durch eine starke Verteidigungslinie sehr vieler Burgen gegen die jahrhundertelang eindringenden Ostvölker verteidigt. Viele dieser wehrhaften Bauwerke sind im späten 11. und Anfang 12. Jhdt. entstanden. Hier war also um diese Zeit einiges los!
Hier wäre die Beschreibung dieses Pfennig-Typs von PROKISCH und WINTER für all jene, die keinen Zugriff darauf haben:
Zitat:
BAYERISCHER RAUM
Münzherr? (4. Viertel 12. Jahrhundert)
Münzstätte?
Kat.-Nr. 33 Gesamt: 14 Ex.
Avers: Gebäude mit Mittel- und zwei Flankentürmen auf doppelter Bodenlinie, Turmdächer fast durchgehend mit Knäufen besetzt, Quadermauerwerk drei- (Kat.-Nrn. 33.1, 2) bzw. zweischarig (Kat.-Nr. 33.3); zu Seiten des Gebäudes je ein Pkt. (Kat.-Nr. 33.1) bzw. kein Bz. (Kat.-Nr. 33.2), teils weiterer Pkt. im Giebelfeld (eindeutig bei Abb. 33.1/1, 2, 33.2/2, 33.3/1, 2); doppelter Punktkreis, dazw. einwärts gestellte Ω (zw. 8 und 12 Stück feststellbar)
Revers: Gekrönter in weltlicher Tracht frontal auf Stuhl mit zwei Armlehnen sitzend, Falke in der L., Schwert in der R.; doppelter Punktkreis, dazw. einwärts gestellte Ω (Anzahl nicht feststellbar, jedoch offenbar wechselnd)
33.1 10 Ex. (davon 1 gebrochen und fragm.); GG: 7,38 g; DG: 0,75 g (aus 9 Ex.) (Vergrößerungen S. 247f.)
33.2 2 Ex. (davon 1 schüsselförmig gebogen); EG: 0,67 g, 0,62 g; GG: 1,29 g; DG: 0,65 g (Vergrößerung S. 248)
33.3 2 Ex. (davon 1 mit Schrötlingsausbruch); EG: 0,65 g, [0,44 g]; GG: 1,09 g (Vergrößerung S. 248)
Zitat: unediert
Unter den 14 beschriebenen Pfennigen gibt es 3 doch deutlich verschiedene Typen, von denen Beschreibung und Fotos von 33.1 (10 Exemplare) genau auf mein Stück zutrifft.
Neben sehr vielen Pfennigen aus Bayern finden sich in diesem Fund auch eine beachtliche Anzahl von Kremser Pfennigen der Typen B 26 und B 27 (Leopold V. 1177-1194) und Fischauer Pfennige, vorrangig B 67 (Otakar IV. 1164-1192) sowie zahlreiche Ennser Pfennige von Otakar IV. aber auch Stücke aus Salzburg und Friesach, die gut in diese Zeit passen.
Es wäre nun natürlich interessant ob es weitere Werke gibt, in denen dieser Typ bereits beschrieben wurde, bzw. ob sich die professionelle Numismatik bereits damit beschäftig hat und diesen Typ bereits zugeordnet hat? Vielleicht kann von den österreichischen Numismatikern, die diese Beiträge hier auch lesen, jemand bereits mehr zu diesem Pfennig sagen?
hexaeder