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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 4. Apr 2014, 21:06 
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Wirklicher Hofrat
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klaupo hat geschrieben:
Der eingangs dieses Threads erwähnte Artikel von Stefan Heidemann "Die Bilderwelten auf den Münzen der Zangiden und Artukiden" in "Die Dschazira - Kulturlandschaft zwischen Euphrat und Tigris" ist von der Uni Jena nach der Uni Hamburg gewechselt und dort wieder erreichbar:

http://www.aai.uni-hamburg.de/voror/Per ... _L_OCR.pdf

Für den Fall, daß der lesenswerte Artikel erneut anderweitig untergebracht wird, empfehle ich einen Download.

... und hier noch ein ganz heißer Tip für diejenigen, die sich dafür interessieren, wie das Schriftbild etlicher Artuqiden aufzulösen ist. Tolle Grafiken!

Wie kann man den Heidemann-Artikel speichern? Ich habs ein paarmal versucht, bringe es aber nicht fertig. Wer hilft mir?
LG
OTAKAR

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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 4. Apr 2014, 21:38 
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Wirklicher Hofrat

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Hallo Otakar,

wenn du den Heidemann-Artikel aufrufst, siehst du in der Zeile darüber ganz links eine blaue Diskette mit einem grünen Pfeil, der nach unten weist. Den klickst du an, und es öffnet sich ein Fenster für den Download. Den Titel "Heidemann_ Dschazira_2006" ... usw. kannst du übernehmen und auf "Speichern" klicken. Versuch's mal, und wenn es gar nicht klappt, schick mir per PN deine email-Adresse. Dann versuche ich dir das Paket (9.7 MB) zuzuschicken.

Viel Erfolg!

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 17. Apr 2014, 21:20 
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Wirklicher Hofrat

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Diesmal ein kleines leichtes Rätsel:

Auf der Münzbörse in DO erstand ich im vergangenen Jahr bei Afrasis Spezialhändler (der mittlerweile auch zu meinen Favoriten gehört) die abgebildete Münze. Ausgezeichnet war sie als "Urtukiden Mardin, AE-Dirhem, AH 628 (1234), Nasir al-din Urtuk Arslan, MIT 1065". Das schien mir eine Variante zum sitzenden Herrscher mit der Kugel in der Hand. Der Münzherr war aber jemand anders ... und ich war sehr zufrieden, als ich ihn gefunden hatte. Wer war's?

Gruß klaupo


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628_Nasir_WOI-1065_Fb.jpg
628_Nasir_WOI-1065_Fb.jpg [ 107.22 KiB | 13128-mal betrachtet ]
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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 17. Apr 2014, 22:41 
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Wirklicher Hofrat
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Den Mann mit der Kugel habe ich auch; interessant, dass es hier 2 Typen gibt. Also sag schon, Klaupo, von wem deiner ist!
LG
OTAKAR


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Artuqiden Nasir al-din Artuq Arslan Dirhem- 2 rv.jpg
Artuqiden Nasir al-din Artuq Arslan Dirhem- 2 rv.jpg [ 70.56 KiB | 13125-mal betrachtet ]
Artuqiden  Nasir al-din Artuq Arslan Dirhem -2  av.jpg
Artuqiden Nasir al-din Artuq Arslan Dirhem -2 av.jpg [ 69.13 KiB | 13125-mal betrachtet ]

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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 18. Apr 2014, 17:37 
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Wirklicher Hofrat

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Dieses Stück wurde zwar bereits auf Seite 2 dieses Threads angesprochen. Das macht aber nichts, denn man kann es ja aus verschiedenen Perspektiven angehen. Ich stelle meins also noch einmal dazu, diesmal allerdings als Grafik mit Auflösung der Legenden.
Dateianhang:
628_AH_Nasir_Mardin_WOI-1065.jpg
628_AH_Nasir_Mardin_WOI-1065.jpg [ 115.11 KiB | 13112-mal betrachtet ]

Zu diesem Typ habe ich mittlerweile zusätzlich eine interessante Hintergrundinfo zur Herkunft des Bildtyps ausgegraben. Er zeigt das gleiche Motiv, das auch vom Ayyubiden-Herrscher in Mayafarikin (Mesopotamien), al-Ashraf Muzaffar, (1210-1221) aus dem Haus Sephardin, verwendet wurde. Sephardin war übrigens der Bruder des auch hierzulande bekannten Saladin.
Dateianhang:
612AH_al-Ashraf_WOI-867.jpg
612AH_al-Ashraf_WOI-867.jpg [ 100.65 KiB | 13112-mal betrachtet ]

Spengler / Sayles schreiben dazu:

"Im Jahr 1229 begann der Shah von Khwarezm / Chorasan, Jajal al-Din, aus seinem Exil in Armenien heraus die Ayyubiden und und deren verbündete Turkomanen mit einem Kriegszug zu bedrohen. Die Verbündeten starteten eine Gegenoffensive und schlugen nach mehreren Gefechten im Winter 1230 Jajal al-Din entscheidend. In dieser kritischen Situation unterstützte Artuq Arslan die Ayyubiden, wohingegen sein artuqidischer Vetter Rukn al-Din Mawdud, Herrscher über Hisn Kaifa und Amid, Partei für den Shah von Khwarezm ergriff. Artuq Arslan gab diesen neuen Münztyp möglicherweise heraus, um dem Ayyubiden al-Khamil seiner Loyalität zu versichern."

