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BeitragVerfasst: 24. Jun 2009, 07:01 
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Hofrat
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Interview mit dem Leiter der Ausgrabungen von Kalkriese/Bramsche (Varusschlacht).

Kalkriese - Vor 2.000 Jahren tobte die Varusschlacht, noch heute streiten Forscher um den Schauplatz. Der Archäologe Günter Moosbauer von der Universität Osnabrück leitet die wissenschaftlichen Untersuchungen im nahen Kalkriese. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP erläutert er Erkenntnisse und heutige Grenzen der Forschung, die Bedeutung der jüngsten Funde am Harz und einen wissenschaftlichen Traum.

Wie sicher sind Sie, dass die Schlacht in Kalkriese geschlagen wurde?
Moosbauer: Nach derzeitigem Stand der Forschung sieht es so aus, dass wir einen Schauplatz im Kontext der dreitägigen Varusschlacht fassen. Das ist aber nicht unumstritten, einige wenige Froscher glauben, dass die Funde von Schlachten wenige Jahre nach Varus herrühren. Unseres Erachtens stammen die gefundenen Münzen und manche militärischen Ausrüstungsgegenstände aber aus der Zeit um 9 n. Chr. Insbesondere die archäologischen Befunde liefern Indizienbeweise, die für die Schlacht sprechen - aber ob hier der Anfang war, die Mitte oder das Ende, wissen wir nicht. Varus war mit seinem Heer auf dem Rückmarsch ins Winterlager am Rhein, und dabei wurde das Heer immer wieder angegriffen.

Gibt es heute Alternativen zu Kalkriese als Schauplatz der Schlacht?
Moosbauer: Kalkriese ist der einzige Ort, an dem etwas Relevantes gefunden wurde. Ja, er ist der einzige Ort in Deutschland und einer von wenigen in Europa, an dem sich je Hinweise auf eine Feldschlacht aus der Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius fanden. Darüber hinaus fassen wir eine katastrophale römische Niederlage, was für die Varusschlacht spricht. Nach der einzigen ähnlich verlaufenen Schlacht 15 n. Chr. konnten sich die Römer trotz erheblicher Verluste noch zurückziehen. In Kalkriese fassen wir den Untergang einer römischen Armee. Darauf deuten zum Beispiel die Plünderungsspuren hin: Unsere Fundstücke sind vor allem kleine Teile.
Aufgabe für Generationen

Wie lange werden Sie in Kalkriese noch zu graben haben?
Moosbauer: Die gesamte Fundregion umfasst 30 Quadratkilometer. Selbst von der bisherigen Hauptfundstelle «Oberesch», das wenige Hektar umfassende Gelände des heutigen Museums, sind erst zehn Prozent ausgegraben. Das ist eine Aufgabe für Generationen. Zumal spätere Forscher sicher auch über neue Methoden verfügen, die wir heute noch nicht haben.

Die gängige Meinung war, dass sich die Römer nach der Varusschlacht nicht mehr in den Norden getraut hätten. Kürzlich wurde aber in Kalefeld am Harz ein Römerschlachtfeld aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. gefunden. Entwertet das Kalkriese archäologisch?
Moosbauer: Kalefeld ist ähnlich wichtig wie Kalkriese, denn die Forschung konnte sich tatsächlich nicht vorstellen, dass sich die Römer noch einmal so weit vorgewagt hätten. Wir hatten einer schriftlichen Quelle nicht getraut. Die Bedeutung von Kalkriese schmälert Kalefeld aber nicht. Hier haben wir erstmals ein römisches Schlachtfeld aus der frühen Kaiserzeit, und wir können erstmals archäologisch fassen, was ein römisches Heer auf dem Marsch mit sich führte. Zumindest wenn es wie Varus in friedlicher Mission unterwegs war. Wir leisten hier darum Pionierarbeit in dem Bemühen um «Schlachtfeld-Archäologie», um Methoden, solche Schlachtfelder zu interpretieren.

