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Artukiden von Mardin
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Autor:  ischbierra [ 25. Okt 2010, 19:13 ]
Betreff des Beitrags:  Artukiden von Mardin

Hallo Miteinander,
kürzlich erwarb ich einen Kupferdirhem von Husam ad-din Yuluq Arslan, Artukidenherrscher von Mardin 1184-1201. Obwohl islamische Münzen in der Regel bilderlos sind, haben einige Dynastien - zB Artukiden und Zengiden - bildhafte Münzen geprägt, anfangs in Anlehnung an byzantinische Vorlagen.
Diese fand ich ungewöhnlich wegen ihrer martialischen Darstellung - Herrscher mit Schwert und abgeschlagenem Kopf. Mich belesend fand ich zunächst als Interpretation, es sei die Szene wo Saladin nach der gewonnenen Schlacht an der Hörnern von Hattin im Juli 1187 dem verhaßten Fürsten von Antiochia, Rainald von Chatillon, eigenhändig den Kopf abschlägt. Die Münze wurde zwar erst 13 Jahre nach diesem Ereignis geprägt,aber auf der Rückseite werden die Herrscher von Damaskus und Aleppo genannt, Söhne des Saladin.
Neuerdings geht man aber von der These aus, es handle sich hier um ein astrologisches Bildprogramm, und unser Stück zeige den Planeten Mars.
Vielleicht stimmt letzteres eher, ersteres ist aber interessanter.
Hier nun die Daten:
Husan ad-din Yuluq Arslan 1184-1201 (580-597)
AE Dirhem, 596 (Mardin), 31mm, 13,28 gr.
AV: behelmter Türke , erhobenes Schwert in der Linken, abgeschlagener Kopf in der Rechten, links: Nur al-din Atabeg
RV: im Zentrum:al-Nasir li-din / Allah Amir / al-mu'minin
im Kreis: al-Malik al-Afzal 'Ali wa al-Malik al Zahir-Ghazi bin al-Malik al-Nasir Yusuf
im Kreis: Husam al-din Yuluq Arslan Malik Diyarbakir bin Il-Ghazi bin Artuq duriba sanah sitt wa tis'in wa khamsami'a
(schriftliche Angaben habe ich aus der Künkerauktion 137- dort gab es ein vergleichbares Stück)
Literatur: Spengler/Sayes 36,1
Gruß ischbierra

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Autor:  Klosterschueler [ 25. Okt 2010, 19:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

's ist aber ein tolles Ding :whow:

Klosterschüler

Autor:  otakar [ 25. Okt 2010, 22:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Hallo ischbierra!
Da hast Du uns wirklich eine numismatische Kostbarkeit gezeigt und eine neue Dimension der islamischen Münzkunde angerührt. Mich fasziniert, wie hier byzantinische, hellenistische und islamische Einflüsse zusammenwirken. Mir war dieser Formenkreis bisher nicht bekannt, es ist auch nicht mein Spezialgebiet. Trotzdem habe ich auch gleich ein wenig recherchiert und bin auf einen sehr interessanten wissenschaftlichen Artikel gestoßen, in dem auch Deine Münze abgebildet und beschrieben ist:
http://www.unijena.de/unijenamedia/Down ... _L_OCR.pdf
Wenn Du diesen Artikel noch nicht kennen solltest, schau ihn dir an!
Einen schönen Abend!
OTAKAR

Autor:  Afrasi [ 25. Okt 2010, 23:00 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Der Link funzt nich ... :cry:

Autor:  ischbierra [ 26. Okt 2010, 00:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Hallo otakar,
Afrasi hat recht. Vielleicht kannst Du den Link noch einmal überprüfen.
Weil das Themengebiet offenbar Euer Interesse geweckt hat, werde ich in den nächsten Tagen noch ein weiteres Stück zeigen..
Gruß ischbierra

Autor:  payler [ 26. Okt 2010, 09:28 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Jetzt funzt der Link:
http://www.uni-jena.de/unijenamedia/Dow ... _L_OCR.pdf
Zwischen uni und jena gehört nur ein Bindestrich!