Diese Hypothese von S/S halte ich für recht gewagt, denn derselbe Bildtyp begegnet uns wenige Jahre später auf Dirhems aus Mardin wieder, als Artuq Arslan die Oberhoheit des Sultans der Rum-Seldschuken, Kay-Khusrew II. (1237-1245 AD), anerkennen mußte und dessen Namen auf die Münzen setzen ließ (Mitchiner WOI 1072).
Dateianhang:
634_Nasir_Kay_Khusrew_WOI-1072.jpg
634_Nasir_Kay_Khusrew_WOI-1072.jpg [ 85.58 KiB | 13112-mal betrachtet ]

Es handelt sich also m.E. um eine typisierte Herrscherpose, die variiert wiederholt verwendet wurde, und es scheint mir ganz nützlich, wenn man diesen Aspekt im Blick behält. Denn damit läßt sich auch mein Rätsel lösen: Der "Urtukide" des Händlers ist der einzige Bild-Dirhem mit dem typisierten Herrscherportrait des berühmten Ayyubiden Saladin (1169-1193, Mitchiner WOI 815) , der u.a. gegen König Richard Löwenherz kämpfte und den Kreuzfahrern schwer zu schaffen machte. Das Bild dieser Münze wird übrigens auch in der Wikipedia im Eintrag "Saladin" verwendet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Saladin

Als "Saladin" wäre meine Münze allerdings vermutlich erheblich teurer geworden.

Kleiner Nachtrag: Fast alle in diesem Beitrag genannten Personen - Ayyubiden, Seldschuken und Choresmier eingeschlossen - sind bereits hier im Café durch Münzen vertreten.

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 18. Apr 2014, 21:14 
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Wirklicher Hofrat
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Interessant bei den Dirhems der Artuqiden ist nicht nur die Verbindung zu den Münzen der Seleukiden sondern auch zu byzantinischen Prägungen. Das häufig auf byzantinischen Münzen auftretende Motiv der Segnung des Kaisers durch die Jungfrau Maria findet sich auch auf einem artuqidischen Dirhem wieder. Die Berührungsängste zwischen der islamischen und der christlichen Kultur waren also doch nicht so groß, wie man allgemein annimmt, da es zahlreiche weitere Prägungen arabischer Münzen nach byzantinischem Vorbild gibt. Allerdings ging man schon so weit, dass man das christliche Kreuz auf dem Globus durch eine Kugel ersetzte. Dieser Dirhem findet sich auch auf den Seiten die uns Klaupe schon genannt hat. Hier ein Vergleich mit einem Billon Aspron-Trachy von Manuel Comnenus I. Leider ist mein Dirhem nicht sehr schön, ein besserer ist mir vor Kurzem durch die Lappen gegangen. Auch die Darstellung der beiden sich anblickenden Köpfe geht auf ein altes Motiv zurück. Hier könnten uns die Freunde aus der Römerriege sicher Beispiele liefern.
OTAKAR


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Artuqiden v. Mardin Najm al-Din alpi Dirhem rv.jpg
Artuqiden v. Mardin Najm al-Din alpi Dirhem rv.jpg [ 92.35 KiB | 13105-mal betrachtet ]
Artuqiden v. mardin Najm al-Din alpi Dirhem av.jpg
Artuqiden v. mardin Najm al-Din alpi Dirhem av.jpg [ 95.32 KiB | 13105-mal betrachtet ]
Manuel Comnenus Aspron Trachy 1 komp.jpg
Manuel Comnenus Aspron Trachy 1 komp.jpg [ 118.24 KiB | 13105-mal betrachtet ]

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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 26. Apr 2014, 10:15 
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Wirklicher Hofrat

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Der folgende Bild-Dirhem ist eine Prägung der Atabegs von Armenien - der Begtimuriden, nördliche Nachbarn der Artuqiden. Diese Atabegs waren Angehörige eines Zweigs der Seldschuken, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts ihren Herrschaftsbereich im äußersten Nordosten der heutigen Türkei auf der Nordseite des Van Sees eingerichtet hatten mit der Stadt Ahlat als Zentrum. Mehrere Versuche, ihren Bereich auf Magna Armenia (nicht zu verwechseln mit Klein-Armenien in Kilikien) auszudehnen, blieben erfolglos, und mit dem Aufstieg der Ayyubiden gerieten sie unter Sultan al-Ashraf al-Musa (607-617AH/1210-1221AD), der hier etwas weiter oben bereits im Münzbild vorgestellt worden ist, unter deren Herrschaft. Das Münzgeld der Begtimuriden war mehrheitlich der byzantinische anonyme Follis, der überprägt oder gegengestempelt in Umlauf gesetzt wurde. Geprägt wurde vermutlich in Ahlat oder Nisibin, eine Münzstätte wird jedoch auf den Münzen nie genannt. Hier folgt nun einer der wenigen eigenständiger Typen der Begtimuriden, der als "scarce" bezeichnet wird.

