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BeitragVerfasst: 25. Feb 2021, 19:29 
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Doktor
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klaupo hat geschrieben:
Um die Übersicht über die Groschenprägung in Flandern ein wenig auszudehnen, kommt hier noch ein etwas merkwürdig anmutendes Stück. Das Avers zeigt einen behelmten Löwen: ein Doppelter Löwengroschen / Lion de Deux Gros. So hat ihn aber niemand genannt - das Volk nannte ihn Botdrager, weil der Löwe aus seiner Sicht einen Topf / Bot über den Kopf gestülpt trägt. Unter diesem Namen ist er auch urkundlich festgehalten. Der Beginn der Prägung ist genau datiert: der Botdrager wurde unter Louis de Male (den wir schon weiter oben auf dem Franc à Cheval kennengelernt haben) am 28. IV. 1365 eingeführt. Der Botdrager war ein sehr populärer Typ und wurde deshalb von etlichen Münzherren über das folgende halbe Jahrhundert in Nordfrankreich und in den südlichen Niederlanden nachgeahmt. Von dort gelangte er auch in den deutschsprachigen Raum: noch 1525 wurden ½ Schillinge aus Münster und Dortmund als Butdreger bezeichnet.

Gruß klaupo
Zitat:
Louis II. de Male (1346-1384) Lion de Deux Gros / Doppelter Botdrager o.J.
Avers: Behelmter Löwe sitzt l.; Legende: LVDOVICVS : DEI : GRA : COMES : F : DNS : FLANDRIE (Ludwig von Gottes Gnaden Graf von Flandern, Herr in Flandern).
Revers: Blumenkreuz in ringförmiger doppelter Inschrift. Innen: + MONETA + DE + FLANDRIA, außen: + BENEDICTVS : QVI : VENIT :IN : NOMINE : DOMINI (Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn); 4,15 g; Boudeau 2232var.



Und weil's so schön ist...hier noch eine kleine Korrektur zum Eintrag:
Louis II. de Male (1346-1384) Lion de Deux Gros / Doppelter Botdrager o.J.

Die Umschrift auf der Vorderseite ist richtig folgende: LVDOVICVS : DEI : GRA : COMES : Z : DNS : FLANDRIE (Ludwig von Gottes Gnaden Graf und Herr von Flandern).

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BeitragVerfasst: 26. Feb 2021, 11:44 
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Ein russisches Sprichwort sagt:"Besser spät als nie!" Ich hab nichts gegen Korrekturen und habe die Anmerkungen bei mir zugetragen.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 2. Mär 2021, 18:48 
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klaupo hat geschrieben:
Die Münze, die ich hier vorstellen möchte, ist eine der zahlreichen eigenständigen Weiterentwicklungen des Gros Tournois / Turnosengroschen, der seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. als ein Vielfaches des Pfennigs geprägt wurde. Das Stück kommt aus der Grafschaft Flandern und erhielt nach seinem Münzbild die Bezeichnung Double Gros à l’Aigle / Adler-Doppelgroschen. Seine volkstümliche Bezeichnung war Jongelaar. Ich habe mich vergeblich bemüht, für diese Bezeichnung einen passenden deutschen Begriff zu finden ... irgendetwas mit Adler. Vielleicht kann jemand diese Lücke schließen? Das Stück wurde auf großem Flan (31,5 mm) geprägt, ein Hinweis auf die zeitgenössischen technischen Möglichkeiten der Prägung, und so mag man es dem Münzer nachsehen, daß ihm der Schlag ein wenig verrutscht ist. Die Erhaltung würde ich - nach Vergleich mit Bildern von Stücken gleichen Typs - als überdurchschnittlich bezeichnen: Die Größe des Flans fördert häufig Prägeschwächen, leichtes Verbiegen, seine geringe Dicke bedingt, daß häufig das Kreuz als Durchschlag auf der Adlerseite sichtbar ist.

Dateianhang:
Der Dateianhang 1387_Flandern-n.jpg existiert nicht mehr.

Zitat:
Grafschaft Flandern, Philipp der Kühne (1342-1404), Double Gros à l’Aigle / Adler-Doppelgroschen o. J. (ca. 1387)
Avers: Adler über den Wappen von Burgund (links) und Flandern (rechts). Legende: PhILIPP: DEI: GRA: DVX: BVRG: Z: COm: FLAnD' (Philipp, von Gottes Gnaden Herzog von Burgund, Graf von Flandern)
Revers: Zwei ringförmige Legenden, geteilt durch ein Kreuz. Innen: MONE-TA. DE. - FLAN-DRIA, außen : + SIT: NO-mEn: DOm-InI: BEnE-DICTVm. ( Münze von Flandern - Gelobt sei der Name des Herrn)
Gewicht 4,0 g, Billon, Münzstätte Mechelen oder Gent, Boudeau 2238

Noch etwas zum Münzherrn: Philipp der Kühne / Philippe le Hardi (1342-1404) kämpfte an der Seite seines Vaters Johann des Guten / Jean le Bon in der Schlacht bei Poitiers (1356) gegen Edward, den „Schwarzen Prinzen“ und geriet zusammen mit seinem Vater in englische Gefangenschaft. 1369 heiratete er Margarethe von Flandern. Die Portraits der Eheleute sind hier (drittes Bild von oben) zu sehen Als Herzog von Burgund war er bereits 1363 von seinem Vater eingesetzt worden, und nach dem Tod seines Schwiegervaters Louis de Male (von dem sehr schöne Goldmünzen vom Typ Franc à Cheval existieren) wurde er Graf von Flandern. So erklären sich die beiden Wappen auf der Münze. Als Ratgeber seines königlichen Neffen Charles V. spielte er eine bedeutende Rolle in der zeitgenössischen Politik Frankreichs. Philipp war übrigens ein leidenschaftlicher Sammler, wenn auch nicht in gleicher Maßlosigkeit wie sein Bruder, der Herzog von Berry. Das Glanzstück in dessen Sammlung war eine Schwungfeder des Erzengels Gabriel, welche diesem in der Kammer Marias bei der Verkündigung verloren gegangen war ... vermutlich Mauser!? Andererseits verdanken wir diesem Mann als Auftraggeber eines der schönsten Stundenbücher des Hochmittelalters - Les Très Riches Heures du Duc de Berry.

Gruß klaupo



Zur Beantwortung der oben gestellten Frage über die Bedeutung Jongelaar/ Jangelaar kann ich folgendes beitragen:
'Dubbele groot Jangelaar' oder 'Groot met de adelaar'
Das ist die Bezeichnung in Dutsch, der Sprache in den Niederlanden.
Beides bedeutet das gleiche, nämlich Doppelter Adlergroschen. Adelaar wie auch Jangelaar heißt beides übersetzt Adler.

Auf Französisch heißt er Double Gros à l’Aigle.

Hier noch ein Exemplar aus meiner Sammlung.


Dateianhänge:
Dubbele groot GRAAFSCHAP VLAANDEREN - PHILIPS DE STOUTE - jangelaar.jpg
Dubbele groot GRAAFSCHAP VLAANDEREN - PHILIPS DE STOUTE - jangelaar.jpg [ 102.51 KiB | 5074-mal betrachtet ]

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