Autor:  ischbierra [ 26. Okt 2010, 10:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Danke payler für die Korrektur.

Ich wollte Euch noch ein anderes Stück von den Artukiden (auch Urtukiden, oder - bei Wikipedia - Ortokiden) zeigen. Es stammt vom Vorvorgänger des oben gezeigten Herrschers, dem zweiten Herrscher Mardins der münzte.
Zu sehen sind deutlich die hellenistischen und byzantinischen Vorbilder. Auf der Vorderseite ist nach Auskunft der Fachleute Antiochos VII gespiegelt abgebildet und steht damit für das Sternzeichen Zwillinge. Die Rückseite zeigt die Krönung des Herrschers durch die Jungfrau Maria, wie wir es von Münzen Romanos' III. und Constantins X. kennen. Im astrologischen Bildprogramm der Artukidenmünzen stellt es die beiden Häuser des Merkur dar (Tag- und Nachthaus) - die Esoteriker unter Euch können damit sicher mehr anfangen als ich.
Nun zu den Daten:
Najm ad-Din Alpi 1152-1176 (547-572)
AE-Dirhem, oJ, oMst, 15,94 gr., 31 mm
AV: zwei Gesichter einander gegenüber, darüber: Najm al-Din, darunter: Malik Diyarbakr
RV: Jungfrau krönt Herrscher, am Rand: Abu al-Muzzaffar Alpi bin Timurtash bin Il-Ghazi bin Artuk
Lit: Sp./Say. 28
Gruß ischbierra

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Autor:  klaupo [ 26. Okt 2010, 11:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Faszinierende Münzen, diese Bilder-Dirhems, die du hier vorstellst - danke für's Zeigen und nicht zuletzt für die ausführliche Beschreibung! Ich kann vielleicht auch noch das eine oder andere interessante Stück aus diesem Bereich beisteuern, möchte das aber erst noch ein wenig aufbereiten.

Einen weiteren guten Einstieg in die Bilderwelt der Artuqiden bietet übrigens neben ZENO auch die Seite Anatolian Coins

Gruß klaupo

Autor:  Afrasi [ 26. Okt 2010, 16:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Moin!

Vielen Dank fürs Zeigen und Erklären. Die zweite Münze habe ich in so einer Traumerhaltung noch nie gesehen.

Afrasi

Autor:  klaupo [ 26. Okt 2010, 20:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Artukiden von Mardin

Wie bereits oben angedeutet, möchte ich hier nun eine der frühesten Bild-Prägungen der Artuqiden von Mardin vorstellen. Das Motiv ist bei weitem nicht so spektakulär wie bei den bereits vorgestellten Stücken. Als Ausgleich habe ich aber den Prototyp für diesen Dirhem anfügen können, und man erkennt bis in die Details der Haarzeichnung die Vorlage. Geprägt wurde das Stück unter dem Vater des Najm ad-Din Alpi, den ischbierra bereits vorgestellt hat, und der Sohn hat hier nur zusätzlich seinen Namen als Gegenstempel aufgebracht.
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Zitat:
Artuqids, Husam al-Din Timurtash bin Il-Ghazi, 516-547 AH / 1122-1152 AD, AE dirham, No mint no date / Obv. Antiochos VII. Kopf mit Diadem r. cm. "Necmeddin". Rev. "El-Melik'ül alem'ül adil Hüsameddin Timurtas bin Il-Gazi bin Artuk", 12,3 g, 26,5 mm, UE-1449, S/S 26.

Hier nun die Vorlage für das Portrait:
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Zitat:
Seleukiden, ANTIOCHOS VII. EUERGETES. 138-129 BC. Seleucis et Pieria, Antiochia. Tetradrachme. Kopf mit Diadem r. Rs: Athena steht l. mit Speer, Schild und Nike. BASILEU ANTIOCHOU EUER-GETOU Alles in Lorbeerkranz. Monogramme. SMA 298. 16,6g, 30,05 mm.

Gruß klaupo

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