Dateianhang:
229-1153_Filota_Ahlat_Cow_n.jpg
229-1153_Filota_Ahlat_Cow_n.jpg [ 111.66 KiB | 13080-mal betrachtet ]

Zitat:
Begtimuriden - Atabegs of Armenia. Saif ad-dîn Bektimur, (579-589 AH /1183-1193 AD). Dirhem / Fals 589 H., no mint (Akhlât?). Obv. Cow suckling calf (?) Rev: / amir al-mu'minin / al-amir al-din / amir al-mu'minin /. To the left: /Badr al-dunya/. To the right: / al-din Ghiyath/. Mitchiner WOI 1148; Album 1889. 6.07 g.

Warum nun die Drachme aus Illyrien als Vergleichsobjekt? Es gibt zeitlose und grenzüberschreitende Münzmotive bis in die Gegenwart hinein. Andererseits orientiert sich die jeweilige Deutung der Szene oft an Bekanntem aus dem Kulturkreis, der dem Interpreten vertraut ist. Westliche Beschreibungen verweisen daher fast ausnahmslos auf das Münzbild der Drachme, östliche dagegen deuten es häufig als Angriff eines Wolfs auf ein Pferd. Einen Kompromiß stellt die Deutung dar, dargestellt sei eine Stute, die ihr Fohlen säugt. Meiner Ansicht nach handelt es sich um ein Pferd (Mähne), aber ob mit Wolf oder Fohlen, könnte auch ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ein hervorragend ausgeprägtes Stück dieses Typs wird übrigens hier gezeigt:

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=35154

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 26. Apr 2014, 17:28 
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Lieber klaupo,
vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag. Das Stück gefällt mir.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 27. Jul 2014, 16:06 
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Wirklicher Hofrat

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Ich möchte noch einmal kurz auf das Doppelportrait auf Otakars Dirhem zurückkommen, das auch in meiner Sammlung liegt (s. unten).
otakar hat geschrieben:
Interessant bei den Dirhems der Artuqiden ist nicht nur die Verbindung zu den Münzen der Seleukiden sondern auch zu byzantinischen Prägungen. Das häufig auf byzantinischen Münzen auftretende Motiv der Segnung des Kaisers durch die Jungfrau Maria findet sich auch auf einem artuqidischen Dirhem wieder. ... Auch die Darstellung der beiden sich anblickenden Köpfe geht auf ein altes Motiv zurück. Hier könnten uns die Freunde aus der Römerriege sicher Beispiele liefern.

Da die Römerfraktion sich anscheinend scheut, ihre Pretiosen hier vorzuführen, muß ich wohl einspringen. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, ein solches Doppelportrait (in leider mäßiger Qualität) in meine Photosammlung aufzunehmen, das für den Dirhem Pate gestanden haben könnte. Die Aufnahme entstand im Münzkabinett des Bode-Museums, Berlin: Medaillon 4. Jh. (ca. 364-375 AD), Valentinian und Valens (rechts), 84 mm, 242,49 g.

Eine Referenz für das Stück darf gern zugetragen werden.

Gruß klaupo


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558-ND_Nejm_Mardin_Gemini_WOI-1027_n.jpg
558-ND_Nejm_Mardin_Gemini_WOI-1027_n.jpg [ 114.34 KiB | 12962-mal betrachtet ]
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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 28. Jul 2014, 20:38 
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Wirklicher Hofrat

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Lieber klaupo, wenn ich könnte, würde ich, aber ich kann nicht.
Aber ein neues Stück ist in die Sammlung gekommen. klaupo hat ein ähnliches weiter oben schon vorgestellt, mit der Besonderheit der zusätzlichen Erwähnung des Seldschukenherrschers. Hier nun das übliche, ohne Seldschuken. Es gilt als das häufigste Artukidenstück. Münzherr ist Nasir ud-Din Artuq Arslan (1201-1239 - 597-637), geprägt 611 in Mardin, 5,97 gr.
Lit: S/S 40; Album 1830.4
Gruß ischbierra


Dateianhänge:
1201-1239 Nasir al Din Artuq Arslan, Dirhem 611 Mardin, Alb 1830 (1).JPG
1201-1239 Nasir al Din Artuq Arslan, Dirhem 611 Mardin, Alb 1830 (1).JPG [ 113.32 KiB | 12953-mal betrachtet ]
1201-1239 Nasir al Din Artuq Arslan, Dirhem 611 Mardin, Alb 1830 (2).JPG
1201-1239 Nasir al Din Artuq Arslan, Dirhem 611 Mardin, Alb 1830 (2).JPG [ 113.36 KiB | 12953-mal betrachtet ]
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