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Hartenbeck Peter Münzgraveur
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Autor:  payler [ 27. Mai 2009, 15:21 ]
Betreff des Beitrags:  Hartenbeck Peter Münzgraveur

Hartenbeck, Peter (* um 1550 in Schwäbisch Gmünd, † 1616 in Hall/Tirol)

Peter Hartenbeck wurde um 1550 in der kaisertreuen katholischen Freien Reichsstadt Schwäbisch Gmünd (etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart) geboren. Wie bei fast allen damaligen Münzgraveuren ist auch hier davon auszugehen, dass Peter Hartenbeck als Gold- bzw. Silberschmied - deren es bis zum heutigen Tage in Gmünd viele gibt - seine Ausbildung absolvierte.

Im Juni 1584 wurde er in der Fuggerstadt Augsburg von einer hochrangigen Delegation aus dem Ausland angeworben:

Niemand Geringeres als der spanische König Philipp II., Herrscher über ein Weltreich, das damals auf dem Gipfel seiner Macht stand, wollte über eine neuartige Erfindung aus dem deutschsprachigen Raum verfügen: riesige durch Wasserkraft angetriebene mühlwerkartige Maschinen - die ersten Münzprägemaschinen überhaupt. Da Peter Hartenbeck einer der ersten Spezialisten unter den Münzgraveuren war, die eine hierfür notwendig gewordene neue Gravurtechnik beherrschten, schickte der spanische König über den kaiserlichen Botschafter Hans Freiherr von Khevenhüller und Erzherzog Ferdinand II. von Tirol jene Delegation aus, die Hartenbeck anwerben sollte.

Die leistungskräftigste dieser Maschinen (sogenannte Walzenprägewerke) stand damals in Hall in Tirol bei Innsbruck, und von daher sollte auch dort in Tirol eine weitere Maschine für Spanien gebaut und auf die Iberische Halbinsel überführt werden - mitsamt den ausgesuchten Spezialisten und Münzern, die quasi „auf Montage“ mitgeschickt wurden.

In einer abenteuerlichen und dramatischen Überführungsaktion ging es mit Lastpferden über die Alpen, Norditalien, Genua, von dort per Galeere über Nizza nach Barcelona und danach mit Planwagen landeinwärts quer durch Spanien. Sie mussten sich durch Pestzonen, Stürme, Intrigen und Banditengebiete schlagen und verloren dabei insgesamt zwei Mann. Der Konvoi mit der zweieinhalb Tonnen schweren Maschinerie erreichte schließlich nach acht Monaten im Juni 1585 den Zielort Segovia in Zentralspanien; glücklicherweise sind die detaillierten Reiseberichte dieser Aktion größtenteils erhalten geblieben.

Die Münzer aus Schwaben und Tirol installierten dort in einer umgebauten Mühle am Fluss die riesige wasserkraftbetriebene Maschine und prägten die ersten modernen maschinengeprägten Münzen des gesamten spanischen Weltreichs - Hartenbeck gravierte hierbei auch die ersten datierten Münzen Spaniens (seit 1586, hauptsächlich 2,- 4- und 8-Reales-Stücke).

Nachdem der spanische König Philipp II. seine modernste Münzstätte auch persönlich besucht hatte, lief die Produktion auf vollen Touren. Angeliefert und verprägt wurde Silber aus den spanischen Überseekolonien; die Schifffahrtswege waren freilich durch Unwetter und englische Piraten wie Francis Drake sehr gefährdet.

Hartenbeck kehrte nach 10 Jahren - als Einziger seiner mit die Ferne gezogenen Münzerkollegen - im Jahre 1594 wieder nach Hall in Tirol zurück, wo er einige der schönsten Münzen und Medaillen jener Zeit schuf. Er arbeitete bis zu seinem Tode 1616 in der Münzstätte Hall, wo heute eine Rekonstruktion einer solchen Walzenprägemaschine steht.

Artikel von:
* Andreas Udo Fitzel (Mitglied der Tiroler Numismatischen Gesellschaft), Peter Hartenbeck (um 1550 - 1616) Von einem wackeren Schwaben aus Gmünd, Wundermaschinen, abenteuerlichen Reisen und abertausenden Silbertalern, 92 Seiten, Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, Einhornverlag Schwäbisch Gmünd, 2007, ISBN 9783936373325

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