Was ist das Besondere?
Moosbauer: Bei Schlachtfeldern haben wir es nicht mit Gräberfeldern oder Siedlungen zu tun, also nicht mit absichtlichen Grabbeigaben oder Hausmüll. Die Zusammensetzung der Funde unterliegt ganz anderen Prozessen: Kämpfen, Plünderung durch die Sieger, Opferhandlungen und der späteren, weiteren Verwertung durch die Bewohner einer Region. Diese Faktoren wirken extrem auf die Fundstücke ein. Das heißt: Wir haben nur sehr wenig, und das muss entsprechend zusortiert und interpretiert werden. Eine Methode, die auch in Kalefeld helfen wird.
Hobby-Forscher landeten Treffer

Hobby-Archäologen haben Kalkriese und Kalefeld gefunden. Ist das nicht frustrierend für den Profi?

Moosbauer: Nein. Wir verdanken neben der modernen Luftbildarchäologie den interessierten Laien, dass wir heute einen so großen Denkmalbestand haben.

Welchen Fund wünschen Sie sich von den Laien noch?
Moosbauer: Ich wäre glücklich, wenn wir ein römisches Marschlager aus der Zeit kurz nach Varus finden würden, aus den Jahren 14 bis 16 n. Chr. Das zielt auf die Kritiker. Denn dann gäbe es etwas, mit dem wir die Funde in Kalkriese vergleichen könnten. Wir bekämen ein chronologisch sicheres Gerüst - das wäre der absolute Traum.

http://www.net-tribune.de/article/300409-124.php

Katalog zu Fundstücken aus der Varusschlacht veröffentlicht

Bramsche-Kalkriese - Im Jubiläumsjahr haben Archäologen in Niedersachsen eine neue Dokumentation über Funde zum vermuteten Ort der Varusschlacht vorgestellt. Bei dem Werk mit Detailzeichnungen von rund 1.000 Überbleibseln römischer Legionen handele es sich um einen wissenschaftlichen Meilenstein, sagte der Leiter der Grabungen in Bramsche-Kalkriese, Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück, am Donnerstag. Weitere Bände zur Schlacht vor 2.000 Jahren sollen folgen.
Den Angaben zufolge sind die Fundstücke ein Indiz dafür, dass Kalkriese der Ort der legendären Hermannsschlacht war. Im September des Jahres 9 nach Christus hatten die Germanen unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius dem römischen Feldherrn Varus und drei Legionen in einen Hinterhalt gelockt und sie vernichtend geschlagen. Arminius wurde in späteren Jahrhunderten in Deutschland als Hermann zum Freiheitshelden und Vorkämpfer der Nation stilisiert.
Zur Dokumentation der archäologischen Arbeit wurde 2002 in Kalkriese das Museum Varusschlacht eröffnet. Ab Mai zeigt es die bisherige Bilanz der Arbeit in seiner neuen Dauerausstellung. Zum Jubiläum der Schlacht beteiligt sich Kalkriese zudem mit einer Sonderausstellung an dem Ausstellungsprojekt «Imperium Konflikt Mythos», das an drei Stationen unter anderem die Grundlagen kultureller und nationaler Identität in Deutschland hinterfragen will.
In Kalkriese wird seit 1989 das Schlachtfeld ausgegraben, wobei bislang rund 6.000 Funde römischer Hinterlassenschaften zutage gefördert wurden. Bis heute fanden die Archäologen in Kalkriese nur zwei germanische Stücke, sagte Museumsdirektorin Heidrun Derks.

http://www.net-tribune.de/article/230409-209.php

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BeitragVerfasst: 24. Jun 2009, 07:46 
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Hallo Justusmagnus!

Danke dir, dass du den "Numismatik-Cafe-Pressespiegel" so vorbildlich führst!
:appaus:

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BeitragVerfasst: 24. Jun 2009, 19:01 
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Hallo Klosterschüler,

ist doch selbstverständlich, wenn man zu 100 Prozent (+ 1 %) hinter seinem "Kaffeekränzchen" steht. Und im übrigen ist es mir einfach nur wichtig, so etwas wie einen interdisziplinären Zusammenhang zwischen Numismatik, Geschichte und Archäologie herzustellen. Oder einfacher ausgedrückt. Damit wir "Numis" auch mal über den Tellerrand schauen können.

mit freundlichen Grüßen

Justus

P.S. Den "Justusmagnus" als Anrede hab' ich übrigens schon vor einiger Zeit abgelegt, quasi als Selbsterkenntnis aus der Tatsache, dass ich in punkto antiker Numismatik erst dabei bin, das Anfängerstadium zu verlassen. Den "Magnus" will ich mir erst noch bei Euch verdienen!

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