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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 26. Okt 2010, 21:13 
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Wirklicher Hofrat

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Hallo klaupo,
interessantes Stück durch den Gegenstempel, und sehr gelungen auch die Gegenüberstellung mit der Tetradachme Antiochos VII - ein sehr schönes Stück übrigens.Vielleicht kommen ja noch einige Artukiden hier zusammen. Einen habe ich noch, kommt in den nächsten Tagen.

Freut mich, daß Euch die Stücke gefallen. Ich finde dieses Gebiet um die Artukiden, Zengiden und Ayyubiden und ihren bildhaften Münzen recht interessant.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 28. Okt 2010, 21:36 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
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Zur Überbrückung möchte ich hier einen weiteren Dirhem der Artuqiden von Mardin vorstellen. Ich hoffe, es ist nicht der gleiche Typ, den @ischbierra vorstellen möchte!
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628_Nasir_SS-46-n.jpg
628_Nasir_SS-46-n.jpg [ 115.88 KiB | 13732-mal betrachtet ]

Zitat:
Nasir al-Din Artuq Arslan (597 - 637 AH / 1201 - 1239 AD), AE Dirham AH 628 (1230/1231 AD)
Av: Turk-Herrscher frontal im Schneidersitz zwischen zwei Sternen, die linke Hand hält eine Kugel. Legende: Nasir ad-din Artuq Arslan; Rv.: Kufische Legende: Al-Imam al-Mustansir bi’llah Amir al-Mu’minin al-Malik al-Kamil Muhammad. Duribe sene 628. Mitchiner WOI 1065, S/S 46. 29 mm. 9,46 gm.

Was soll nun an dieser Münze Besonderes sein? Sie hat eine hübsche Sandpatina und wirkt auf den ersten Blick einfach nur orientalisch. Wenn man jedoch die Legende einbeziehen kann, können wir mit diesem Stück plötzlich eine ganz intensive Querverbindung in Richtung Europa aufbauen. Als oberster Lehnsherr dieses Artuqiden wird als Sultan (al-Malik) der Ayyubide al-Kamil Muhammad (1180-1238 AD) genannt. Das sagt uns auch noch nicht viel. Aber dieser Neffe Saladins war derselbe (hochgebildete) Mann, den Franziskus von Assisi um 1220 zum Christentum zu bekehren versuchte - erfolglos übrigens. Und al-Kamil war es auch, der im Sechsten Kreuzzug mit Friedrich II. im Frieden von Jaffa 1229 die gewaltlose Übergabe Jerusalems aushandelte. Dieser Friedensvertrag wird als weltgeschichtlich einmalig dastehend in der Geschichte zwischen Orient und Okzident bezeichnet! Der hier vorgestellte Dirhem wurde im Folgejahr (1230) dieses Friedensschlusses geprägt, und der Münzherr war damit Zeitzeuge der Ereignisse, die auch in der europäischen Geschichtsschreibung festgehalten sind.

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 28. Okt 2010, 22:27 
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Wirklicher Hofrat

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Hallo klaupo,
manche Hoffnungen sind trügerisch - es ist genau das Stück welches ich auch zeigen wollte. Aber mich trösten Deine interessanten historischen Anmerkungen. Vielen Dank.
Ich stelle mein Stück einfach dazu, es ist bedeutend leichter, 5,26 gr bei einem Durchmesser von 28,5 mm. Ansonsten alles so wie bei Deinen, also auch S/S 46.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 3. Nov 2010, 00:13 
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k&k Hoflieferant, Professor

Registriert: 17. Feb 2010, 20:43
Beiträge: 310
Ich sammle zwar nicht diese Münzen, habe aber eure Artikel mit großer Begeisterung gelesen. Vielen Dank für diese interessanten Artikel!

Jochen


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 10. Nov 2010, 21:33 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
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Über einen freundlichen Kommentar freut man sich eigentlich immer! Um die Reihe der Artuqiden, Zangiden und Lulujiden noch ein wenig fortzusetzen, möchte ich hier einen weiteren Dirhem vorstellen, diesmal einen Zangiden aus Al-Ghazira. Auch er hat - zu meiner Überraschung - ein (allerdings erheblich verfremdetes!) antikes Vorbild, das in den gängigen Beschreibungen dieses Typs meistens unerwähnt bleibt. Aufmerksam gemacht wurde ich darauf erst durch den Link von @otakar auf der ersten Seite dieses Threads.
Dateianhang:
575_Al_Gazira_SS-61-n.jpg
575_Al_Gazira_SS-61-n.jpg [ 99.21 KiB | 13689-mal betrachtet ]

Zitat:
SAYF AL-DIN GHAZI II., AH565-576 = 1169-1180 AD. AE-Dirhem, Al Gazira, AH575 = 1179 n. Chr. Kopf im Helm mit Helmzier n. l., aussen kufische Legende "La ilahe ilallah Muhammed resulullah" . Rv. Dreizeilige Legende mit Nennung des Herrschers "El-Mustadi biemrullah. Atabek Gazi." ,aussen ringförmige Legende mit Münzstätte und Datum: Jahr 575 "Bismillah duribe bi el-Cezire sene 575" .16,34 g. Mitchiner, WoI 1120. Hennequin, SS 61.

