An dieser Stelle möchte ich heute eine Prägung der Stadtrepublik Ragusa vorstellen, die dem einen oder anderen vielleicht unter ihrem heutigen Namen
Dubrovnik als Urlaubsort bekannt ist. Das Nominal lautet auf DUCAT ET SEM also 1 ½ Dukaten, zeigt auf der Wertseite das Wappen der Stadtrepublik und im Avers ein - wie es heißt - idealisiertes Brustbild des Rektors.
Dateianhang:
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Zitat:
STÄDTE IN DALMATIEN - Ragusa (Dubrovnik) Datierte Prägungen. Rektortaler 1744. Brustbild links. Rs: Gekröntes Wappen. CNI 247 var, Resetar 2639, KM#17. 28,28g, d=44 mm.
Die Stadt verfügte schon sehr früh über ein außerordentlich gut funktionierendes Sozialsystem, ihren Wohlstand verdankte sie dem Fernhandel mit dem Orient. Mit der Entdeckung der Seewege nach Amerika und Indien kam dieser Handel weitgehend zum Erliegen, das Vordringen der Osmanen auf dem Balkan tat ein Übriges, und ein schweres Erd- und Seebeben im 17. Jh. gab der Republik den Rest. Anfang des 18. Jh. hatte man sich jedoch wieder erfolgreich auf den Handel im Hinterland - dem Balkan - umorientieren können, und vor diesem Hintergrund ist die Prägung des Rektortalers zu verstehen, für den Schrötters "Wörterbuch der Münzkunde" recht unfreundliche Worte gefunden hat. Ich gebe sie mal im Auszug wieder:
Zitat:
Nachdem die Nachprägung der venetianischen Scudi seit 1708 und der Silberducati seit 1722 in Ragusa mißglückt war, versuchte es diese Republik, die durch die Nachprägung fremder Münzen nach schlechtem Fuße immer berüchtigt war, mit der Fälschung der deutschen Taler. Diese ... Taler hielten nicht wie die deutschen Reichstaler 25,98 g oder wie die österreichischen 25,578 g Silber sondern nur15,626. Sie wurden in großen Massen geschlagen und nach der Türkei ausgeführt, wo man froh war etwas zu haben, das rund war ...
Naja, was ist von dieser Beschreibung zu halten? Eigentlich ganz einfach - der gute Schrötter hat abgeschrieben - und zwar aus den "Monatsblättern der numismatischen Gesellschaft zu Wien" (1910, p. 203 ff), wo der Verfasser, ein Herr Retsar, sachliche Angaben mit zeitgebundenen politisch-polemischen Ausfällen verquickt hat. Der eigentliche Grund für die Prägung und Verbreitung der Ragusaner Rektortaler ist hier zu betrachten:
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Zitat:
Ottoman Empire, Mustafa III (1171-87 AH / 1757-74 AD), Altmyslyk / 2 Zolota (60 Para) 1171 AH / RY 7, Islambul, 28 g, d=42 mm, KM#324
Wenn man nun die Gewichte der beiden Nominale vergleicht, erkennt man sofort den Rektortaler als eine Handelswährung, die mit dem osmanischen 2 Zolota Nominal konvertibel ist.
Der hier vorgestellte Rektortaler ist heute recht selten, der Jahrgang wird als sehr selten bezeichnet, und die KM-Bewertung mit 285,- USD in XF ist ein Witz. Das o.a. Stück war erkennbar mal gelocht und wurde sorgfältig repariert (vermutlich weil es selten ist), und weil ich das Verkaufsgespräch auf diese Lochung lenken konnte, habe ich das Stück sehr billig erwerben können. Selten bleibt es trotzdem - und warum? Eigentlich auch ganz einfach: der osmanische Kurush hielt in der Anfangsphase seinen Silbergehalt stabil, dann stürzte er in kürzester Zeit rapide ab. Die Folge war: der Rektortaler wurde zu einer Fremdwährung, die nicht mehr mit der türkischen übereinstimmte, er wurde gehortet oder eingeschmolzen und verschwand aus dem Zahlungsverkehr. Die weitere Prägung wurde ein Zusatzgeschäft und 1779 gänzlich eingestellt. Nicht viel später, im Jahr 1805, verlas der napoleonische General Marmont nach dem Einzug der französischen Truppen das Edikt seines Kaisers, das mit den Worten begann: "Die Republik Ragusa hat aufgehört zu bestehen."
Sic transit gloria mundi ...
Gruß klaupo