Numismatik-Cafe

In einer Auktion habe ich den unten abgebildeten Brakteaten ersteigert. Es ist ein böhmischer Brakteat für die Oberlausitz, vermutlich geprägt in Zittau. Er wiegt 0,66 gr, Durchmesser 35,5 mm. Als Literaturangabe stand: Dresdner Numismatische Hefte, , Heft 6, Nr.13.
Hat jemand dieses Heft und kann mir die Angabe bestätigen, oder hat jemand noch ein anderes Zitat für mich? Ich freue mich über jede Information.
Gruß ischbierra

Wenn du mittwoch Zeit hast, nehm ich dich gern in die Bibliothek des Münzkabinetts mit, da wird dann dein Herz sein...

Ich war mit KAM im Münzkabinett.
Im o.g. Heft fand ich die Angaben bestätigt. Manfred Olding hat dort über einen Fund geschrieben der im böhmischen Zwickau (Cvikov), am Fuß des Berges Ortel um 1280/85 vergraben wurde. Im Fund fanden sich 17 verschiedene Brakteatentypen mit insg. 564 Exemplaren, sowie drei halben. Der oben gezeigte Brakteat aus der Zeit der böhmischen Herrschaft über die Oberlausitz unter Otokar II.1253 - 1278 oder Wenzel II. 1278 - 1305 war in 148 Exemplaren vorhanden, sowie zwei halben. Wegen der großen Stückzahl und der Nähe zur Münzstätte Zittau ist diese als Prägeort wahrscheinlich.
Ähnliche Brakteatentypen fanden sich im Fund von Cröbern, dort mit 4 mal dem Buchstaben N auf dem Rand, sowie bei Posern-KLett, der unter Nr. 902 ein Stück Bischof Albrechts v. Meißen (1258 - 1266) nennt, allerdings mit 2 Sternen und V und E auf dem Rand.
Gruß ischbierra

Moin!

Ein tolles Stück! Vorgestern hatte ich gerade so einen Brakteaten in der Hand. Herr Olding, Mitglied der BNG, hielt einen kleinen Vortrag über die "Fundumstände" und die Geschichte dieser Stücke aus dem damals böhmischen Zittau, das eine Insellage in der brandenburgischen Oberlausitz hatte.

Tschüß,, Afrasi

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Hallo Ischbierra,

es handelt sich definitiv um einen Brakteaten aus Böhmen aus der Münzstätte Zittau wohl unter Wenzel II. als Alleinregent geprägt. Lars-Gunter Schier schreibt in seinem Artikel "Ein Fund Zittauer Münzen - Die Zittauer Münzprägung im 13. Jahrhundert und ihr historischer und numismatischer Hintergrund": "Der alleinige gotische Buchstabe 'A' ist von Brakteaten völlig anderer Machart aus ganz anderen Regionen bekannt und wird dort mit dem Namensanfangsbuchstaben des Münzherrn in Verbindung gebracht. ... Haupt vermutet ... in der Benutzung von Buchstaben als Münzbild oft eine gebietsübergreifende Gewohnheit oder Mode der wenigen schreib- und lesekundigen Menschen jener Zeit, die Freude an Buchstabenbildern auf ihren Münzen hatten. ... Es handelt sich um die am zweithäufigsten vorkommende Münze des Fundes [bei Zwickau in Böhmen/Cvikov (Anm.)]."

Der Artikel ist in den "Zittauer Geschichtsblättern" Nr. 46 "Steige, Wege und alte Straßen um Zittau - Archäologie-Geschichte-Numismatik" 2011 im Verlag Gunter Oettel, Zittau erschienen und kann dort oder über den Zittauer Geschichts- und Museumsverein e.V. (http://www.zittauer-geschichts-und-museumsverein.de) bezogen werden.

Ich hoffe, mit dieser Information ein wenig weiter geholfen zu haben.

Viele Grüße, Freyr vinr.

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"Wer die Wahrheit sag, braucht ein schnelles Pferd." (mongol. Weisheit)

Hallo Freyr vinr,
vielen Dank für die Informationen und den Hinweis auf die Zittauer Geschichtsblätter. Habe gleich ein Exemplar bestellt.
Gruß ischbierra