Wer hätte wohl gedacht, daß hier die behelmte Athena (gespiegelt) nach einem Gold-Stater Alexanders III., des Großen (336-323 BC) Pate gestanden haben könnte?

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 4. Mai 2011, 20:47 
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Wirklicher Hofrat
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Hallo Freunde!
Ich möchte diesen Beitrag wieder beleben nachdem es mir gelungen ist, in der Bucht auch einen Dirhem an Land zu ziehen. Es ist offensichtlich der schon von klaupo vorgestellte Dirhem des Husan ad-Din Timuratsch, allerdings schon von seinem Nachfolger Nadschm ad-Din Alpi geprägt, da sein Gegenstempel auf die Münze nicht nachträglich aufgedrückt sondern bereits (am Hals) mitgeprägt wurde. Vielleicht können die Fachleute auch die Inschrift entziffern. Da muss ich passen.
Schöne Grüße!
OTAKAR


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Artuqide v.jpg
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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 8. Mai 2011, 16:42 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
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Hallo otakar,

es hat eine Weile gedauert, bis ich eine geeignete Seite gefunden habe, die deine Frage
Zitat:
... Vielleicht können die Fachleute auch die Inschrift entziffern. ...

bantwortet, denn lesen kann auch ich sie leider nicht. Aber auf der folgenden Seite, die sich mit Seleukiden-Portraits auf Nicht-Seleukidischen Münzen befaßt, dürfte deine Frage umfassend beantwortet werden:

http://www.sfagn.info/collection/the_artuqids.html

Übrigens hast du ein sehr schönes und vollständig lesbares Stück bekommen. Das ist eher die Ausnahme als die Regel.

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 2. Aug 2011, 17:26 
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Wirklicher Hofrat

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Hier ist nun ein weiterer Artukiden- Dirhem. Ich habe ihn schon gezeigt im Mittelalter-Faden und bei Asien, weil ich mir nicht sicher war bezüglich der Echtheit. Aber alle Meinungsäußerungen dazu klangen positiv.
Es ist ein Stück des Herrschers Najm al-din Alpi (1152-1176) von Mardin.
AV: 2 Köpfe, La ilahe illallah Muhammad resullah. El Mustanjid billah emir'ül müminin
RV: 1 Kopf, Necmeddin Alpi bin ilgazi bin Artuk. Melik-i Diyarbakir
AE ,12,27 gr, 32 mm
Lit: S/S 30,1; Album 1827,5
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 13. Aug 2011, 01:06 
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Die astrologische Deutung hat eindeutig die größte Wahrscheinlichkeit. Die Münze wird ausführlich behandelt in William F. Spengler & Wayne G. Sayles: Turkoman Figural Bronze Coins and Their Iconography. Vol. 1: The Artuqids. 1992, S. 111-116. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Artukiden von Mardin
BeitragVerfasst: 10. Dez 2011, 18:56 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
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Um diesen Thread fortzusetzen, möchte ich einen weiteren Typus in zwei Varianten vorstellen, der in seiner Motivwahl wieder auf ein Münzvorbild aus der Antike zurückgreift. Gelegentlich wurde die Vermutung geäußert, daß am Hof der Artuqiden Münzsammler die Wahl der Motive beeinflußt haben könnten.
Dateianhang:
572-580AH_Qutb_WOI-1031-n.jpg
572-580AH_Qutb_WOI-1031-n.jpg [ 93.62 KiB | 12981-mal betrachtet ]

Zitat:
QUTB AL-DIN IL-GHAZI II. BIN ALPI, AH 572-580 = 1176-1184 AD. Dirhem. Kopf mit breitem, juwelenbesetztem Diadem im Perlleistenquadrat n.r., den Blick nach oben gerichtet; aussen kufische Legende "İlgazi bin Alpi bin bin Timurtaş bin Artuk". Rv. Schrift "İlgazi li-Mevlana el-Melik'ül alem'ül adil Kutbeddin Melik'ül umera Şah-ı Diyarbekir". 11,14 g, d=31 mm (oben), 8,47 g, d=28 mm (unten). SS 31.1. Mitchiner, WOI 1031-1032. Anm. Die Transkription der Legenden wurde von der Seite Anatolian Coins - übernommen.

Dateianhang:
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572-580AH_Qutb_WOI-1032-n.JPG [ 86.03 KiB | 12981-mal betrachtet ]

Vorbild für das Avers sind Prägungen von Kaiser Constantin d. Gr. (303-337 AD) mit himmelwärts gerichtetem Blick, wie man z.B. hier vergleichen kann.

Gruß klaupo


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